Kultur Südpfalz Über die Brücke gehen

Große Kunst von kleinen Händen gibt es derzeit in den Fluren der katholischen Kindertagesstätte St. Georg und der Grundschule in Arzheim zu sehen. An vier Vormittagen nämlich haben neun Vorschulkinder und elf Grundschüler gemeinsame Sache gemacht und unter Anleitung von Renate Vollmar in der Kinder und Kunst (KuK)-Malwerkstatt der Villa Streccius in Landau symbolische „Brückenwege“ gemalt und gebaut.

Und wie es sich für eine richtige Ausstellung wichtiger Künstler gehört, lud Kita-Leiterin Christiane Erbach, die das gemeinsame Projekt initiierte, zu einer offiziellen Vernissage mit Saft, Sekt und leckeren Häppchen ein. Bei der Begrüßung wurden die Blicke der vielen neugierigen Gästen zuallererst auf das titelgebende Bild „Brückenwege“ gelenkt. Diese plastische Arbeit mit Papier, Pappe und viel Farbe zeigt nämlich genau die räumliche Situation, in der sich Kita und Grundschule befinden. Die Häuser stehen sich genau gegenüber, sind aber durch die Hauptstraße voneinander getrennt. Die Kinder haben über diese Straße nun kurzerhand eine Brücke gebaut, auf der die KuK-Malwerkstatt ein Zuhause findet. So eine tolle Idee müssten Erwachsene Stadt- und Dorfplaner auch mal haben und in die Tat umsetzten! Dann wäre die Welt nicht nur bunter, sondern auch gefahrloser! Aber was nicht ist kann ja noch werden, und träumen ist allemal erlaubt. Dann kann man sogar auf der „Himmelsleiter“, die gleich am Kita-Eingang zum Schmuckstück einer Betonstele wurde, bis zu den Wolken klettern. Wie hoch muss man da wohl hinauf? Und wie weit ist der Weg bis zur Sonne? Das sind so typische Renate- Vollmar-Fragen, wenn sie als Kuk-Leiterin wieder mal neue Schüler auf fantasievolle Kunstpfade locken will. Aber auch das lernen ihre Schützlinge: Wer hoch hinauf will, muss erst mal unten anfangen. Und „unten“, das ist zum Beispiel der Grund und Boden, auf dem wir unsere Füße haben. So entstand die Bildkollage von der Erde – gefertigt mit echten Erdfarben, die auch noch Sandpartikel enthielten und sich richtig gut anfühlten. Anfühlten? Na klar! In der KuK wird kaum mit dem Pinsel, sondern fast ausschließlich mit den Fingern gemalt, mit bloßen Händen modelliert und mit allen Sinnen ausprobiert, wie man seinen Einfallsreichtum auf Papier darstellen kann. Dabei darf die Malunterlage durchaus mal zerknüllt und wieder glatt gestrichen, durchnässt und wieder getrocknet werden. Dann erst entstehen so raffinierte Gebilde, wie die vernetzte Landschaftskarte, die nun gleich im Eingang der Grundschule hängt. Oder man macht das Papier mit Graphit zuerst so schwarz wie die Nacht, um dann mit Acrylfarben den Tag zu beginnen. Zuerst das weiß-leuchtende Dämmerlicht, dann die warme, gelbe Sonne und schließlich der strahlend blaue Himmel – bei diesen kraftvollen „Aufwachbildern“, die jetzt ganz großartig und -formatig den Kita-Flur verzaubern, ist gute Laune garantiert. Die grobe Vorgehensweise für einen neuen Arbeitszyklus wurde den Kindern genau erklärt, die Ausführung aber oblag jedem Künstler selbst und am Ende des Prozesses wurden alle Arbeiten mosaikartig zu großflächig komponierten Gesamtkunstwerken mit verblüffender Wirkung zusammengefügt. Jetzt staunen die Erwachsenen über duftige Blumen in zartem Ölpastell, über kunterbunte Mosaikquadrate, in denen sie vielleicht die Spur des eigenen Kindes entdecken und über dreidimensionale Wandbilder, die aussehen wie eine akkurat geordnete Ansammlung rostiger Rohrteile oder bunter Dosenböden. Beim Sommerfest am 12. Juli sollen viele dieser Arbeiten versteigert werden. (ttg)

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