Handball EM: Deutschland verliert bedeutungsloses Spiel gegen Kroatien

Torwart Dominik Kuzmanovic war der Matchwinner für Kroatien. An ihm war kaum ein Vorbeikommen.
Torwart Dominik Kuzmanovic war der Matchwinner für Kroatien. An ihm war kaum ein Vorbeikommen.

Die deutsche Mannschaft hat ihr letztes Hauptrundenspiel bei der EM gegen Kroatien deutlich mit 24:30 (14:13) verloren. Die Leistung gerade nach der Pause war enttäuschend. Aber schon vor der Partie war der Sprung ins Halbfinale perfekt.

Das war eine Pflichtaufgabe in der ausverkauften Lanxess-Arena vor dem Halbfinale am Freitag (20.30 Uhr) gegen den Top-Favoriten Dänemark. Ja, so sah es aus: Es ging einerseits darum, den Rhythmus nicht zu verlieren, andererseits ein bisschen Kraft zu sparen. Die Partie gegen Kroatien war ja schon die siebte in diesem Turnier. Der Spagat gelang nicht. So tankt man kein Selbstvertrauen für das Halbfinale.

Die deutsche Auswahl begann gut, geriet dann ins Hintertreffen. Das lag wieder einmal an der schludrigen Chancenverwertung. Vor allem die Außenspieler vergaben zu viele Möglichkeiten. Auch Kreisläufer Jannik Kohlbacher ließ sich anstecken, scheiterte nach der Pause zweimal frei. In einer Auszeit schimpfte Bundestrainer Gislason sarkastisch: „Wer sich nicht konzentrieren kann, der soll sich bitte melden. Der geht raus.“

Immer wieder Kuzmanovic

Kroatiens Torhüter Dominik Kuzmanovic hielt großartig. Gegen Ende der ersten Halbzeit war die Mannschaft wieder da, drehte die Partie mit einem 4:0-Lauf von 10:13 auf 14:13. Neuen Schwung brachten Rückraum-Ass Sebastian Heymann und der junge Renars Uscins. Auch Kreisläufer Justus Fischer fügte sich mit einem schönen Tor gut ein.

Kai Häfner hingegen blieb zweimal mit seinen Würfen in der kroatischen Defensive hängen. Die dominierenden Figuren des deutschen Spiels, Julian Köster, Juri Knorr und Kapitän Johannes Golla, durften derweil lange durchschnaufen.

Vier U21-Weltmeister auf dem Platz

Torhüter Andreas Wolff, mit einem guten Auftritt, machte nach der Pause David Späth Platz. Das Spiel gestalten konnte Nils Lichtlein, in der Abwehr standen in Späth, Renars Uscins, Justus Fischer und Lichtlein zeitweise vier U21-Weltmeister auf dem Feld. Späth machte es ordentlich, parierte fünf der ersten zehn Würfe.

Dank des starken Igor Karacic blieb Kroatien lange Zeit am Drücker, der überragende Torhüter Dominik Kuzmanovic machte es den Deutschen weiter sehr schwer. Und schon lag das Tabellenschlusslicht mit drei Toren vorne. Köster und Knorr kamen zurück, Fehlpass Knorr, Kroatien zog davon – 23:19. Bundestrainer Alfred Gislason nahm eine Auszeit. Doch es blieb dabei: Kuzmanovic ging weiterhin aus den meisten Duellen als Sieger hervor. Erst parierte er einen Wurf von Fischer, dann hielt er einen Siebenmeter von Kastening. Am Ende stand der kroatische Torhüter bei unglaublichen 24 Paraden. Ab der 45. Minute musste die deutsche Auswahl einen 0:6-Lauf hinnehmen. Kroatien zog von 19:19 auf 25:19 weg.

Gislason: Nur eine Zeit lang gut gemacht

Beim Stand von 22:26 hätte es noch einmal eng werden können, doch diesmal scheiterte Renars Uscins an Dominik Kuzmanovic. So kassierte die deutsche Mannschaft am Ende eine deutliche Schlappe vor dem Halbfinale gegen Dänemark.

Entsprechend angefressen war der Bundestrainer. „Ich bin sehr unzufrieden“, sagte er. Eine Zeit lang habe es die deutsche Mannschaft trotz Schonung ihrer Stammkräfte sehr gut gemacht – dann aber nicht mehr. Ein wenig versöhnlich war er dennoch: Keine andere Mannschaft im Turnier habe Spieler der Jahrgänge 2002 und 2003 dabei – und bei seinem Team hätten gleich vier davon gleichzeitig gespielt. „Die lernen aus diesem Spiel.“

Immerhin die Chancen rausgespielt

Dem stimmte Renars Uscins zu, einer aus dem Quartett: Das Spiel sei lehrreich gewesen, und wegen der Niederlage gehe er jetzt schon „ein wenig geknickt“ aus der Halle. „Wenn der gegnerische Torwart über 20 Paraden hat, dann siehst du schon ein bisschen blöd aus.“ Aber die Mannschaft nehme auch Positives mit: „Wir haben es ja trotzdem immer wieder geschafft, uns diese vielen Chancen herauszuspielen.“ Juri Knorr sah es so: „Es tut mir leid für uns, es tut mir aber auch leid für die Zuschauer. Meine Familie war heute hier, meine Oma. Ich wollte, dass sie ein gutes Spiel sehen. Jeder weiß, was eine Karte für so ein Spiel kostet.“

Torhüter Andreas Wolff wollte die Begegnung nicht zu hoch bewerten: „Das Spiel gegen Dänemark ist das Wichtige.“ Die Mannschaft habe ja schon vorher mitbekommen, dass sie im Halbfinale steht. „Da war der Kopf sicher schon ein Stück weit bei den Dänen.“ Aber der Chancenwucher blieb auch bei ihm negativ haften: „Jeder muss sich jetzt Gedanken machen, sich selbst hinterfragen.“ Es seien zu viele Abschlüsse unkonzentriert vergeben worden.

Und Dänemark? „Da kommt Weltklasse auf uns zu“, sagte Rückraumspieler Julian Köster.

Ungarn und Österreich schon vorher raus

Dass die Deutschen sorglos in die Partie gehen konnten, hatte mit den Ergebnissen der vorherigen Gruppenspielen zu tun. Österreich, die Überraschungsmannschaft des Turniers, verlor die letzte Begegnung gegen Island mit 24:26. Frankreich schlug Ungarn mit 35:32. „Unser Kopf wollte gewinnen, aber die Füße konnten nicht mehr folgen“, sagte Österreichs Rechtsaußen Robert Weber. Diese EM war dennoch eine tolle Geschichte für Österreich. Ungarn und Slowenien bestreiten nach diesen Ergebnissen das Spiel um Platz fünf. „Wir können wirklich stolz auf unsere Turnierleistung sein“, meinte Ungarns Bence Banhidi.

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