Sport Mit Tupperbox in den Bus

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MANNHEIM. Thanksgiving – Erntedank. Ein hoher Feiertag war das gestern für die Nordamerikaner im Team der Adler Mannheim. Christopher Fischer akzeptiert die fleischlichen Genüsse seiner Kameraden (Stichwort Truthahn), hat für sich selbst allerdings einen völlig anderen Weg eingeschlagen – und lebt damit gut und gesund. Als veganer Eishockey-Profi ist er in diesem harten Männersport eher ein Exot.

Aber einer, der respektiert wird. „Da gibt’s schon mal einen Spruch“, erzählt Fischer, „aber teilweise bewundern mich die Jungs auch für meine Disziplin.“ Er hat sogar neuerdings einen Mitstreiter, auch wenn Christoph Ullmann, mit 13 Saisontoren Rekordschütze der Adler, nicht komplett auf die tierfreie Kost umsteigt. Doch um dem „Einheitsbrei“ nach Auswärtsspielen – üblicherweise wird dann vom Italiener Pizza und Pasta direkt in den Mannschaftsbus geliefert – auszuweichen, bereiten Ullmann, der sich als Profisportler optimal ernähren will, und Fischer sich einfach etwas vor. „Von ihm gab’s Wildreis mit Rote Bete, beim nächsten Spiel von mir Quinoa und Brokkoli“, erzählt Fischer. Mit der Tupperbox geht’s also auch am Sonntag (17.45 Uhr, bei den Iserlohn Roosters) auf die Autobahn. Schon seit vier Jahren lebt Fischer vegetarisch, inzwischen sogar vegan, verzichtet also auf jegliche tierischen Produkte. „Ich hatte mich erkundigt, wo mein Essen herkommt und war nicht einverstanden, wie die Tiere behandelt werden“, erklärt der 27-jährige Heidelberger seinen ethischen Ansatz. Eine Ausnahme macht er: „Wenn ich bei meiner Oma bin und sie Kuchen gebacken hat. Das ist im Dorf, da weiß ich, wo die Eier herkommen.“ Seine Frau Svenja hat er mit seinem Elan mitgezogen, nun kochen beide abwechselnd innovativ – und lecker. Einmal pro Woche kommt sein Favorit auf den Tisch: „Burritos mit schwarzen Bohnen und Avocado.“ Gern auch bereitet er sich eine Bolognese-Soße zu – übrigens ohne Tofu, sondern mit Grünkernschrot, der in Gemüsebrühe geköchelt hat. „Die Konsistenz ist besser“, findet er. Seit Fischer nicht nur auf Fleisch, sondern vor allem auch auf Kuhmilch verzichtet, fühlt er sich deutlich wohler, fitter, zufriedener. Und all das wirkt sich auch auf seine Leistungen auf dem Eis aus. In der Abwehr der Adler ist der angriffslustige und bissige Verteidiger wieder eine feste Größe geworden. Und Fischer will das gar nicht auf seine Offensivqualitäten allein zurückführen: „Ja, ich spiele gern nach vorn. Aber ich habe auch defensiv eine Schippe draufgelegt.“ Das sieht auch Trainer Greg Ireland so. „Er hat den nächsten Schritt getan“, lobt er Fischers Entwicklung, „der Schlüssel bei ihm ist, kein unnötiges Risiko einzugehen“. Heute, im Heimspiel gegen die Krefeld Pinguine (19.30 Uhr), bekommen die Verteidiger wegen des Ausfalls von Nikolai Goc (Handverletzung) einen neuen Partner: Stürmer Philip Riefers, der schon in Köln hinten spielte, rückt zu den „D-Men“. Natürlich thronen die Adler auch deshalb klar an der Spitze, weil sie einige Spiele mehr absolviert haben als die Verfolger. Doch Fischer stellt klar: „Wir stehen zu Recht da oben, bleiben aber bodenständig.“

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