Rheinpfalz 20-Jähriger kündigt Amoklauf an

Weil er in Deutschlands größter Chat-Community Knuddels.de einen Amoklauf angedroht hatte, wurde ein 20-Jähriger aus einer Kreisgemeinde gestern von Jugendrichter Mark Edrich verwarnt und zu 50 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Außerdem erhält er in den nächsten acht Monaten eine Betreuung durch Mitarbeiter des pfälzischen Vereins für soziale Rechtspflege Zweibrücken.

„Sie müssen endlich Ihr Leben auf die Reihe kriegen“, wurde der 20-Jährige von Richter Edrich ermahnt. „Sie sind jung genug und können noch was aus Ihrem Leben machen.“ Sollte der Angeklagte allerdings vor seinem 21. Geburtstag im Mai nächsten Jahres nochmals straffällig werden, stellte ihm der Richter Jugendarrest in Aussicht. Mit dem Satz „Ich plane ein Attentat auf euch“ versetzte der 20-Jährige in der Nacht zum 21. Juli 2013 die Chatter bei „Knuddels.de“ in Angst und Schrecken. Die Verantwortlichen des Internet-Channels wurden informiert, ebenso die Polizei. Die Identität des jungen Mannes, der unter einem Nicknamen eingeloggt war, wurde gelüftet. Die Anklage gegen ihn lautete: Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten. „Was haben Sie sich dabei gedacht?“, wurde er gestern von Richter Edrich gefragt. „Ich wusste in dem Moment nicht, was mir im Kopf herumgegangen ist“, antwortete er. „Ich habe eingesehen, dass ich Sch... gebaut habe. Gemeint war mit dem Satz niemand bestimmtes. Vielleicht wollte ich mich auch ein wenig wichtig machen. Dass das solche Ausmaße annimmt, habe ich nicht gedacht.“ Dabei hätte es zum Gerichtsverfahren gar nicht kommen müssen, denn die Staatsanwaltschaft hatte gegen Auflagen angeboten, das Verfahren einzustellen. Da aber keine Reaktion des 20-Jährigen erfolgte, musste er sich gestern vor Gericht verantworten. Staatsanwältin und Richter „knöpften“ sich beide den jungen Mann vor. „Gehen Sie tagsüber arbeiten, dann brauchen Sie nachts nicht am Computer zu sitzen.“ Es war in dieser Nacht zum 21. Juli immerhin schon kurz vor vier Uhr, als er der Internet-Gemeinde von „Knuddels.de“ Mord oder Totschlag androhte. „Wie verläuft eigentlich Ihr Tag?“, fragte Edrich den jungen Mann, der seit September 2011 der Arbeit aus dem Wege geht. Wozu die Staatsanwältin bemerkte: „Schon drei Jahre bei der Mama zu wohnen und gar nichts zu machen, das halte ich für ein bisschen bedenklich. Wenn ich Ihre Mutter wäre, hätte ich Sie schon längst auf die Gasse gesetzt.“ Zurück aber zur Frage des Richters. Der 20-Jährige steht nach eigenen Angaben morgens gegen neun/zehn Uhr auf, duscht, frühstückt und verzieht sich dann wieder zurück ins Bett zum TV gucken. Nachmittags sei dann Treffen mit Freunden angesagt. „Chillen?“ – die Frage des Richters war eher rhetorischer Art. Der junge Mann besitzt einen Schulabschluss, ebenso war er beim IB in einer Ausbildungsmaßnahme, brach dann aber die Lehre ab. Seither gab’s keinerlei Bemühungen mehr um einen Ausbildungsplatz. „Wenn Sie sich jetzt nicht zusammenreißen, dann geht’s noch weiter den Bach runter“, sagte die Staatsanwältin. „Wir wollen Ihnen helfen. Ab nächsten Mai fallen Sie unter die Erwachsenen-Justiz und denen ist scheißegal, was dann aus Ihnen wird.“ Manchmal muss man eben der Jugend mit deren eigenen drastischen Worten ins Gewissen reden. (pt)

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