Sport Kommentar: Würdiger Weltmeister

Im Endspiel hat den Franzosen das Glück auf die Sprünge geholfen.

Der Triumph aber geht in Ordnung, auch mit Blick auf das ganze Turnier.

Die Abwehr gewinnt Meisterschaften, sagt man. Die Defensivleistung der französischen Nationalmannschaft hat tatsächlich ein großes Stück zum zweiten WM-Titel nach 1998 beigetragen. In der Offensive machten Ausnahmekönner wie der erst 19 Jahre alte Kylian Mbappé oder Antoine Griezmann den Unterschied. Die individuell sehr stark besetzten Franzosen sind verdient Weltmeister geworden, auch wenn ihnen beim 4:2 in einem unterhaltsamen Finale gegen Kroatien eine Schwalbe und das Glück geholfen haben, gut in die Partie zu kommen. Es war typisch für diese WM. Eine Standardsituation, ein – nach Schwalbe Griezmanns allerdings unberechtigter – Freistoß brachte im Endspiel die Führung für Frankreich. Mario Mandzukic, der Held des Halbfinales, wurde zu einem Pechvogel des Finales. Er köpfte das Eigentor zum 0:1. Auch bei der neuerlichen Führung, die Frankreich dann ausbaute, half das Glück. Der Videobeweis offenbarte Ivan Perisics unglückliches Handspiel. Den Elfmeter, den nicht jeder Schiedsrichter gibt, den man aber geben kann, verwandelte Griezmann souverän – 2:1. Auch das Finale von Moskau hat gezeigt: Der Videobeweis, der angenehm sparsam eingesetzt wurde, hat bei der WM im Vergleich zum Confed-Cup und zur Bundesliga gut funktioniert. Es bleibt der Spielraum bei der Regelauslegung durch die Schiedsrichter. Das sorgt dafür, dass es – siehe gestern – im Fußball auch künftig Diskussionen gibt. Was dem Sport nicht schadet. Deutlich wurde beim Turnier in Russland: Die Weltspitze im Wettbewerb der Nationalmannschaften ist noch dichter zusammengerückt, gutes Umschaltspiel ist Trumpf. Die allermeisten Partien der gut organisierten WM waren eng, sind zum Teil sehr spät entschieden worden. Weit über ein Drittel der Tore ist nach Standardsituationen gefallen – im Vergleich zu den 22 Prozent beim Turnier in Brasilien 2014 ein Topwert. Er zeigt die Bedeutung von Freistößen und Eckbällen und die Wichtigkeit, die Situationen des ruhenden Balles intensiv zu trainieren. Der Trend ist längst auch in der Champions League erkennbar. Didier Deschamps, der Dritte, der als Spieler und als Trainer Weltmeister wurde, hat mit seinem jungen Team auch das verinnerlicht.

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