handball Schwarzers Aussagen über Schiedsrichterinnen irritieren

Tanja Kuttler und Maike Merz vor ihrem ersten WM-Einsatz, dem Spiel zwischen Kap Verde und Uruguay.
Tanja Kuttler und Maike Merz vor ihrem ersten WM-Einsatz, dem Spiel zwischen Kap Verde und Uruguay.

Das zweite deutsche WM-Spiel gegen Serbien – am Samstag verlor es ein ganz klein wenig an Stellenwert. Christian Schwarzer, Handball-Weltmeister von 2007, hat mit seiner Kritik an Frauen-Schiedsrichterinnen bei der Männer-WM für mächtig Wirbel gesorgt.

Was meinte Christian Schwarzer? „Keine Ahnung, wie man da auf die Idee gekommen ist, Frauen bei den Männern pfeifen zu lassen“, sagte der Weltmeister von 2007 im Podcast „Erhellendes von Blacky Schwarzer“. In seiner aktiven Karriere habe er Schiedsrichterinnen auf dem Feld „auf gar keinen Fall“ vermisst: „Ich hätte es nicht gemacht: Die können bei den Frauen pfeifen und Männer pfeifen bei den Männern, aber das ist jetzt meine Einstellung dazu – und es entscheiden andere Leute drüber.“

Maike Merz und Tanja Kuttler aus Ostrach und Oberteuringen sind als erstes weibliches deutsches WM-Gespann für eine Männer-WM nominiert, die diesmal in Polen und Schweden ist. Sie leiteten in Göteborg bereits das WM-Vorrundenspiel zwischen Kap Verde und Uruguay. Sie sind nach dem französischen Schwestern Julie und Charlotte Bonaventura das zweite weibliche Duo überhaupt bei einer Männer-WM.

Maike Merz spricht mit Berlins Mijajlo Marsenic. Rechts steht Lasse Andersson.
Kommentar

Schwarzers Ansicht – völlig daneben

Einhellige Kritik

Die Reaktionen auf die krude Aussagen Schwarzers waren einhellig. Die Meinung des 53-Jährigen stieß auf breite Ablehnung, ja Unverständnis. DHB-Sportvorstand Axel Kromer wurde am Samstagmorgen als Erster zu Christian Schwarzer befragt, während der Pressekonferenz zum Spiel gegen Serbien. „Die meisten wissen, dass Christian Schwarzer in den letzten Jahren nicht häufig meiner Meinung war. Das setzt sich heute fort. Ich bin natürlich anderer Meinung. Selbstverständlich ist entscheidend, wie gut die Gespanne Spiele leiten können.“

In der Kritik: Christian Schwarzer.
In der Kritik: Christian Schwarzer.

Deutschlands Kapitän Johannes Golla stellte klar: „Es macht für mich überhaupt keinen Unterschied, wer die Spiele leitet. Sie gehen sehr respektvoll den Spielern um. Das wünscht man sich von jedem Schiedsrichtergespann.“ Und Kreisläufer Jannik Kohlbacher lobte die gute Kommunikation mit den deutschen Schiedsrichterinnen im Bundesliga-Alltag.

Das Geschwister-Duo ließ die Kritik an sich abprallen. „Jeder hat das Recht, seine Meinung frei zu äußern. Das darf auch er tun“, sagte WM-Schiedsrichterin Merz in einem Beitrag bei der ARD-Sportschau: „Mehr müssen wir dazu nicht sagen.“

„Aus der Zeit gefallen“

DHB-Präsident Andreas Michelmann hatte kein Verständnis für die Aussagen. „Es ist schade, dass sich so ein großer Nationalspieler derart ins Abseits manövriert“, meinte Michelmann. Er rügte Schwarzers Verhalten: „Ich finde diese Aussagen absolut aus der Zeit gefallen und komplett deplatziert.“ Es sei doch inzwischen „das Normalste der Welt, dass Frauen einen solchen Job übernehmen“, so der DHB-Präsident. „Schade, dass wir heute immer noch darüber sprechen müssen.“

Andreas Thiel, deutsche Torhüterlegende und seit 2018 Vorsitzender der Handball-Bundesliga Frauen, kann die Aussagen Schwarzers („Ich weiß es von vielen anderen, ob Trainer-Kollegen, ob Spieler, dass die auch nicht so begeistert sind“) nicht nachvollziehen. „Ich kann das nicht bestätigen, was Blacky da genau meint“, sagte Thiel. Er wolle da aber „kein Riesenfass aufmachen. Wir leben in aufgeregten Zeiten. Jeder darf seine Meinung frei äußern.“

Er unterstrich das Leistungsvermögen des Duos Merz/Kuttler. „Sie können pfeifen und haben das Handballspiel verstanden. Darauf kommt es an“, sagte Thiel.

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