Sport Er hält und schweigt

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Die deutschen Handballer haben das zweite Gruppenspiel bei den Olympischen Spielen gegen Polen mit 32:29 (16:14) gewonnen und bleiben damit klar auf Kurs Richtung Viertelfinale. Im Vergleich zum Auftakterfolg gegen Schweden – Endstand ebenfalls 32:29 – steigerte sich das Team des Deutschen Handballbundes (DHB). Andreas Wolff hielt glänzend.

Innerhalb weniger Minuten hatten die Deutschen Mitte der zweiten Halbzeit eine trügerisch souveräne 20:15-Führung verspielt, lagen nur noch mit 22:21 vorne, als der Ball im Angriff erneut verloren ging. In eigener Unterzahl hatte Trainer Dagur Sigurdsson einen zusätzlichen Feldspieler für den Torhüter aufs Feld geschickt, der jetzt schleunigst dahin zurück musste, wo er gebraucht wurde. Auf dem Weg zurück in den Kreis kollidierte Andreas Wolff zunächst mit Kollege Paul Drux, strauchelte weiter, um drei Sekunden später den brachialen Wurf eines polnischen Angreifers zu entschärfen. Die Zuschauer in der Halle tobten, die deutschen Spieler rissen die Arme nach oben und die polnischen senkten die Köpfe. Der Spielstand war eng, es war noch lange zu spielen – und doch war spürbar, dass eben die Partie entschieden wurde. Wenige Minuten später stand es 28:23 für Deutschland. „Andi hat diesen ganz wichtigen Ball für uns gehalten“, lobte Bob Hanning den eigenen Schlussmann. Der DHB-Vizepräsident Sport war zufrieden mit der Nummer 33, mit dem Sieg und vor allem mit der Tatsache, dass die Möglichkeiten der eigenen Mannschaft noch nicht ausgereizt sind. Wolff, beim Gewinn des EM-Titels im Januar zum Star aufgestiegen, war im Anschluss an die Partie ein gefragter Mann. Der Torhüter sollte sprechen, sich zu seiner Leistung und den Chancen des Teams bei den Spielen von Rio äußern. Doch Wolff verschwand wortlos in die Kabine. Bis vor eine Woche war der gerade von der HSG Wetzlar zum THW Kiel gewechselte Keeper ein vielzitierter Nationalspieler, ehe er sich plötzlich und ohne ersichtlichen Grund dazu entschloss, überhaupt nicht mehr öffentlich zu äußern. Anfragen bleiben seither unbeantwortet, Kontaktaufnahmen ohne Reaktion. Dafür redeten die Kollegen nach dem Spiel über ihn. „Am Spieltag ist der Andi so fokussiert, dass man denken könnte, der ist bescheuert“, sagte Rückraumspieler Julius Kühn. Andreas Wolff ist ein extremer Mensch und so speziell, dass sich selbst die Kollegen manchmal über ihn wundern. Krumm nimmt ihm die Marotten aber offenbar keiner. „Es ist ein Glück, dass wir ihn haben. Er hat ja nicht zum ersten Mal den entscheidenden Wurf des Gegners vereitelt“, sagte Kühn. Hendrik Pekeler von den Rhein-Neckar Löwen schickte noch eine Warnung an die Konkurrenten hinterher: „Ich glaube, der Andi kann noch besser halten.“ So spielten sie Deutschland: Wolff (1), Heinevetter - Häfner (4), Drux (4), Kühn (5) - Reichmann (2), Gensheimer (5/3) - Wiencek (3) - Lemke, Pekeler (1), Strobel (2), Groetzki, Wiede (5), Dissinger Polen: Wyszomirski, Szmal - Lijewski (3), Krajewski (2), Michal Jurecki (3) - Daszek (2), Jachlewski (1) - Bartosz Jurecki (1) - Bielecki (10/4), Wisniewski, Syprzak (4), Kus, Gierak (2), Szyba (1) Spielfilm: 4:4 (8.), 8:5 (14.), 11:11 (21.), 16:14 (Hz.), 20:15 (35.), 22:21 (45.), 28:23 (52.), 32:29 (Ende) - Rote Karte : Dissinger (24.) - Siebenmeter: 4/3 - 5/4 - Zeitstrafen: 6/5 - Beste Spieler: Häfner, Wiede - Bielecki, Michal Jurecki - Zuschauer: 4000 - Schiedsrichter: Raluy/Ramirez (Spanien).

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