Handball Kluge Kopfarbeit
«Lübbecke.» Der erste Auswärtssieg der Eulen Ludwigshafen in der aktuellen Saison der Handball-Bundesliga wird wohl auch der einzige bleiben. Doch das 29:28 (13:12) am Donnerstag beim TuS N-Lübbecke war womöglich der wichtigste Sieg in dieser Runde. Denn bei einer Niederlage wären die Eulen so gut wie abgestiegen gewesen.
Kleinigkeiten sind die Besonderheiten. Ben Matschke ist ein Trainer, der in seiner Arbeit sehr auf Details achtet. Der 35 Jahre alte Coach der Eulen Ludwigshafen setzt immer wieder neue Reize, um seine Spieler zu fordern – und zu fördern. Die vier Tage vor dem so wichtigen Spiel am Donnerstag in Lübbecke gestaltete Matschke – wieder – einmal etwas anders. Kopfarbeit war angesagt. Der Trainer des Jahres 2017 in Rheinland-Pfalz gab seinen Spielern Hausaufgaben über den Gegner auf. „Die Jungs sollten sich mit ihrem Gegenspieler befassen“, schilderte Matschke. In Kleingruppen erarbeiteten sich die Akteure einen Überblick über N-Lübbecke. Matschke intensivierte die mentale Vorbereitung, indem er außerdem viele Videosequenzen zeigte und mit Plakaten arbeitete. „Es war eben Kopfarbeit gefragt“, erklärte Matschke. Die Eulen-Spieler haben ihre Hausaufgaben erstklassig gelöst. Sie haben in Lübbecke gewonnen. Dabei war der Druck immens. Im Falle einer Niederlage hätte N-Lübbecke den Vorsprung auf die Eulen auf fünf Punkte ausgebaut. Für Ludwigshafen hätte das wohl den Abstieg bedeutet. So aber verkürzten die Eulen den Abstand auf N-Lübbecke auf einen Zähler und sind wieder mitten drin im Kampf um den Klassenverbleib. „Meine Mannschaft hat heute Abend viel Charakter gezeigt. Ich wollte morgen früh mit einem Ziel aufwachen. Das haben wir nun, in zehn Tagen zu Hause gegen Hüttenberg. Das ist dann das einzige Spiel der ganzen Saison, in das wir als Favorit gehen. Klar, hätte der TuS auch knapp gewinnen können oder es wäre Unentschieden ausgegangen. Trotzdem denke ich, dass wir verdient diesen Sieg errungen haben. Denn meist haben wir im zweiten Durchgang in Führung gelegen“, fasste Matschke zusammen. Ein Unentschieden wäre in der Tat unverdient gewesen. Denn die Eulen haben sich für diesen Erfolg quasi zerrissen. „Wir wollten unbedingt gewinnen“, sagte Eulen-Kapitän Gunnar Dietrich. Dieser Wille war auch schon in vielen anderen Spielen da, doch da fehlte Ludwigshafen immer das Quäntchen Glück – sei es zu Hause gegen N-Lübbecke, in Leipzig, in Minden, in Erlangen oder aber in Hüttenberg. In Hüttenberg war es David Schmidt, der damals kurz vor Spielende patzte – und Ludwigshafen verlor unglücklich. Doch am Donnerstag machte Schmidt seinen Fehler wieder wett – eine späte Wiedergutmachung. Sechs Sekunden vor Spielende erzielte Schmidt den 29:28-Siegtreffer. Der 24 Jahre alte Rückraumspieler verlässt die Eulen nach der Saison und geht zum TVB Stuttgart. Es ist ein herber Verlust. Denn am Donnerstag spielte Schmidt 60 Minuten durch. Er und Azat Valiullin erzielten zusammen 13 der 29 Tore – eine produktive Torfabrik. Sie muss in den verbleibenden fünf Spielen – Hüttenberg (H), Hannover (A), Melsungen (H), Löwen (A) und Erlangen (H) – auf Hochtouren laufen. Drei dieser fünf Spiele müssen die Eulen gewinnen, um sicher Bundesligist zu bleiben. Sicher ist schon jetzt: Die Eulen haben die Lizenz für die kommende Erst- und Zweitliga-Saison ohne Auflagen erhalten.