Rheinpfalz „ Weltgeschichte geschrieben“

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) macht sich in seiner Funktion als anerkannter Denkmalschutzverband für den Erhalt von Werk 38 der Festung Landau stark. Zusammen mit anderen Hinterlassenschaften des französischen Festungsbaumeisters Vauban müsse sein Schutz als Weltkulturerbe bei der Unesco beantragt werden.

Wie wiederholt berichtet, ist das Vorwerk der Festung Landau im Wohnpark am Ebenberg ausgegraben worden, soll aber in Kürze überbaut werden. Dagegen wenden sich BUND-Sprecher Ulrich Mohr und Professor Hartmut Hofrichter, der Sprecher des landesweiten BUND-Arbeitskreises Denkmalschutz. Hofrichter ist emeritierter Lehrstuhlinhaber an der Universität Kaiserslautern und war Landeskonservator, also oberster Denkmalpfleger von Rheinland-Pfalz. Er hat in einer vierseitigen Abhandlung zusammengestellt, warum Werk 38 eine festungstechnische Besonderheit ist und welche Rolle es in der Landauer Stadtgeschichte sowie im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) gespielt hat. Mohr und Hofrichter weisen darauf hin, dass es sich bei Werk 38 um die sogenannte „Prinz-Eugen-Schanze“ handele, benannt nach Prinz Eugen von Savoyen. Der ist bekannt aus dem Lied „Prinz Eugen, der edle Ritter“, das die Belagerung Belgrads schildert. Besagter Prinz Eugen spielte eine große Rolle in den Türkenkriegen und war später zusammen mit dem Herzog von Marlborough Oberbefehlshaber der alliierten Truppen (Österreich, England, Niederlande) gegen Spanien. Mohr weist darauf hin, dass sich an der Prinz-Eugen-Schanze am 12. Juli 1713 „Weltgeschichte abgespielt hat“. Er bezieht sich auf die Erstürmung durch französische Soldaten, die Stadt und Festung wieder fest in französische Hand gebracht haben. Mohr bezeichnet den Gedanken als unerträglich, dass dieses einzigartige geschichtliche Dokument einer Tiefgarage weichen solle. „Die Vernichtung des Werks würde dem Renommee nicht nur der Stadt Landau, sondern auch des Landes Rheinland-Pfalz erheblichen Schaden zufügen“, schreibt er Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer (SPD). „Die Festung Landau war zusammen mit Straßburg das herausragende militärarchitektonische Signal, das das Königreich Frankreich dem Heiligen Römischen Reich über den Rhein schickte“, so Mohr. Andernorts stehe das Vauban’sche Erbe seit 2007 europaweit mit zahlreichen Beispielen als Unesco-Weltkulturerbe unter Schutz. Zahlreiche Städte zögen daraus wirtschaftlichen Nutzen. Mohr wirft der Stadtpolitik klassische „Basta-Politik“ vor. Ohne Namen zu nennen, kritisiert er den SPD-Fraktionsvorsitzenden Maximilian Ingenthron, der mit dem Satz „pacta sunt servanda“ (Verträge müssen eingehalten werden) verschleiern wolle, dass ein in diesem Erhaltungszustand nicht erwartetes einmaliges Denkmal bewusst zerstört werden solle. Mohr erinnert daran, dass der BUND schon 2010 den früheren Ministerpräsidenten Kurt Beck auf die Chancen hingewiesen habe, die sich für Landau aus einer Verknüpfung der „Potenziale der Festungs- und Garnisonsstadt Landau“ mit dem Ereignis Landesgartenschau ergeben könnten. Dieses Schreiben sei Schlimmer seinerzeit in Kopie zugegangen. Die Interessen des Investors, der dort Wohnbebauung errichten will, seien legitim, so Mohr. In diesem Fall komme es aber zum kulturpolitischen Stilbruch. „Man kann auch sagen: Wieder einmal darf die Planierraupe eines platten Renditedenkens über das zarte Pflänzchen Kultur rollen.“ Mohr beklagt, dass es an Politikern mit Statur fehle, die den Mut dazu haben könnten, das Ruder noch einmal herumzureißen. (boe)

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