Sport Grandioser Motivator mit viel Bauchgefühl

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BRAUNSCHWEIG. Oberhausen, mitten im Kohlenpott, da ist er geboren, dort wurde Karl-Heinz Feldkamp als Mensch und als Fußballer geprägt. Er war ein Kämpfer in 316 Spielen für Rot-Weiß Oberhausen. Längst ist Spanien die zweite Heimat, Braunschweig, um Enkel und Tochter nahe zu sein, seit einem Jahr das Zuhause. Heute wird Kalli Feldkamp 80 Jahre alt, gefeiert wird am 8. Juni in Braunschweig.


Frau und Tochter haben den Jubilar überredet und überzeugt, dass es eine große Feier daheim in Deutschland wird. „Wir haben uns vor einem Jahr, wegen der Nähe zur Familie, zum Umzug nach Braunschweig entschieden“, erzählt der Erfolgstrainer. Tochter Miriam Herzberg ist dort bei der Eintracht Pressesprecherin. „Uns gefällt es – die Stadt ist schön, die Menschen sind freundlich. Aber unser Domizil in Spanien, wo wir ja schon seit vielen Jahren sind, das wollen wir uns so lange es geht erhalten“, erklärt Feldkamp in einem Gespräch mit der RHEINPFALZ. Er ist, nachdem die Trainerkarriere bei Besiktas und Galatasaray Istanbul ausklang und er 2009 den Sportdirektorenposten bei Galatasaray aufgab, Pensionär. Aber weiter ganz nah dran am Fußball. In Braunschweig erlebte er Auf- und Abstieg der Eintracht mit, er schätzt die Arbeit von Torsten Lieberknecht sehr. Zu ehemaligen Spielern besteht enge Bande. Ganz besonders zu Hans-Peter Briegel, der unter dem Trainer Feldkamp den Durchbruch schaffte, zu einem Weltklassespieler reifte. „Dieser Peter Briegel hat mir den Mut gegeben, auch bei anderen Spielern daran zu glauben, dass man mit großem Willen viel mehr aus sich rausholen kann.“ Heute sind Feldkamp und Briegel Freunde, die Familien pflegen enge Kontakte. „Da muss ich vor allem Petra Briegel danken, die immer dafür sorgt, dass wir die Freundschaft mit Leben erfüllen. Männer sind da manchmal nachlässiger“, beichtet Feldkamp schmunzelnd. Die Lockenpracht ist geblieben, wenn auch ergraut, die 80 Lenze sieht man Feldkamp nun wirklich nicht an. Er ist fit. „Mir geht es wirklich gut“, berichtet er in einem Telefonat. An diesem Tag hatte ihn eine leichte Grippe erwischt, weshalb er am Vorabend auch ein Treffen mit den Briegels abgesagt hatte: „Der Ober-Pfälzer hatte angerufen und gesagt: Trainer, ich wollte noch mal sehen wie du mit 79 aussiehst …“ Ein anderer ehemaliger Schützling hat Feldkamp und Ehefrau Helma kürzlich zum letzten Heimspiel von Atlético Madrid eingeladen: Arda Turan. 2007 bei Galatasaray hatte Feldkamp den damals 20-Jährigen unter seinen Fittichen. Ein Riesentalent, aber nicht fleißig genug. Arda Turan aber beherzigte die Lektionen des Trainers, schaffte den Durchbruch, machte Karriere. Aus Dankbarkeit nun die Einladung an die Feldkamps. „Atlético konnte an dem Tag Meister werden, hat es aber dann erst eine Woche später in Barcelona geschafft“, schildert der Trainer-Pensionär – und sah sich an die eigene Karriere erinnert: 1991 das 2:3 mit dem 1. FC Kaiserslautern gegen Borussia Mönchengladbach. Der Traum von der deutschen Meisterschaft schien am vorletzten Spieltag geplatzt. Doch eine Woche später das sensationelle 6:2 in Köln. Der FCK war Meister! Stefan