Nachruf Udo Scholz ist tot

Immer für einen flotten Spruch zu haben, aber nie verletzend: So war Udo Scholz am Stadionmikrophon.
Immer für einen flotten Spruch zu haben, aber nie verletzend: So war Udo Scholz am Stadionmikrophon.

Die Adler Mannheim und der 1. FC Kaiserslautern trauern: Die Stimme der SAP-Arena und früher auch des Betzenbergs erlag im Alter von 81 Jahren den Folgen eines Herzstillstands.

Vor über einem Jahr noch, bei einem wie immer launigen Gespräch vor seinem 80. Geburtstag, sagte Udo Scholz voller Überzeugung: „Solange ich atmen kann und mich der Aufgabe gewachsen fühle, bleibe ich dabei!“ Ans Aufhören dachte er nicht. Am MIttwoch hörte der langjährige Hallen- sowie Stadionsprecher der Adler Mannheim und des 1. FC Kaiserslautern auf zu atmen. Udo Scholz ist an den Folgen seines Herzstillstands verstorben.

„Es gibt Momente im Leben, in denen lassen sich kaum Worte finden. Mit Bestürzung und in tiefer Trauer müssen die Adler Mannheim mitteilen, dass ihr Stadionsprecher Udo Scholz, die Stimme des Clubs, am heutigen Mittwoch an den Folgen eines Herzstillstands im Alter von 81 Jahren verstorben ist“, informierte der Klub der Deutschen Eishockey-Liga – und tauchte seine Homepage sofort in schwarz-weiß.

21 Jahre Anheizer auf dem „Betze“

Scholz, der gebürtige Lüdenscheider, war seit 1994 die Stimme der Adler – erst im alten Eisstadion im Friedrichspark, dann ab 2005 in der modernen SAP-Arena. Zuvor war er berühmt geworden als Anheizer auf dem Betzenberg in Kaiserslautern, in der Fußball-Bundesliga – stolze 21 Jahre lang. Der Promi schlechthin unter den Stadionsprechern, mit eigenen Autogrammkarten.

Scholz hatte am späten Samstagabend einen Herzstillstand erlitten. RHEINPFALZ-Informationen zufolge war der 81-Jährige mehrere Minuten lang bewusstlos. Er wurde sofort in ein Ludwigshafener Krankenhaus eingeliefert und in der Intensivstation noch in der Nacht zum Sonntag in ein künstliches Koma versetzt. Gestern starb er.

Ein echter Wohltäter

„Ich kenne die Adler nur mit Udo am Mikrofon. Für mich ist es unvorstellbar, dass er nicht mehr unter uns weilt“, sagte Klubchef Daniel Hopp: „Wir verlieren nicht nur einen langjährigen Freund, sondern auch eine Identifikationsfigur, die den Klub mehr als zwei Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt hat. Vor allem Udos leidenschaftliches Engagement für unseren gemeinnützigen Verein („Adler helfen Menschen“, die Red.) war beispiellos und wird nicht zu ersetzen sein.“ Sieben deutsche Meisterschaften feierte der immer gut gelaunte Nordrhein-Westfale mit den Adlern. Sein soziales Engagement und sein Einsatz für die Fans waren riesig. Ein echter Wohltäter, immer volksnah.

Scholz wurde im sauerländischen Brügge – heute ein Stadtteil Lüdenscheids – geboren, wuchs in einer Eisenbahnerfamilie auf, verlor sehr früh seinen Vater, der im Krieg fiel. Mit seiner Mutter bewohnte er das Bahnhofsgebäude in Brügge, und so lauteten seine ersten Ansagen via Mikrophon in etwa so: „Hier Bahnhof Brügge, Anschlusssuchende nach Lüdenscheid Bahnsteig ... Bitte zurücktreten.“

Junger Tausendsassa

Ein Naturtalent. Fußball und das Showgeschäft hatten es dem jungen Tausendsassa angetan. 1963 engagierte ihn Borussia Dortmund als Stadionsprecher. Höhepunkt: Finale Europapokal der Pokalsieger 1966, Hampden Park, Sieg gegen den FC Liverpool. Zudem begleitete Scholz Rock-, Pop- und Schlagergrößen als Tourmanager, war mit Udo Jürgens und Peter Alexander per Du.

1973 kam Scholz zum 1. FC Kaiserslautern – und erlebte gleich in seinem ersten Jahr auf dem „Betze“ das surreale 7:4 gegen die Bayern nach 1:4-Rückstand. Später das 5:0 gegen Real Madrid, den Pokalsieg 1990, die Meisterschaft 1991. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“ – sein Lied, seine Erfindung. 1994 verließ Scholz nach Ungereimtheiten ums Jahresheft im Streit den FCK, hegte später aber keinen Groll mehr, im Gegenteil.

Schock für den Sport der Region

Seine urige Weinstube „Haardtblick“ in Friedelsheim hatte er vor seinem 80. Geburtstag im vergangenen Jahr längst übergeben. Er hatte mächtig abgespeckt. Ja, das Laufen falle ihm schwer, „viermal Meniskus, Kreuzband, bisschen Arthrose“, zählte er auf. Freute sich dann aber unbändig über den nächsten Meistertitel der Adler und war nun heiß auf die nächste Eishockey-Saison – wann immer sie auch wegen Corona beginnt.

Sein Tod ist ein Schock für den Sport in unserer Region. Ein ganz feiner Kerl ist für immer gegangen. „Vorhang auf!“, rief er stets. Jetzt ist der Vorhang gefallen. Für immer.

Scholz als Stadionsprecher des 1. FC Kaiserslautern.
Scholz als Stadionsprecher des 1. FC Kaiserslautern.
x