Leichtathletik Oleg Zernikel hat die Hand ganz nah dran an der Medaille

Oleg Zernikel lieferte in Torun mit dem vierten Platz im Stabhochsprung ein überragendes Ergebnis ab.
Oleg Zernikel lieferte in Torun mit dem vierten Platz im Stabhochsprung ein überragendes Ergebnis ab.

Der Landauer Stabhochspringer beendet seine ersten Hallen-Europameisterschaften in Torun auf Platz vier. Max Heß und Neele Eckhardt-Noack holen Dreisprung-Bronze.

Lange lag der vor bald 26 Jahren in Almaty/Kasachstan geborene Oleg Zernikel, ein Schützling von Jochen Wetter und Andrei Tivontchik und schon 2014 Dritter der U20-Weltmeisterschaften in Eugene, auf Medaillenkurs, weil er alle Höhen bis 5,70 Meter im ersten Versuch nahm. Dann überflog zuerst Valentin Lavillenie, der jüngere Bruder von Weltrekordler Ex-Weltrekordler Renaud, die 5,80 Meter und hernach der Pole Piotr Lisek, während der Pfälzer scheiterte. Nicht zwingend an der Höhe, sondern am Abstand zur Latte. Es ist recht ärgerlich, so knapp am Podium vorbeizufliegen, da darf man schon mal ein „Sch...“ in die Kamera lächeln, wenngleich: Hinter Lisek, Lavillenie und dem schwedischen Überflieger Armand Duplantis Vierter zu werden, ist definitiv keine Schande. „Mondo“ Duplantis siegte mit 6,05 Metern, scheiterte an der Weltrekordhöhe von 6,19 Metern dreimal.

Zernikel: „Damit habe ich niemals gerechnet“

Mit „Vorfreude, Aufregung und Glück“ war Zernikel nach seinen 5,70 Metern in der Qualifikation ins Finale gestoßen, mit der gleichen Höhe schloss er es als bester Deutscher ab. Das zeugt von Stabilität und Nervenstärke, sicher auch von einer Portion Unbeschwertheit. „Es war unglaublich, was soll ich sagen. Mit dem vierten Platz habe ich niemals gerechnet. Klar ist man da im ersten Moment enttäuscht, doch ein vierter Platz ist richtig gut“, sagte Zernikel, „natürlich habe ich mir auch die 5,80 Meter gewünscht, aber das wäre vielleicht etwas zu viel verlangt gewesen. Ich kann froh sein, hier gewesen zu sein.“ Erst zum dritten Mal hat Zernikel die 5,70 Meter überflogen. Bo Kanda Lita Baehre fabrizierte einen „Salto Nullo“ und der deutsche Jahresbeste Torben Blech war am Samstag am Finaleinzug gescheitert.

Nach Bronze von Christina Schwanitz am Freitag und der Edenkobenerin Hanna Klein am Samstag sowie zwei Silbermedaillen durch Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo und 60-m-Rekordler Kevin Kranz machten an der Dreisprunggrube zwei Deutsche auf sich aufmerksam, die mit ein wenig mehr Glück auch den Titel hätten holen können. So aber verließ die 48 Kopf starke deutsche Mannschaft Torun ohne EM-Gold. Zuerst setzte Max Heß seine bronzene Medaillenserie fort. Nach 2019 und 2017 gelang ihm mit 17,01 Meter wieder der Sprung auf Rang drei hinter dem Portugiesen Pedro Pablo Pichardo (17,30) und Alexis Copello (Aserbaidschan/17,04). „Das ist die ärgerlichste Bronzemedaille“, sagte Heß, der 2016 Hallen-Vizeweltmeister in dieser Disziplin gewesen war. „Ich hatte leider sehr viele ungültige Versuche, die das Potenzial hatten, bei Gold mitzuspringen“, sagte der 24-jährige Europameister von Amsterdam 2016.

Eckhardts Bronze ist eine große Überraschung

Völlig überraschend gewann Dreisprung-Kollegin Neele Eckardt ebenfalls Bronze. Erst im letzten Versuch wurde die Göttingerin von Ana Peleteiro (Spanien) vom 2. Platz verdrängt. Sie war wie die deutsche Hallen-Meisterin 14,52 Meter weit geflogen, hatte aber den besseren zweiten Versuch. „Ich war fassungslos, mit 14,52 Meter habe ich nicht gerechnet. Der Sprung fühlte sich sehr, sehr gut an. Der schlummerte schon länger in mir, aber es muss ja trotzdem erstmal passen. Besser hätte es nicht laufen können“, sagte Eckardt. Sie blieb nur sieben Zentimeter unter dem deutschen Rekord und knackte zudem die Olympia-Norm. Den Titel im Zentimeterkrimi holte mit nur einem Zentimeter mehr Patricia Mamona aus Portugal. ku

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