Sport kommentar: Hut ab, „Poldi“

Standesgemäß mit seinem 49. Tor im 130. Länderspiel verabschiedete sich Lukas Podolski gestern Abend aus der deutschen Fußball-Nationalelf.

Gestern Abend saßen wir mal wieder in der ersten Reihe: Die ARD durfte – anders als in der Qualifikation, wo Dampfplaudern der Marke RTL angesagt ist – das Spiel der deutschen Fußball-Nationalmanschaft gegen England übertragen. Natürlich wurde auch dieses Freundschaftsspiel um 20.45 Uhr angepfiffen, allen Untersuchungen und Arbeitskreisen made by Teammanager Oliver Bierhoff zum Trotz. Kinderfreundlich? Familienfreundlich? Pustekuchen. Nur der Reibach zählt. Wer die Musik bezahlt, bestimmt auch, wann gespielt wird. Der Anpfiff erfolgt erst nach dem letzten Werbeblock. Lukas Podolski wurde gestern Abend nach fast 13 Jahren und 130 Länderspielen aus der Nationalmannschaft verabschiedet. Die rheinische Frohnatur, der etwas andere, der besondere Profi, der den Stellenwert der Fans erkannte, stets respektierte. Er verinnerlichte, dass der Fan ihn finanziert, ihn zum Star und Millionär machte. „Poldi“ war und ist weit mehr als ein liebgewonnener Pausenclown. Die große Karriere ist irgendwo unvollendet, auch weil der Systemwandel zum 4-2-3-1 ihm den Platz als zweite Spitze nahm, er auch figürlich als Stoßstürmer ungeeignet war und ist. Podolski, in Gliwice, früher Gleiwitz, geboren, genießt in Polen große Popularität. Unvergessen, wie er kurz vor Beginn der Europameisterschaft 2012 am 4. Juni beim Training in Danzig empfangen wurde. „Poldi“ feierte an diesem Tag seinen 27. Geburtstag, und 10.000 Polen gratulierten ihm mit „Sto Lat, Sto Lat“, er soll hundert Jahre alt werden – „Happy birthday“ auf Polnisch. Gänsehaut pur! „Poldi“ wechselt im Sommer nach Japan. Eine Etappe, mehr nicht. Rund wird seine Biografie, wenn er noch einmal das Trikot seines 1. FC Köln trägt. Dann erst schließt sich der Kreis.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x