Sport Debakel für die Lehrbuben
Kaiserslautern. Der neue 1. FC Kaiserslautern zahlt Lehrgeld: Zum Zweitliga-Start unterlagen die Roten Teufel nach guten 15 Minuten dem eiskalten Bundesliga-Absteiger Hannover 96 0:4 (0:1). Ein Debakel!
Fünf Zugänge standen gestern Abend in der Startelf der Lauterer. Überzeugt hat ansatzweise nur Osayamen Osawe. Daniel Stendel, beim Bundesliga-Absteiger aus Hannover vom U19- zum Cheftrainer befördert, ließ Martin Harnik zunächst auf der Bank. Im Jahr eins nach Ron-Robert Zieler ist Philipp Tschauner die Nummer 1 bei 96. Er absolvierte gestern sein 154. Zweitligaspiel. Das 153. lag 614 Tage zurück. Damals stand der heute 30-Jährige im Tor des FC St. Pauli, der am 30. November 2014 gegen den FCK 1:3 verlor. Tschauner zeigte in der starken Lauterer Anfangsphase seine Klasse. So in der sechsten Minute, als Osayamen Osawe den Ball erkämpfte, Robert Pich einsetzte, der Osawe wieder ins Spiel brachte, der mustergültig auf Marcel Gaus ablegte. Der aber scheiterte aus sieben Metern an Tschauner. Eine hundertprozentige Chance! „Ich weiß, dass dieser Ball rein muss“, sagte Gaus später, „ich nehme das Spiel auf meine Kappe. Aber: Eine Niederlage bedeutet nicht, dass die ganze Saison gelaufen ist.“ Eine Minute nach Gaus’ Möglichkeit lief Osawe Salif Sané weg, aber Tschauner parierte klasse zur Ecke. Der FCK ließ in dieser Phase die Handschrift des neuen Trainers Tayfun Korkut erkennen. Mit engagiertem Pressing wurden die Hannoveraner aus dem Takt gebracht. Und doch gingen sie bei ihrer ersten Torannäherung in Führung: Christoph Moritz verlor den Ball weit in der Hälfte der Gäste, der Konter lief, die von Felix Klaus servierte Flanke fälschte Naser Aliji ab, Artur Sobiech schirmte den Ball clever gegen Phillipp Mwene ab, brachte Sebastian Maier ins Spiel – 0:1 (16. Minute). Der Führungstreffer brachte Ruhe in die Aktionen der Niedersachsen, zumal die Abseitsfalle funktionierte, in der sich Osawe mehrfach verfing. Zudem wusste sich Sané zu steigern und gewann auch das rassige Laufduell gegen Osawe (23.). Und die zunächst so klare Handschrift wurde unleserlich! Es dauerte bis zur 75. Minute, ehe Marlon Frey zur dritten FCK-Chance kam. Hannover kontrollierte das Spiel nach dem 1:0 souverän, zumal Pich nach zwei Klasse-Pässen Alexander Rings technische Schwächen offenbarte, dann abtauchte. Gefährlich für den FCK wurde es in der 27. Minute, als Ring Kollege Mwene durch einen Querschläger in die Bredouille brachte, Torhüter Weis aber parierte souverän. Drei Minuten nach der Pause aber war der Torhüter abermals geschlagen. Nach einem leichtfertig von Aliji verursachten Eckstoß parierte Weis wohl Sanés Kopfball, den abgewehrten Ball donnerte Waldemar Anton gekonnt und humorfrei in die Maschen: 0:2. Ein Tor, das wohl auch Weis am Nerv traf. Anders ist sein Irrlauf nach einem gegen Sobiech abgewehrten Ball kaum erklärbar (55.). Der FCK war bemüht, die Wende zu erzwingen, aber 96 verstand es geschickt, die Passwege Daniel Halfars zuzustellen. Osawe fehlte so der Nachschub – oder er verirrte sich im Abseits. Und wurde oft gefoult. Schiedsrichter Stark beließ es bei theatralischen Ermahnungen. Aus fünf Chancen machte der Gast drei Tore. Mit Ansage das 0:3: Freistoß Albornoz, Schmiedebach serviert, Kenan Karaman verlängert, Sobiech trifft per Kopf (63.). Kein gutes Zeugnis für die Innenverteidiger Vucur und Ziegler, die schon beim 0:1 nicht zur Stelle waren. Bei allem Eifer wurde deutlich, dass Mwene und Aliji Zweitliga-Lehrbuben sind, die gegen Karaman und Klaus zu viel zuließen. So lief Karaman an Mwene vorbei, Aliji blieb stehen, Weis ließ sich von einem haltbaren Drehschuss überlisten: 0:4 (84.). Eine Lehrstunde. Ein Debakel. Ein Fehlstart. Klasse die Fans. Ihr Applaus – aufbauend. So spielten sie 1. FC Kaiserslautern: Weis - Mwene, Vucur, Ziegler, Aliji - Moritz (73. Przybylko), Ring - Pich (59. Frey), Halfar, Gaus (73. Dittgen) - Osawe Hannover 96: Tschauner - Sorg, Anton, Sané, Albornoz - Fossum, Schmiedebach - Klaus (75. Harnik), Maier (81. Prib), Karaman (87. Sulejmani) - Sobiech Tore: 0:1 Maier (16.), 0:2 Anton (48.) , 0:3 Sobiech (63.), 0:4 Karaman (84.) - Beste Spieler: Osawe, Ring - Tschauner, Sané, Fossum, Karaman - Zuschauer: 40.021 - Schiedsrichter: Stark (Ergolding).