Handball Zwischen Auge und Bauch des Riesen

Pascal Durak (links) erzielte im ersten Spielabschnitt zwei Tore für die Eulen.
Pascal Durak (links) erzielte im ersten Spielabschnitt zwei Tore für die Eulen.

«Ludwigshafen.»45 Minuten lang haben die Eulen Ludwigshafen gestern im ersten Heimspiel in der neuen Saison der Handball-Bundesliga gegen den THW Kiel eine richtig gute Leistung gezeigt. Durch eine schwächere Schlussviertelstunde sah das Ergebnis mit 19:26 (11:13) dann deutlicher aus, als es die Partie über weite Strecken war.

Ein paar Minuten nach dem Ende der Begegnung zwischen den Eulen, die den zweiten Klassenverbleib in der höchsten deutschen Spielklasse in Serie anstreben, und dem THW, der endlich wieder deutscher Meister werden will, stand Jonathan Scholz am Rande des Spielfeldes. Der 26-Jährige, den sie bei den Eulen alle nur „Johnny“ rufen, lehnte am Geländer zur Tribüne und sprach über das gerade zu Ende gegangene Spiel. Ein Spiel, in dem der THW die cleverere, ausgefuchstere und auch bessere Mannschaft war. Aber auch ein Spiel, in dem für die Eulen deutlich mehr möglich gewesen ist als eine Niederlage mit sieben Toren Differenz. Und so machte sich Scholz verbal auf Ursachenforschung, um zu ergründen, warum nicht mehr möglich gewesen ist. Er sagte dabei Sätze wie: „Uns hat der Glaube gefehlt, etwas zu holen.“ Oder: „Auch wenn das jetzt blöd klingt, weil wir gut gespielt haben: Wir hätten in der zweiten Hälfte noch mal etwas drauflegen müssen.“ Oder: „Wir müssen es durchziehen.“ Bei den Eulen Ludwigshafen gab es gegen Kiel zwei Gesichter. Mit dem einen Gesicht agierten sie 45 Minuten quasi auf Augenhöhe mit dem großen THW. Mit dem anderen Gesicht sackten sie von der Augenhöhe ungefähr auf Bauchnabelhöhe ab. Das hatte sicherlich seine Gründe: Mit Azat Valiullin fehlte einer der wichtigesten Spieler, Kai Dippe hatte nach 40 Minuten die Rote Karte (dritte Zeitstrafe) gesehen, der THW hatte ganz andere Wechseloptionen. Aber trotzdem – und das ist ein gutes Zeichen – war in der Friedrich-Ebert-Halle gestern kein Spieler und kein Eulen-Verantwortlicher aufzutreiben, der zufrieden war. Zufrieden war mit den letzten 15 Minuten der Partie. „Wir haben bis zum 17:20 in der 45. Minute ein tolles Spiel gemacht“, sagte etwa Trainer Ben Matschke. Ab der 45. Minute machten die Eulen auch deshalb kein so tolles Spiel mehr, weil aus diversen Gründen (Erschöpfung, Schonung, Rote Karte) fast nur noch kleine Spieler auf dem Parkett standen – dagegen wirkten die Kieler Akteure fast wie Riesen. Den Gastgebern jedenfalls gelangen nur noch zwei Treffer in den letzten 15 Minuten. „Wir haben gefühlt keinen Zweikampf mehr gewonnen“, sagte Trainer Matschke. Damit sah das Ergebnis nicht mehr so toll aus. 45 Minuten lang hatten sie klasse gespielt, gekämpft, dagegengehalten. Es klappte nicht alles. Aber es klappte nicht viel weniger als beim THW Kiel. Dem deutschen Rekordmeister gelang erst nach fünf Spielminuten der erste Treffer, die Eulen führten in der Anfangsphase zeitweise – auch dank eines guten Torwarts Stefan Hanemann – mit zwei Toren Differenz (5:3./11.). Und auch nach einer ersten Schwächeperiode und einem 0:4-Lauf blieben sie dran. 11:13 stand es zur Halbzeit, auch danach konnten sich die Kieler nicht weiter als auf drei Treffer absetzen. Doch dann folgte ja noch die Bauchnabelphase. So spielten Sie Eulen Ludwigshafen: Hanemann, Lenz (ab 51.) - Salger (2), Feld (4), Dietrich (2) - Hofmann, Durak (2) - Stüber (1) – Dippe, Scholz (3), Haider (1), Falk, Bührer (3/3), Müller (1), Hideg THW Kiel: Niklas Landin, Wolff (für einen Siebenmeter) - Weinhold (4), Duvnjak (1), Nilsson (6) - Ekberg (6/1), Magnus Landin (3) - Wiencek (2) – Reinkind, Zarabec, Bilyk (1), Pekeler (3) Spielfilm: 3:2 (8.), 5:3 (11.), 5:7 (18.), 10:11 (26.), 11:13 (Hz.), 14:17 (38.), 17:20 (45.), 17:24 (52.), 19:26 (Ende) - Siebenmeter: 5/3 - 2/1 - Zeitstrafen: 5/4 - Rote Karte: Dippe (40./dritte Zeitstrafe) - Beste Spieler: Hanemann - Ekberg, Nilsson - Zuschauer: 2249 - Schiedsrichter: Thöne (Lilienthal)/Zupanovic (Berlin).

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