Hockey Vor dem WM-Finale: „Wir holen uns auf jeden Fall den Pott“

Sieggarant Gonzalo Peillat (links) traf dreimal beim Halfboinasieg gegen Austzralien. Hier feiert er mit Moritz Ludwig seinen Tr
Sieggarant Gonzalo Peillat (links) traf dreimal beim Halfboinasieg gegen Austzralien. Hier feiert er mit Moritz Ludwig seinen Treffer zum 1:2.

Nach einem irren Comeback greifen die deutschen Hockey-Männer nach Gold. Auf dem Weg zum ersten WM-Titel seit 17 Jahren gibt es jedoch ausgerechnet ein Wiedersehen mit Belgien.

Wieder ein irres Comeback, wieder ein emotionales Last-Minute-Drama – und Kapitän Mats Grambusch ist sich nach all dem sicher: „Jetzt werden wir es sicherlich nicht am Ende abschenken. Wir holen uns auf jeden Fall den Pott.“ Denn nach dem Halbfinal-Krimi ist das erste WM-Gold seit 17 Jahren für die deutsche Hockey-Nationalmannschaft nur noch einen Sieg entfernt.

Und dieser Mission gilt in Indien nach dem nervenaufreibenden 4:3 gegen den Weltranglistenersten Australien die volle Konzentration. Denn am Sonntag (14.30 Uhr MEZ/DAZN) geht es wieder gegen Belgien: Den bislang einzigen Gegner, den die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) im Turnier noch nicht schlagen konnte.

In der Gruppenphase gelang gegen den Titelverteidiger ein 2:2, trotz des Unentschiedens dürfte vor allem der deutsche Topscorer Niklas Wellen sehr gute Erinnerungen mit dieser Partie verbinden. In der Halbzeit hatte der 28-Jährige erfahren, dass er zum ersten Mal Vater geworden war.

Auf den letzten Drücker

Er habe bereits vor dem Turnier versprochen, hatte Wellen gesagt, dass er bei seiner Rückkehr ein Foto mit „meiner Freundin, dem Kleinen und der Goldmedaille um den Hals“ machen werde. Und spätestens nach der zweiten spektakulären Aufholjagd gegen Australien hat das deutsche Team bewiesen, dass mit ihm im Kampf um den WM-Titel immer zu rechnen ist. Und Wellen ist im Finale besondere Unterstützung gewiss – sein Vater ist überraschend in Indien angekommen. „Er hat sich nach dem Viertelfinale ein Ticket gebucht und in den Flieger gesetzt“, sagte Wellen.

Erst retteten die Grambusch-Brüder ihre Mannschaft im Viertelfinale gegen England auf den letzten Drücker ins Penaltyschießen und auch im Halbfinale schien der Traum von Gold schon geplatzt zu sein – doch dann legte Gonzalo Peillat los. Der gebürtige Argentinier, der erst seit dem vergangenen Jahr das deutsche Trikot trägt, schoss das DHB-Team nach einem 0:2- und 2:3-Rückstand mit einem Hattrick innerhalb von zehn Minuten wieder auf Finalkurs, Wellen krönte sechs Sekunden vor Schluss das sensationelle Comeback.

Ein verschworener Haufen

„Ich glaube, man hat an meinem außergewöhnlichen Jubelsprung gesehen, dass ich nicht so richtig wusste, wohin mit meinen Emotionen“, sagte Wellen, der nach seinem Treffer erst einmal den Schläger weggeworfen und seine Freude im Stadion von Bhubaneswar hinausgeschrien hatte. Dass die Mannschaft gegen England zurückgekommen sei, „war schon Wahnsinn“, sagte er. Das Spiel gegen Australien in der regulären Spielzeit zu gewinnen, sei „absolut verrückt“.

„Vielleicht ist es eine Stärke, dass sich viele Spieler schon lange kennen. Diesen Spirit in der Mannschaft habe ich schon lange wahrgenommen“, sagte der Coach. „Die Verbindung ist schon verdammt eng. Wir kennen uns seit Ewigkeiten. Das gibt einem eine gewisse Stabilität und Ruhe“, befand auch Stürmer Wellen, der bislang sechs Turniertreffer erzielt hat – den ersten davon im Vorrundenspiel gegen Belgien.

„Ich hoffe sehr, dass die Mannschaft den letzten Schritt noch geht und dass wir uns dann hoffentlich daran gewöhnen, dass wir nicht wieder so lange auf das nächste Finale warten müssen“, sagte DHB-Sportdirektor Martin Schultze. Wenn man von der Qualität überzeugt sei, sagte Henning, „ist es wichtig, erst recht durchzuziehen, wenn es mal wackelt“, das gelte für individuelle Stärken, aber auch seine Mannschaft habe das mit ihrer Spielweise unter Beweis gestellt. Mit den Comeback-Spezialisten ist eben immer zu rechnen.

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