Handball Das deutsche Frauen-Team ist ab sofort auf der Jagd
Viertelfinalfete? Olympia-Feier? Jubiläumssause? Emily Bölk machte große Augen – und erteilte sämtlichen Partyplänen bei Deutschlands Handballerinnen dann eine klare Abfuhr.
„Wir sind ja nicht hier, um jetzt nur noch im dänischen Schnee zu liegen“, sagte die Jubilarin: „Jetzt geht’s drum, ab jetzt sind alles Endspiele für uns.“ Und auch Bundestrainer Markus Gaugisch hatte nach dem vorzeitigen Sprung in die K.o.-Phase der Weltmeisterschaft nur noch den Kracher gegen Gastgeber Dänemark am Montag (20.30 Uhr/Sportdeutschland.TV) im Kopf. „Ab sofort geht es auf Jagd“, sagte er mit leuchtenden Augen. Erst der Gruppensieg, dann der Kampf um die WM-Medaillen – so die einfache Formel der deutschen Auswahl, die das ersehnte Ticket für das olympische Qualifikationsturnier nun schon in der Tasche hat.
Kein Druck, aber Bock
Nach dem letztlich souveränen 31:21 (14:13) gegen Serbien ging der Blick nach vorn, das Hauptrundenfinale gegen den skandinavischen Titelanwärter vor 15.000 frenetischen Zuschauern in Herning elektrisiert das deutsche Team. „Wir haben keinen Druck, aber wir haben Bock“, betont Gaugisch: „Wir haben riesigen Bock, um diesen Platz eins zu fighten.“ Bölk, die am Samstagabend mit vier Treffern in ihrem 100. Länderspiel als Spielerin des Spiels ausgezeichnet worden war, betonte: „Wenn wir weiterhin so performen und alle Vollgas geben, dann können wir es jedem Gegner schwer machen.“
Eistonne, essen, schlafen
Eistonne, gutes Essen, schlafen – nach dem Serbien-Spiel stand für Bölk und ihre Mitspielerinnen Regeneration auf dem Programm. Am Sonntag bekam die deutsche Mannschaft von Gaugisch zudem trainingsfrei, um die Akkus vor der heißen Turnierphase wieder aufzuladen. Dies kam auch Co-Kapitänin Alina Grijseels entgegen. Die Spielmacherin, die wegen eines Pferdekusses das Serbien-Spiel verpasste, wird am Montag voraussichtlich wieder dabei sein. „Ich fühle mich soweit in Ordnung. Ich gehe davon aus, dass es klappt“, sagte Grijseels am Sonntag im Teamquartier in Silkeborg.
Schmerzhafte Erinnerungen
Gegen Dänemark, so viel steht fest, ist volle Power vonnöten. Denn die Erinnerungen an den Vize-Europameister sind schmerzhaft. Zwei Jahre ist es her, da kassierte Deutschland bei identischer Ausgangslage zum WM-Hauptrundenabschluss eine 16:32-Klatsche – und schied anschließend im Viertelfinale aus. „Angst vor einem Déjà-vu haben wir nicht“, stellte Rückraumspielerin Xenia Smits am Sonntag klar: „Die Negativität haben wir aus den Köpfen verbannt. Ich bin zuversichtlich, dass wir uns mit unserem jetzigen Flow gut präsentieren werden.“
Dänemark sei „Favorit, ganz klar“, bekannte Gaugisch, „aber wir werden alles dafür tun, dass wir vielleicht das Wunder schaffen“. Jede der Däninnen spiele „in einem Top-Top-Verein. Die sind nicht nur Bankspielerinnen, sondern alles Leistungsträgerinnen“, analysierte der Coach. Linksaußen Antje Döll meinte voller Vorfreude: „Vor einer vollen Halle zu spielen, ist doch geil. Wir werden Gas geben. Das verspreche ich. Wir sind heiß und hungrig.“
Die Kampfansage
Nach fünf Siegen in fünf WM-Spielen ist der deutschen Mannschaft der Platz im Viertelfinale so oder nicht zu nehmen. Aber, wie sagte es Emily Bölk so schön: „Wir wollen noch mehr.“ Das trift auf breite Zustimmung im Kader. „Wir sind noch nicht fertig. Wir haben noch Luft nach oben und wollen um Medaillen mitspielen“, schickte Antje Döll als Kampfansage an die Konkurrenz hinterher. Aber sie legte auch einen Finger in eine bisher noch nicht allzu klaffende Wunde. „Wenn wir gegen starke Teams wie Dänemark bestehen wollen, müssen wir unsere Chancen besser nutzen und die Wurfeffektivität verbessern“, forderte sie mit Blick auf die vielen Fehlwürfe gegen Serbien. Insgesamt aber betonte Döll den Reifeprozess im deutschen Team: „Wir haben mittlerweile die Ruhe weg.“ Was am Montagabend im Hexenkessel erneut zu beweisen wäre.