Handball Zum zweiten Chef befördert
«Ludwigshafen.»Kai Dippe ist neuer stellvertretender Kapitän des Handball-Bundesligisten Eulen Ludwigshafen. Der bisherige „Vize“, David Schmidt, wechselte vor der Saison zum Ligakonkurrenten TVB Stuttgart. Die Personalie Dippe kommt nicht ganz unerwartet.
Aufgabe ist es, die Mannschaft emotional zu puschen. Das wird morgen Abend aber nicht zwingend notwendig sein. Denn die Eulen gastieren beim deutschen Meister SG Flensburg-Handewitt (19 Uhr). Kai Dippe hat sich vergangene Saison einen Titel in der Bundesliga gesichert: Kein anderer Spieler hat so viele Zeitstrafen und Platzverweise bekommen wie er. In 33 Partien musste er 78-mal eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe schlucken und flog fünfmal deswegen vom Feld. „Immerhin ein Titel“, sagt Dippe im Spaß. Der unrühmliche erste Platz in dieser Kategorie sagt einiges aus über den 25 Jahre alten Kreisläufer der Eulen Ludwigshafen. Der 1,91 Meter lange und 93 Kilogramm schwere Dippe ist ein Spieler, der von seinen Emotionen und seiner Leidenschaft lebt. Im ersten Heimspiel dieser Runde Anfang September flog er gegen den THW Kiel wieder vom Parkett – dritte Zeitstrafe. Doch Dippe ist kein Handball-Rambo. Er agiert mit einer gesunden Härte, flog bislang nie wegen eines groben Fouls vom Feld. Die Spielweise ist vom Cheftrainer genehmigt. Ben Matschke sagt: „Er hat die Order von mir, mit einer gesunden Härte zu spielen.“ Matschke weiß, dass er Dippe diese sensible Aufgabe anvertrauen kann. Der 25 Jahre alte gebürtige Plankstadter ist mittlerweile ein gestandener Bundesliga-Spieler und eine Führungspersönlichkeit bei den Eulen. Deshalb hat ihn Matschke auch zum stellvertretenden Kapitän hinter Gunnar Dietrich bestimmt. „Ich fühle mich geehrt, von unserem Trainer das Vertrauen für dieses Amt zu bekommen. Es ist nicht selbstverständlich, schon mit 25 Jahren stellvertretender Kapitän eines Bundesligisten zu sein“, betont Dippe. Für Matschke war diese Personalie früh klar. Seit er vor vier Jahren zu den Eulen kam, sind nur noch drei Spieler aus dem damaligen Team da: Dietrich, Durak und eben Dippe. Weil Dippe die Mannschaft durch seine offene Art mitzieht und auf dem Platz auch mal die passenden Worte findet, fiel die Beförderung ihm zu. „Es ist der nächste Schritt für ihn. Kai ist authentisch. Wenn er der Mannschaft sagt, dass sie mehr Gas geben muss, dann hat das Gewicht, da er immer vorangeht, was Wille, Glaube und Einsatzbereitschaft angeht“, sagt Matschke: „Das erwarte ich auch in Flensburg. Wir werden dort maximalen Stress haben und 60 Minuten gefordert sein.“ Der ehemalige U21-Nationalspieler Dippe kam 2015 von der SG Leutershausen zu den Eulen. Matschke war sein Lehrer an einem Schwetzinger Gymnasium. Vorige Saison erzielte Dippe in 33 Bundesliga-Spielen 55 Tore. Derzeit arbeitet Dippe als Werksstudent nebenbei bei SAP. Er schreibt dort seine Masterarbeit und wird Ende Oktober damit fertig sein. „Fest steht schon jetzt, dass ich danach weiter neben dem Handball etwas arbeiten will“, sagt Dippe. Sein Vertrag bei den Eulen endet 2019. Dippe hatte eine Option in seinem Kontrakt, wonach er nach der vorigen Runde hätte gehen können. Er zog sie aber nicht. Vielmehr hatte er schon an Weihnachten den Verantwortlichen mitgeteilt, dass er bleibt. Auch das sagt vieles über Kai Dippe und seinen Charakter aus.