Sport Keine Zeit für Egotrips

Santo André. Es sage ja niemand, die Herren aus der Chefzentrale hätten nicht alles probiert. Gestern Morgen stand für die deutschen Fußballer ein kleiner Segeltörn auf dem Programm. An Bord war auch der südafrikanische Extremsportler Mike Horn, der zuvor in einem Vortrag über seine Expeditionen berichtet hatte. Teambuilding heißt das heutzutage.

André Schürrle fand Horn „sehr beeindruckend. Er hat uns viele Sachen mit auf den Weg gegeben.“ So oder so: Der 23-jährige Schürrle fühlt sich wohl im Kreis der deutschen Nationalmannschaft. Er hat sich im „Campo Bahia“ gut eingelebt. Früh löste er sein Ticket für die WM. Als er beim 5:3-Sieg im vergangenen Oktober gegen Schweden innerhalb von 19 Minuten drei Tore erzielte, war klar: An diesem André Schürrle führt kein Weg vorbei. In den vergangenen Tagen nun hat er noch einen Sprung gemacht, es ist durchaus vorstellbar, dass der frühere Mainzer in der Anfangsformation für das Spiel gegen Portugal am Montag steht. In Mönchengladbach, beim 2:2 gegen Kamerun, machte er nach seiner Einwechslung viel Wirbel, bereitete das 1:1 von Thomas Müller vor und erzielte das 2:1 selbst. Fünf Tage später in Mainz, beim 6:1 gegen Armenien, trug er sich wieder in die Torschützenliste ein, markierte das 1:0. Schürrle – so etwas wie der Aufsteiger der vergangenen Tage, wie Lukas Podolski, der ebenfalls Ausrufezeichen setzte. „Ansprüche habe ich aber keine. Hier geht es ums Ganze. Da muss man das Ego hintenan stellen und alles für die Mannschaft geben“, erläuterte der Flügelflitzer, der gegen Kamerun auch zentral auftauchte. Eine Bewerbung in eigener Sache abgeben wollte er gestern nicht. „Die Konkurrenz ist groß, wir haben viele Möglichkeiten. Der Bundestrainer kennt meine Stärken, er kennt mein Profil“, sagte der Profi des FC Chelsea, der mit gleich zwei Vorteilen nach Brasilien eingereist ist. Er weiß aus der englischen Premier League wie es ist, wenn man zur Mittagszeit auf dem Platz steht, und er hat durch seine Gespräche mit den Chelsea-Brasilianern David Luiz, Oscar, Ramires und William ein gewisses Know-how von den Sitten und Gebräuchen im WM-Gastgeberland. Sein erstes Jahr bei Chelsea nach dem Wechsel von Bayer Leverkusen bezeichnete er als perfekt. Trotz allem. „Es war ein Jahr mit Aufs und Abs. Ich bin sehr zufrieden. Ich wollte mich in jedem Training durchsetzen. Ich fühle mich besser als vor einem Jahr, was das Körperliche, die Einstellung und das Mentale betrifft. Ich freue mich schon auf die nächste Saison.“ Unweigerlich kam gestern die Sprache auf Chelsea-Trainer José Mourinho, und auch von ihm wusste der gebürtige Ludwigshafener nur Gutes zu berichten: „Es ist aufregend, mit ihm zu trainieren und zu sehen, wie er die Dinge anpackt. Er hat die totale Gier, es geht bei ihm nur um das unbedingte Gewinnen-Wollen. Ich bin glücklich, ein Spieler von ihm zu sein.“ Die Planspiele bei Chelsea laufen, der eine oder andere Spieler von Atlético Madrid ist beim Londoner Klub in der Verlosung. Zur Erinnerung: Atlético warf Chelsea im Champions-League-Halbfinale aus dem Wettbewerb. „Es ist immer schön, mit den Besten zusammen zu spielen. José Mourinho hat ganz sicher einen Plan“, ahnt André Schürrle. Davon ist auszugehen ...

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