Sport Kein Fußball-Spektakel in Putins Heimat

 Die Gazprom-Arena in St. Petersburg wird am 28. Mai leer bleiben.
Die Gazprom-Arena in St. Petersburg wird am 28. Mai leer bleiben.

Champions-League-Finale und Formel-1-Rennen finden 2022 nicht in Russland statt. Auch Fußball und Motorsport reagieren damit auf den militärischen Einmarsch des einst auch von ihnen gern hofierten Präsidenten in die Ukraine. Ein Sponsorenproblem ist aber weiter ungelöst.

Kein Königsklassen-Glamour in St. Petersburg. Kein Motorsport-Spektakel in Sotschi. Der Fußball und die Formel 1 haben mit klaren Konsequenzen auf den russischen Militärangriff auf die Ukraine reagiert und ihre Top-Ereignisse in der Heimat von Wladimir Putin am Freitag verlegt oder gleich ganz abgesagt. Nur mit der Rolle des wichtigen Millionensponsors Gazprom tut sich die Europäische Fußball-Union (Uefa) weiterhin enorm schwer und vermied vorerst jede Entscheidung über eine folgenschwere Beendigung der seit langem umstrittenen Kooperation mit dem russischen Energieriesen.

Paris statt St. Petersburg

In einer Pressemitteilung verkündete die Uefa am Freitag den Beschluss ihres Exekutivkomitees nach einer eilig einberufenen Krisensitzung. Statt in der WM-Arena von St. Petersburg, der Heimatstadt Putins, wird das Finale der Königsklasse am 28. Mai nun im Stade de France vor den Toren der französischen Hauptstadt stattfinden.

Wenige Stunden später folgte das klare Zeichen der Formel 1. Der für den 25. September angesetzte Grand Prix in Sotschi wurde aus dem Rennkalender gestrichen. Es sei „unter den derzeitigen Umständen“ unmöglich, den Großen Preis von Russland auszutragen, hieß es. Auch die Europäische Handball-Föderation und der Ski-Weltverband Fis sagten Wettkämpfe in Russland ab. Das Internationale Olympische Komitee forderte am frühen Abend alle internationalen Sportverbände auf, „ihre gegenwärtig in Russland oder Belarus geplanten Sportveranstaltungen zu verlegen oder abzusagen“.

Kritik vom Kreml

Bereits am Donnerstag war aus Uefa-Kreisen berichtet worden, dass St. Petersburg die Gastgeberrolle für das wichtigste Vereinsfinale in dieser Saison wegen des Angriffs auf das Nachbarland aberkannt werden wird. Zudem hatte Uefa-Präsident Aleksander Ceferin schon mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron über die Paris-Option gesprochen.

Olympia 2014, Fußball-WM 2018, Fußball-EM 2021 und regelmäßig Formel 1. Lange waren Russland und Putin hofierte Gastgeber für großen Sport. Auf den Entzug der Top-Events reagierte der Kreml rasch. Man bedauere den Uefa-Beschluss, den nächsten Königsklassen-Champion nicht in der Gazprom-Arena zu küren. Deutlicher wurde der russische Fußball-Verbandschef und Gazprom-Vorstandschef Alexander Djukow. „Wir glauben, dass die Entscheidung, das Finale der Champions League zu verlegen, von politischen Gründen diktiert ist. Der (Verband) RFS hält sich immer an das Prinzip, den Sport aus der Politik herauszuhalten und kann diese Entscheidung deshalb nicht unterstützen“, sagte er am Freitag. Ob der 54-Jährige in dem Uefa-Gremium bleiben kann, erscheint auch angesichts von US-Sanktionen mittlerweile sehr fraglich.

Sponsoren als großes Thema

Manchester United beendete die Zusammenarbeit mit der russischen Fluglinie Aeroflot als Sponsor. Mick Schumachers Formel-1-Rennstall Haas verzichtete am Freitag bei Testfahrten auf das Sponsoren-Logo von Bergbauunternehmen Uralkali auf seinem Wagen. Gazprom ist und bleibt für die Uefa – wie für Schalke 04 – derweil ein Problem. Der russische Energiestaatskonzern überweist dem Vernehmen nach 40 Millionen Euro jährlich als Sponsor auf die Verbandskonten. Für die EM 2024 in Deutschland ist er einer der Uefa-Hauptpartner. „Die Sponsoringpartnerschaft der Uefa mit Gazprom stand heute nicht auf der Tagesordnung, weshalb auch diesbezüglich keine Beschlüsse gefasst worden sind. Gleichwohl ist dies ein Thema, das uns verständlicherweise beschäftigt“, sagte DFB-Interimspräsident Rainer Koch.

Dafür entschied das Uefa-Gremium, dass russische und ukrainische Klubs in den Europacups ihre Heimspiele auf neutralem Boden ausrichten müssen. Das betrifft das Achtelfinal-Rückspiel von RB Leipzig gegen Spartak Moskau in der Europa League. Auch die Nationalmannschaften Russlands und der Ukraine dürfen in der Nations League nicht daheim antreten, entschied die Uefa und erhöhte so den Druck auf die noch tatenlose Fifa. Für die Play-offs in der Qualifikation für die WM in Katar im März sind ist der Weltverband zuständig. Russland und die Ukraine spielen in ihren Gruppen noch um je ein WM-Ticket. Ein direktes Duell ist aber ausgeschlossen.

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