Fussball Ein Meer aus Tränen bei Max Eberls Abschied von Mönchengladbach

Ein Großer geht: Gladbachs Sportdirektor Max Eberl mit tränenerstickter Stimme bei der Pressekonferenz.
Ein Großer geht: Gladbachs Sportdirektor Max Eberl mit tränenerstickter Stimme bei der Pressekonferenz.

Der sofortige Abgang von Sportchef Max Eberl trifft den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach hart. Der Grund für Eberls Aus nach fast einem Vierteljahrhundert im Klub stimmt nachdenklich. Ein externer Nachfolger soll kommen.

Das Ende der 23 Jahre langen Ära Eberls bei Borussia Mönchengladbach kam einem Hilferuf gleich. Kein neuer Verein, kein Corona-Frust, kein sportlicher Niedergang seines ins Abstiegsnot geratenen Herzensklub – das Fußballgeschäft habe ihn krank gemacht, begründete der 48 Jahre alte langjährige Sportchef der Borussia seinen sofortigen Abgang am Freitag.

Mit Tränen in den Augen fiel er zunächst Vizepräsident Rainer Bonhof um den Hals und umarmte dann weitere langjährige Mitarbeiter. „Ich beende etwas, was mein Leben war.“

Keine Kraft mehr für den Job

Nach über 13 Jahren als Sportdirektor hat Eberl nach eigener Aussage vorerst keine Kraft mehr für den Job. „Die Person Max Eberl ist erschöpft und müde. Ich habe keine Kraft mehr, diesen Job so auszuüben, wie es der Verein benötigt“, sagte Eberl in bemerkenswerter Offenheit. Immer wieder stockte er und wischte sich Tränen aus den Augen.

„Ich will einfach raus, ich will einfach mit diesem Fußball gerade nichts zu tun haben. Ich will Spaß haben. Ich will Max Eberl sein“, sagte der Mann, der lange Zeit das Gesicht schlechthin der Borussia war, aber nun kurz vor dem Ende der Transferperiode am Montag verlässt. Dass dies den Verein zur Unzeit trifft, ist Eberl bewusst. „Zum ersten Mal in meinem Leben denke ich da aber jetzt mal an mich.“

Klubchef Rolf Königs schaute nicht nur in diesem Moment etwas gequält. „Wir haben das respektiert, nicht akzeptiert. Wir sind traurig“, sagte der 80-Jährige, der nach eigener Aussage zusammen mit seine Vorstandskollegen alles versucht habe, Eberl umzustimmen. „Aber die Möglichkeit, die wir ihm angeboten haben, passte nicht zu seiner privaten und beruflichen Lebensplanung“, sagte Königs.

Spekulationen über neuen Klub obsolet

Ein neuer Klub, über den bereits seit Donnerstagabend spekuliert worden war, als erste Gerüchte über einen Rücktritt Eberls publik wurden, scheidet demnach erstmal aus. „Ich werde mir die Zeit und die Ruhe nehmen“, kündigte Eberl an. „Ich werde wie Hape Kerkeling einfach mal weg sein und dann mal sehen, was die Zukunft bringt.“

Für die Borussia kommt der Abgang des 48-Jährigen, der erst vor gut einem Jahr seinen Vertrag bis 2026 verlängert und dabei von „Visionen“ gesprochen hatte, einer Zäsur gleich. Seit dem Wirken von Helmut Grashoff bis 1991 hat kein anderer Manager den stolzen Klub vom Niederrhein so sehr geprägt wie Eberl. Seit Januar 1999 war er im Verein, zunächst als Spieler, später als Nachwuchskoordinator und schließlich als Sportdirektor und Geschäftsführer. „Alles, was ich hatte, habe ich dem Verein gegeben“, betonte Eberl pathetisch.

Die Kritik nahm zu

Doch das war zum Ende hin offenbar nicht mehr gut genug. Seit der erfolgreichen Relegation 2011 gegen den VfL Bochum machte Eberl zunächst vor allem mit dem damaligen Trainer Lucien Favre die Borussia wieder zur einer Top-Adresse im deutschen Fußball. Dreimal spielte Gladbach seitdem wieder in der Champions League, noch vor einem Jahr stand die Borussia dort unter Trainer Marco Rose im Achtelfinale. Die folgenden Monate waren sportlich schwierig, auch die – offenbar auch interne – Kritik an Eberl nahm zu.

Dass er an Rose trotz dessen angekündigten Wechsels zu Borussia Dortmund festhielt, nahm man ihm im Umfeld übel. Im für 7,5 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt geholten Adi Hütter dachte Eberl, den „am besten passendsten Trainer für Borussia“ gefunden zu haben. Jetzt aber heißt es Abstiegskampf.

Zunächst aber muss der Vorstand einen Nachfolger für Eberl finden. Er soll von außen kommen. Gehandelt wird unter anderem Ex-Coach Dieter Hecking.

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