Sport Der Kunst-Handwerker

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Santo André. Zeit, dass sich was dreht: André Schürrle drängt mit aller Macht in die Anfangsformation der deutschen Mannschaft für das Viertelfinale morgen (18 Uhr) gegen Frankreich.


Der Flügelflitzer vom FC Chelsea war beim 2:1-Zittersieg nach Verlängerung im Achtelfinale am Montag gegen Algerien der beste deutsche Feldspieler. Schürrle kam nach der Pause für den blassen Mario Götze, riss gleich mit dem allerersten Spurt das Spiel an sich. Die Ansage war klar: Da ist einer, der sich reinhängt, da ist einer, der etwas bewegen möchte. Da ist einer, der dem Druck standhält. Seinen starken Auftritt krönte der frühere Mainzer und Ex-Leverkusener mit dem 1:0 nach der Vorlage von Thomas Müller. Schürrle erzielte das Tor mit der Hacke, wie schon im Test in Mainz gegen Armenien vor dem Abflug. „Es war gewollt, es war aber auch Glück dabei. Es war sicherlich eines meiner schönsten Tore“, kommentierte der 23-Jährige das kleine Kunstwerk von Porto Alegre. Eines der schönsten – und eines der wichtigsten! Was bedeutet das für das Frankreich-Spiel? „Ich fühle mich wohler, wenn ich von Anfang an spielen kann. Jeder will spielen. Aber wenn ich von der Bank aus helfen kann, dann bereite ich mich so vor. Ich schaue mir das Spiel an. Es geht hier um das große Ganze, den Titel können wir nur gemeinsam holen, deshalb ist es für mich auch okay, wenn ich als Joker helfe“, machte Schürrle klar. Im Falle eines Falles ist der Mann für alle Fälle morgen auch bereit, im Elfmeterschießen einzugreifen. Der Plan gegen Algerien war der: Der Tiki-Taka-Fußballer Mario Götze würde sich mit seiner eleganten Art schon irgendwie durchmogeln durch das engmaschige algerische Abwehrnetz. Das Unterfangen ging schief, Schürrle sorgte vielmehr mit seiner dynamischen Art für Unruhe in der Defensive der Nordafrikaner. Schürrle, das ist leicht zu erkennen, hat bei José Mourinho in London einen Riesenschritt nach vorne gemacht. Chelsea tut dem jungen Mann gut, auch wenn er die erste Saison als Lehr- und Wanderjahre einschätzt. „Es war ein Jahr mit Aufs und Abs. Ich bin sehr zufrieden. Ich wollte mich in jedem Training durchsetzen. Ich fühle mich besser als vor einem Jahr, was das Körperliche, die Einstellung und das Mentale betrifft. Ich freue mich schon auf die nächste Saison“, erläuterte er zu Beginn seines großen WM-Abenteuers. Natürlich musste André Schürrle gestern im Pressegespräch auch auf die Kritik an der deutschen Mannschaft eingehen. „Es ist klar, dass es Kritik gibt, wenn man nicht hundertprozentig seine Leistung abruft. Ich glaube auch, dass es den Fans lieber ist, wenn wir nicht so gut spielen, aber trotzdem weiterkommen, als wenn wir schön spielen und dann ausscheiden“, betonte er. Und nun: Rio de Janeiro. „Ich freue mich auf Rio. Dort erwartet uns ein Top-Gegner mit großer individueller Klasse, ein intensives Spiel. Beide Reihen sind topbesetzt. Wir gehen das Spiel selbstbewusst an. Wir wollen das Spiel wieder dominieren, und dann bin ich mir sicher, dass wir eine Runde weiterkommen“, sagte der einst beim Ludwigshafener SC ausgebildete Spieler. Ein Top-Spiel, in dem Schürrle wohl von Beginn an mitmachen darf. „Ich bin heiß, gut drauf und bereit.“ Er hat seine Chance verdient!

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