Handball Rot ist Trumpf

Starkes Comeback: Pascal Bührer.
Starkes Comeback: Pascal Bührer.

«Ludwigshafen.»Alle in Rot. Die Kulisse – alle Eulen-Fans in roter Kleindung – soll den Eulen heute Abend bei der Mission Klassenkampf Flügel verleihen. 25 Sponsoren machen das Ein-Euro-Spiel möglich, decken die Kosten – und die Eulen bieten den Zuschauern Eintrittskarten für einen Euro. Voraussetzung: zumindest ein rotes Oberteil. Die „rote Wand“ – Symbol für den Schulterschluss zwischen Fans und Mannschaft. „Ich wünsche mir, dass die Spieler das Event genießen“, sagt Lisa Heßler. An der Abendkasse gibt es noch Karten, informiert die Geschäftsführerin. Sie hofft auf die Kraft der „roten Wand“. „Ich habe das Spiel letztes Jahr gegen Wetzlar noch in guter Erinnerung. Das war fantastisch! Da freut man sich richtig drauf – man kommt in die Halle und alles ist rot, alle sind in Rot“, sagt Pascal Bührer, der 23 Jahre alte Mittelmann, der sich in seinem zweiten Jahr im Eulen-Dress weiter entwickelt hat. Er war Drittliga-Torjäger bei seinem Heimatverein SG Köndringen/Teningen, übersprang beim Transfer nach Friesenheim die Zweite Liga, lernte viel und schnell. Das „Wunder von Ludwigshafen“ hat er 2018 mit bewerkstelligt. Dann erlitt er im Heimspiel gegen Leipzig einen Bruch des Handwurzelknochens. Als seine Freunde den bisher einzigen Saisonsieg feierten, war er in der Klinik. Bittere Momente. Bührer ist zurück, spielte beim 29:35 in Magdeburg sehr gut. „Mit den ersten 15, 20 Minuten war ich voll zufrieden, da ging unser Plan auf. Das gibt uns Mut“, sagt Bührer. Es war seine erste ernsthafte Verletzung – sie hat einen Wandel bei ihm ausgelöst. „Ich befasse mich mehr mit mir, höre in meinen Körper hinein“, schildert der Sport- und Bildungswissenschaftsstudent sein Denken. Und er ist heiß, heiß auf Handball: „Ich bin wie ein junges Pferd, das eingesperrt war und auf die Wiese will!“ Die Hoffnung auf den Ligaverbleib hat Bührer längst noch nicht aufgegeben. Der Kopf ist noch oben. „So lange wir die Chance rechnerisch haben, ist die Hoffnung da“, versichert Bührer. Er weiß in Trainer Ben Matschke einen überzeugten Förderer. Der rechnet heute mit David Spiler, dem Pechvogel, der seit einigen Tagen schmerzfrei trainiert, und freut sich aufs Spiel. Es war eine starke Trainingswoche – auch beim lange verletzten Azat Valiullin. „Azat hatte eine gute Woche“, betont der Coach. Der Russe, vor einem Jahr der gefeierte Retter, erlebt verletzungsmäßig ein Seuchenjahr. Der 28-Jährige will der Mannschaft helfen, blieb zuletzt aber weit unter Form, verkrampfte. Klar: Da fehlte der Spielrhythmus, da ist ein großer Trainingsrückstand. „Mal sehen, wie das gegen seinen Ex-Verein aussieht“, orakelt Matschke. Vor einem Jahr kam Valiullin aus Lemgo zu den Eulen. Deren Nestwärme tat ihm gut. Bührers Weg – ein Prozess. „Es brauchte viel Zeit, viele Gespräche“, beschreibt Matschke den Reifeprozess. „Wir freuen uns, dass er bei uns bleibt. Ich freue mich auf die nächsten zwei Jahre mit ihm “, sagt der Coach. Eine frohe Botschaft wird heute verkündet – auch Kreisläufer Freddy Stüber bleibt den Eulen treu. Der 24-Jährige kam 2017 vom TV Neuhausen. Der Mentalitätsspieler, mit seiner Art Handball zu spielen, mit seinen 112 Kilo ein Gegenentwurf zu den Kollegen Kai Dippe und Max Haider, war ein Wunschkauf des Trainers. „Fredy übernimmt jetzt auch – von sich aus – Verantwortung in der Führung der Mannschaft“, frohlockt der Trainer. Er will nicht mehr rechnen. Aber er glaubt an seine Mannschaft!

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