Fußball Fußballzwerg San Marino: Hauptsache nicht verlieren

Die Erlösung: Die Fußballer aus San Marino jubeln nach dem 1:0 gegen Liechtenstein.
Die Erlösung: Die Fußballer aus San Marino jubeln nach dem 1:0 gegen Liechtenstein.

Erstmals seit 20 Jahren hat San Marino wieder ein Länderspiel gewonnen. Ein ungewohntes Gefühl für den Zwergstaat, für den Unentschieden schon Erfolge sind.

Unglaublich, Wahnsinn, phänomenal. Für den Fußballzwerg San Marino endet ein Länderspielfenster für die Geschichtsbücher. Ein Sieg, eine Niederlage lautet die Bilanz der „Titani“ im September 2024. Der 0:1-Niederlage am Mittwoch im Freundschaftsspiel gegen Moldawien ging ein sensationeller 1:0-Erfolg am Donnerstag vergangene Woche in der Nations League gegen Liechtenstein voraus. Noch sensationeller: San Marino führt nach den ersten beiden Spieltagen die Dreiergruppe 1 in Liga D an, vor Gibraltar und Liechtenstein, deren Aufeinandertreffen unentschieden endete. Ein Zwergenstaat flippt aus. In der Nations-League-Gruppe ist San Marino – laut Weltrangliste – Außenseiter. Gibraltar ist 198., Liechtenstein 199. Abgesehen der San Marinesen ist kein anderes europäisches Land schlechter platziert.

210 Teams sind derzeit in der Fifa-Weltrangliste aufgeführt, Eritrea ist ungelistet. San Marino belegt den 210., den letzten Platz. Der Erfolg gegen Liechtenstein ist erst der zweite der Verbandsgeschichte. Den ersten gab es 2004 – gegen Liechtenstein in einem Freundschaftsspiel. Auch damals endete die Partie 1:0.

Lukas Podolski trifft und trifft und trifft und trifft

Üblicherweise sammelt der Zwergstaat Pleite um Pleite. Laut „Transfermarkt.de“ gab es seit 1986 in 211 Länderspielen zwei Siege, zehn Unentschieden und 199 Niederlagen. Torbilanz: 34 Tore, 830 Gegentore. Die heftigste Klatsche setzte es in der EM-Qualifikation am 6. September 2006. Mit 0:13 schoss damals die deutsche Nationalmannschaft San Marino ab. Viermal traf damals ein gewisser Lukas Podolski. Letztmals wurde es 2021 gegen England in der WM-Quali zweistellig (0:10). Rekordtorschütze des Fußball-Zwerges ist Andy Selva mit acht Treffern.

Und wie das oft so ist mit den „Kleinen“: Im Internet fliegen der Truppe die Herzen zu. Das Profil „San Marino Fan Account“ mit gut 178.000 Followern auf X (ehemals Twitter) hofft bei jedem Spiel auf zumindest ein Tor. Schon als das Team im Oktober 2023 nur 1:2 gegen die Übermacht Dänemark verlor, herrschte auf dem Account helle Aufregung. „Wir haben getroffen und gegen [Schimpfwort] Dänemark ausgeglichen“, heißt es in einem Beitrag nach dem zwischenzeitlichen 1:1. In der vergangenen Woche brachen dann alle Dämme: Erst erzielte der 19-jährige Nicko Sensoli den entscheiden Treffer gegen Liechtenstein und dann konnte San Marino den Vorsprung auch noch über die Zeit retten. Schon das bislang letzte Unentschieden (0:0) im März gegen den Karibikstaat St. Kitts und Nevis – als 146. der Weltrangliste haushoher Favorit – wurde entsprechend zelebriert.

Der Aufstieg winkt

Ob es im Kalenderjahr 2024 nun noch mehr Erfolge zu feiern gibt? Im Oktober muss San Marino in der Nations League in Gibraltar ran. Drei Tage später kommt es beim Testspiel gegen Andorra zum Duell der Zwergstaaten. Im November geht es zum Abschluss der Nations League noch einmal gegen Gibraltar – und gegen Lieblingsgegner Liechtenstein. Das Jahr 2024 könnte ein historisch gutes werden für die Kicker aus der ältesten Republik der Welt, angeblich gegründet im Jahr 301.

Wer weiß, vielleicht darf San Marino ja dann nach der WM 2026 in Liga C der Nations League ran. Die beiden Gruppenersten der Liga D steigen direkt auf. Die beiden Zweitplatzierten treten in Playoff-Spielen gegen die zwei besten Gruppenletzten der Liga C an. Mit neuen Fußballmärchen könnte es nach einem Aufstieg aber schwer werden für San Marino. Aus Sicht des winzigen Landes auf der italienischen Halbinsel wartet die Liga C mit echten Fußball-Giganten auf. Dort kickt derzeit etwa Zypern, Nordirland oder die Slowakei.

Übrigens: Wie sich der historische Erfolg auf die Weltrangliste auswirkt, ist noch nicht klar. Die wird erst kommenden Donnerstag aktualisiert.

x