Sport Ruhepol mit Frischesiegel

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Santo Andé. Kaum haben sie sich gefunden, da droht schon wieder die vorübergehende Trennung. Der am Oberschenkel verletzte Mats Hummels trainierte gestern nicht, saß stattdessen auf dem Fahrrad und spulte eine Einheit ab. Eine Prognose, ob es für den Einsatz morgen reicht, ließ sich gestern nicht stellen. „Wir sind gerade dabei, uns zu finden. Ich gehe davon aus, dass er wird spielen können“, orakelte Mertesacker. Gestern Abend um 18.45 Uhr Ortszeit hat sich der deutsche Tross Richtung Fortaleza aufgemacht. Per Mertesacker ist stolz auf sein Jubiläum, er ist froh, über die Kontinuität in seinen Leistungen über all die Jahre. „Gerechnet habe ich damit nicht. Ich hänge mich voll rein, will ein paar Spiele noch genießen. Auch wenn ich in die Jahre gekommen bin, möchte ich noch Frische reinbringen und der Mannschaft weiterhelfen“, sagte der 29 Jahre alte Innenverteidiger, seit August 2011 bei Arsenal London unter Vertrag. Sein erstes Länderspiel machte der Schlaks im Oktober 2004 beim 2:0 in Teheran gegen Iran – nach der traurigen EM in Portugal läutete Teamchef Jürgen Klinsmann die Zeitenwende ein. „Jürgen Klinsmann hat damals frischen Wind reingebracht, er hat einer neuen Generation von Spielern vertraut, wir zehren noch immer von der Zeit“, erläuterte der 29-Jährige, fast schon zehn Jahre Nationalspieler. Die WM in Brasilien ist sein fünftes großes Turnier, nach der WM 2006, der EM in Österreich und der Schweiz 2008, der WM 2010 und der EM 2012. Wobei: Vor zwei Jahren in Polen und der Ukraine war er zwar im Kader, kam jedoch nicht zum Einsatz, durch Verletzungen war er nicht rechtzeitig in Form gekommen, Joachim Löw vertraute Mats Hummels und Holger Badstuber. „Das war ein Schlag, man will unbedingt spielen, ich habe kurzzeitig gebraucht, um zu verarbeiten, das ich nur ein kleiner Teil des Ganzen war“, bilanzierte er. 2006 und 2008 spielte er in der Innenverteidigung zusammen mit Christoph Metzelder, 2010 mit Arne Friedrich. Und jetzt? Jetzt agiert Mats Hummels neben ihm, vier Innenverteidiger bildeten beim 4:0 gegen Portugal die deutsche Abwehrreihe. „Das war für uns auch eine Neuerung, wir haben das ja gegen Armenien zum ersten Mal gespielt, wir haben jetzt ein Gefühl dafür entwickelt, wir wollen so in der Defensive die Kompaktheit stärken“, betonte der abgeklärte Ruhepol. Gegen Portugal beim 4:0 hat das ja gut funktioniert. Sein Ansatz für das Match gegen Ghana: „Wir dürfen sie nicht in Eins-zu-Eins-Situationen lassen, dann sind sie sehr gefährlich“, meinte Mertesacker. Vor vier Jahren zog Deutschland durch Mesut Özils Tor zum 1:0 gegen Ghana ins Achtelfinale ein. So viel Zeit musste sein. Per Mertesacker hat gestern ein bisschen erzählt von den Anfängen damals. Auch Fußball-Professoren können irren: Sein erstes Bundesligaspiel für Hannover 96 machte er in der Saison 2003/2004 bei dem damaligen Trainer Ralf Rangnick als rechter Verteidiger in Köln – und durfte nach 45 Minuten duschen gehen. Wenn Bundestrainer Joachim Löw morgen in der Abwehr umstellen muss, kann er sich einen Gedanken abschminken …

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