Rheinpfalz Über das Gesundheitssystem und tieffliegende Flugzeuge

Angekündigt war die Podiumsdiskussion „Kerosinablass – unbedenklich und unvermeidlich?. Doch erschienen weder alle angekündigten Redner noch kam es zur Diskussion. Und Kerosinablass spielte nur am Rande eine Rolle. Es ist drückend warm, die Plätze im Café Susann in der Osterstraße sind alle belegt. Knapp 100 Leute sind am Mittwoch erschienen. „Kerosinablass – unbedenklich und unvermeidlich?“ ist der Titel der Veranstaltung, zu der die Friedensgruppen „Stopp Air Base Ramstein“ und „Pfälzer Initiative Entrüstet Euch“ eingeladen haben. Die Werbetrommel wurde im Vorfeld kräftig gerührt. Entsprechend gemischt ist das Publikum. In Ehren ergraute Mitglieder der Friedensbewegung sitzen neben vergleichsweise jungen Leuten, aber auch Bürger, die sonst selten bei vergleichbaren Treffen auftauchen, sind gekommen. Angekündigt ist eine Podiumsdiskussion mit folgenden Teilnehmern: Jochen Marmit (Journalist aus dem Saarland), Eike Heinicke (Arzt aus Reichenbach-Steegen) und Michael Müller (BUND Kaiserslautern). Leider hält die Veranstaltung nicht mal im Ansatz, was sie vorab verspricht. Einer der Angekündigten, der Journalist Marmit, erscheint gar nicht. Zwar liegen auf den Tischen noch Flyer aus, auf denen sein Name steht, aber die Veranstalter sehen offenbar keine Notwendigkeit, den Zuhörern zu erklären, warum der gute Mann nicht da ist. Sei’s drum. Schon in den ersten Minuten ist zu erkennen, dass der Abend wohl nicht so verlaufen wird, wie sich das manche Gäste erhofft haben. Während die Begrüßung noch den üblichen Ritualen (Große Freude, Dank für das Interesse und so weiter) folgt, kommt einem spätestens gegen Ende des ersten Vortrags der Gedanke, im falschen Film gelandet zu sein. Vortrag? Sollte das nicht eine Podiumsdiskussion werden? Und: Wo ist das Podium? Warum gibt es statt Informationen zum Kerosinablass einen mäßig spannend aufbereiteten Vortrag des Landschaftsarchitekten Michael Müller zur „Air Base Ramstein im naturräumlichen Kontext“? Es ist ja nicht so, dass das Thema gänzlich uninteressant ist, aber für diesen Abend ist etwas anderes angekündigt. Von der Aussicht auf eine kurzweilige Podiumsdiskussion, bei der vielleicht sogar konträre Meinungen ausgetauscht werden, haben sich zu diesem Zeitpunkt die meisten Zuhörer gedanklich schon verabschiedet. Was soll’s. Nach 30 Minuten folgt der zweite Redner. Der Reichenbacher Arzt Eike Heinicke. Nun ja. Für ihn gilt, was auch für den Vorredner galt. Gänzlich uninteressant ist nicht alles. Wenngleich sich an der ein oder anderen Stelle die Frage stellt, zu was der Mediziner eigentlich spricht. En passant schimpft er über das deutsche Gesundheitssystem, erzählt über Epigenetik und tieffliegende Flugzeuge, die ihn beim Ausritt in der Nordpfalz erschreckt haben. Irgendwann redet er dann – hoffentlich nicht aus Versehen – über Kerosinablass. Allerdings geschieht das so beiläufig, dass er schon wieder über etwas anderes spricht, bis man es so richtig realisiert hat. Dann doziert er über Umweltbelastungen und deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, setzt das jedoch in keine Beziehung zu abgelassenem Kerosin. Es ist nicht so, dass es eine Qual ist, dem Mediziner und Grünen-Politiker zu lauschen. Er tritt vergleichsweise eloquent auf. Aber der Erkenntnisgewinn zum eigentlichen Thema tendiert knallhart gegen Null. Irgendwann sind die Vorträge vorbei. Zeit für Fragen. Die kreisen um Fluglärm, die Amerikaner, Atombomben, die Drohnen-Relaisstation auf der Air Base und, und, und. Gegen 20.30 Uhr verlassen die Ersten das Café, das Treffen endet gegen 21 Uhr. Um Kerosinablass und die daraus resultierenden Folgen ging es weniger als 15 Minuten. Leider.

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