Kuntz, damals Kapitän, ist heute FCK-Vorstandsvorsitzender, gerade hat er Markus Schupp, Mitglied der Meistermannschaft, als Sportdirektor verpflichtet. „Dass diese Position besetzt wird, habe ich schon vor einem Jahr erwartet. Was Stefan Kuntz als Präsident zu leisten hat, ist heutzutage so umfassend, da kann er nicht auch noch die Aufgaben des Sportdirektors ausfüllen“, argumentiert Feldkamp. „Ob Markus Schupp der richtige Mann ist, kann ich nicht beurteilen, aber ich halte diese Position für wichtig.“ Das nährt Feldkamps Hoffnung, dass „der Verein, dass wir, wieder aufsteigen“. Er sagt „wir“ – weil Kaiserslautern eine ganz besondere Station für Kalli Feldkamp geworden ist. 1978 kam er erstmals als Coach in die Pfalz. Gerade hatte er Arminia Bielefeld in die Bundesliga geführt, aber er folgte dem Ruf des damaligen FCK-Chefs Jürgen Friedrich. Zweimal Dritter, zweimal Vierter – und das legendäre 5:0 gegen Real Madrid nach einem 1:3 im Hinspiel des Uefa-Cups. Feldkamp – das war großartige Rhetorik, das war Motivation. Seine Mannschaften spielten Fußball mit Hingabe. Weniger glorreich die folgenden zwei Trainerjahre bei Borussia Dortmund und Arminia Bielefeld, grandios die Zeit bei Bayer Uerdingen mit dem Pokalsieg 1985 und dem legendären 7:3 gegen Dynamo Dresden im Europacup. 0:2 hatten die Uerdinger das Hinspiel verloren, 1:3 hieß es zur Pause im Rückspiel, ehe Motivator Feldkamp seine Mannschaft zu einer unfassbaren Aufholjagd anstachelte. 1988 folgte der Pokalsieg mit Eintracht Frankfurt. Dann das Abenteuer Al-Ahly Kairo: Meister, Pokalsieger. Am 24. Februar 1990 kam der Notruf aus der Pfalz: Der FCK geht beim SV Waldhof mit 0:4 unter, Trainer Gerd Roggensack wird entlassen, Präsident Norbert Thines holt Feldkamp zurück. Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte nimmt ihren Lauf. Die Mission Klassenerhalt gelingt. Eine Woche später führt der Retter den FCK zum Pokalsieg, ein Jahr später zur Meisterschaft. Im Europapokal dann das legendäre Spiel gegen den FC Barcelona. Nach dem 0:2 im Hinspiel führt der FCK 3:0, spielt grandios und kassiert in der Nachspielzeit das Gegentor. Aus der Traum! „Selten hat mich eine Niederlage so getroffen wie dieses Tor, ich hatte Mühe, Johan Cruyff die Hand zu geben, als er auf mich zu kam, das muss ich heute noch gestehen“, beschreibt der Jubilar das dramatische Aus gegen den späteren Europacupsieger. Höhen mit Bodenhaftung zu erleben und Tiefen mit Willenskraft durchzustehen – „das hat mir die Familie erleichtert“, sagt Feldkamp, der sich stets aufgefangen, gebremst und gestützt sah. Helma, die Frau an seiner Seite, hat sein Werk und Wirken ganz wesentlich beeinflusst. Der harte Hund hat so viel Herz. Aber er war auch stets sehr selbstbewusst, seinen Weg unbeeindruckt zu nehmen. „Wenn du Meister wirst, musst du gehen“, erkannte Feldkamp für sich, der 1993 auch mit Galatasaray Istanbul noch einmal ganz oben stand. Kalli Feldkamp wird 80. Ein großer Trainer. Ein Coach, der aus dem Bauch heraus großartige Entscheidungen traf. Er wusste Berge zu versetzen! Nicht nur auf dem Betzenberg.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via GlomexSport.

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