Sport Der zuverlässige Rückhalt der Schweiz

Durstig: Yann Sommer.
Durstig: Yann Sommer.

«Kaliningrad». Yann Sommer sagt, so ein Spiel brauche es nicht, um den Teamgeist zu festigen, die Stimmung im Schweizer Nationalteam sei ohnehin sehr gut. Das 1:1 gegen Brasilien zum Auftakt der WM-Kampagne steigere aber das Selbstvertrauen, sagt der Torwart der „Nati“. Heute (20 Uhr) gegen es mit Rückenwind gegen Serbien.

Der wichtige Punkt gegen einen der Turnierfavoriten sei schon abgehakt, versichert der erste Mann im Tor des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach gestern Abend im Stadion von Kaliningrad. Yann Sommer spielt sein zweites großes Turnier als Schweizer Stammtorwart. Noch unter Ottmar Hitzfeld löste er Diego Benaglio als Nummer 1 ab, seit Vladimir Petkovic vor vier Jahren das Traineramt übernahm, ist Sommer unumstritten. Nach seiner Glanzleistung gegen Brasilien kamen Spekulationen hoch, der FC Liverpool und der AS Rom wären an einer Verpflichtung des 29 Jahre alten Athleten interessiert, der vor vier Jahren vom FC Basel nach Gladbach gekommen war. Derlei Gerüchte flankierten auch Sommers starken Auftritt bei der EM 2016 in Frankreich, damals hieß es, Manchester City wolle den selbstbewussten Keeper ködern. Doch Sommer blendet derlei Nebengeräusche aus. Zumal das wichtige Spiel der Schweizer gegen die Serben ohnehin mit vielen Dingen überladen wird, die nichts mit dem Sport zu tun haben. In der „Nati“ der Eidgenossen stehen einige Spieler mit kosovarischen Wurzeln, die Stars Granit Xhaka vom FC Arsenal oder Xherdan Shaqiri von Stoke City zum Beispiel. In manchen serbischen Medien wird von der Schweizer Mannschaft als „verkappte Kosovo-Auswahl“ geschrieben. Medien in Albanien und dem Kosovo schlagen sich auf die Seite der Schweizer. Schweizer Spieler mit kosovarischen Wurzeln sollen angekündigt haben, mit der kosovarischen Flagge auf ihren Schuhen auflaufen zu wollen, worauf der serbische Nationalstürmer Aleksandar Mitrovic sagte: „Wenn sie so große Patrioten sind, warum spielen sie nicht für dieses Land?“ Serbien erkennt wie das befreundete Russland die Republik Kosovo nicht an, die Schweiz tut das. Der Konflikt um den Kosovo belastet auch die Beziehungen von Serbien zur EU. Für einen EU-Beitritt Serbiens sieht die Staatengemeinschaft die Aussöhnung mit dem Kosovo als Voraussetzung an. Auch das Kosovo strebt in die EU. Im Sport brechen sich die unterschiedlichen Auffassungen immer wieder Bahn. Beim EM-Qualifikationsspiel vor vier Jahren in Belgrad zwischen Serbien und Albanien eskalierte die Situation. Eine Drohne mit der Flagge von Großalbanien flog plötzlich über das Spielfeld, der serbische Spieler Stefan Mitrovic holte die Fahne herunter, albanische Spieler attackierten ihn, um ihm die Fahne abzunehmen – darunter auch Granit Xhakas Bruder Taulent, der für Albanien spielt. Serbische Hooligans stürmten den Platz, das Spiel wurde abgebrochen und 3:0 für Albanien gewertet. Das alles schwingt mit an diesem Freitag in Kaliningrad, wenn Fußball gespielt wird. Der Schweizer Trainer Petkovic beantwortete am Vorabend des Anpfiffs die Frage nach der kosovarischen Flagge auf dem Schuh beispielsweise von Shaqiri, so: „Wir müssen besser spielen als gegen Brasilien, um zu gewinnen.“ Nur nicht noch mehr Sätze liefern, die das Spiel noch mehr nationalistisch aufladen, das war Petkovics Devise. Ihrem Selbstverständnis nach wollen die Schweizer endlich einmal länger als bis ins Achtelfinale bei einem großen Turnier dabei sein. Letztmals gelang ihnen das 1954 bei der WM im eigenen Land.

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