Handball Interview: Eulen-Geschäftsführer Marcus Endlich über neue Spieler

Er will helfen, die Eulen Ludwigshafen in der Handball-Bundesliga zu etablieren: Geschäftsführer Marcus Endlich.
Er will helfen, die Eulen Ludwigshafen in der Handball-Bundesliga zu etablieren: Geschäftsführer Marcus Endlich.

Ende August starten die Eulen Ludwigshafen beim Bergischen HC in ihre insgesamt vierte Handball-Bundesliga-Saison. Das erste Heimspiel ist Anfang September gegen THW Kiel. Eulen-Geschäftsführer Marcus Endlich über neue Spieler, Sponsorensuche, höhere Eintrittspreise und Ziele.

Herr Endlich, Sie haben immer wieder betont, in der Bundesliga bleiben zu wollen, ja: zu müssen. Warum?

Nur dadurch können wir gewisse Spieler halten, und nur dadurch bleiben wir attraktiv. Attraktiv zu sein ist wichtig, um neue Sponsoren zu gewinnen. Wie viele Sponsoren gibt es bei den Eulen? Aktuell haben wir um die 115 Partner. Das sind in etwa 35 mehr als vor eineinhalb Jahren. Da die potenziellen großen Geldgeber am Limit sind, wollen wir auf eine breite Masse setzen. Es gibt viele mittelständische Betriebe in der Region. Da ist das Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Es braucht aber viel Kraft und Zeit, um diese zu gewinnen. Doch Zeit haben wir nicht. Na ja, Sie haben gesagt, bis 2021 wollen Sie bei den Eulen einen Etat von drei Millionen Euro haben. Wie hoch ist der aktuelle Etat? Der liegt bei etwa 1,2 Millionen Euro. Wie wollen Sie das schaffen? Wie gesagt, es gibt ein großes Potenzial beim Mittelstand. Wir führen viele Gespräche und sind optimistisch, dass wir den Etat steigern können. Zwei Millionen sind in diesem Jahr nicht realistisch, aber 2021 möchte ich einen Drei-Millionen-Etat haben. Wie weit ist die Kaderplanung? Azat Valiullin hat seinen Vertrag um ein Jahr verlängert, Alexander Feld hat einen unterschriftsreifen Vertrag vorliegen. Ich rechne damit, dass der Vertrag Dienstag oder Mittwoch unterschrieben vorliegt. Azat Valiullin kam in der Winterpause aus Lemgo, ein Glücksgriff, der großen Anteil am Klassenverbleib hatte. Was bedeutet sein Autogramm unter einem neuen Kontrakt? Das ist ganz wichtig und etwas ganz Besonderes, allein schon wenn man sieht, welche Angebote Azat bekommen hat. Da waren einige dabei, die finanziell weit besser waren als unser Angebot. Es ist ein absolutes Plus für uns, dass Azat bleibt. Er steigert die Qualität im Training und im Spiel. Er ist ein Vollprofi und passt auch menschlich hervorragend hierher. Sie brauchen aber auch noch zwei Torhüter und einen Spieler für den rechten Rückraum. Da führen wir vielversprechende Gespräche. Wir haben keinen Zeitdruck. Am 16. Juli ist offizieller Trainingsauftakt. Wir bekommen täglich Spieler angeboten, aber sie müssen zu uns und zu unserer Philosophie passen. Also müssen es junge, deutsche Spieler mit Perspektive sein? Nicht unbedingt. Wir werden unsere Philosophie auf jeden Fall nicht aufgeben. Wir brauchen junge deutschsprachige Spieler, die sich mit unserem Verein identifizieren. Ich habe zuletzt einem Spieler abgesagt, mit dem wir uns schon einig waren und der dann noch mal kam und 300 Euro mehr wollte. Das gibt es nicht bei mir. Langfristig aber wollen wir mit vier bis sechs Vollprofis im Team arbeiten. Kevin Klier, der elf Jahre die Nummer 1 der Eulen war, und Roko Peribonio sind weg. Stefan Hanemann, der im Januar aus Konstanz kam, hat Potenzial, reift heran. Was suchen Sie konkret auf der Torhüterposition? Wir suchen einen jungen Torhüter, der Doppelspielrecht haben sollte. Und wir brauchen einen erfahrenen Torhüter neben Stefan Hanemann. Er braucht einen, der ihn an die Hand nimmt. Und er will das auch. Thema Denni Djozic. Er wurde als Nachfolger von Linksaußen Philipp Grimm 2016/17 aufgebaut. Sehr früh in diesem Jahr haben Sie entschieden, dass Djozic keinen neuen Vertrag mehr bekommt. Warum? In den letzten Monaten war Djozic überragend, er war – wie früher Grimm – eine Bank bei Siebenmetern und hatte großen Anteil daran, dass das Klassenziel erreicht wurde. Djozic ist Pfälzer, die Identifikation mit dem Verein stimmt. Man kann es nicht verstehen ... Wir haben uns sehr früh entschieden, weil wir wussten, dass wir Jannik Hofmann vom TV Hüttenberg bekommen können. Der Vertrag von Johnny Scholz läuft noch, der auch in der 5:1-Deckung sehr wertvoll sein kann. Denni hat ohne Frage eine tolle Rückrunde gespielt, wir, also auch der Trainer, glauben aber trotzdem, dass wir künftig auf der Position stärker aufgestellt sein werden. Menschlich ist Dennis Weggang ein Verlust, es ist mir sehr schwergefallen, ihm diese Entscheidung mitzuteilen. Wir wollten ihn aber auch früh informieren, damit er sich in Ruhe einen neuen Verein suchen kann. Sie suchen noch immer einen routinierten Linkshänder als Nachfolger von David Schmidt, ein Pendant zu Jerome Müller, der aus Saarlouis zu den Eulen kommt, oder? Ja, wir suchen einen Linkshänder, der uns sofort weiterbringt. Einen, der an die zwei Meter groß ist, einen, der die einfachen Tore macht. Wir sind mit drei Spielern in Gesprächen, aber es ist noch keine Entscheidung gefallen. Bei unserem begrenzten Etat dürfen wir keine Fehler machen. Jeder Schuss muss sitzen. Da setzen wir uns aber auch gar nicht unter Druck. Und Mittelmann Jan Remmlinger, der monatelang mit seiner Handverletzung fehlte, kehrt zurück. Das ist ja, gefühlt, auch ein Neuzugang. Ja, das stimmt. Jan wird uns gut tun. Der Zuschauerschnitt lag diese Saison bei 2100. Achtmal war die Friedrich-Ebert-Halle ausverkauft. Da müssten in der Saisonbilanz am Ende Mehreinnahmen stehen. Ich habe noch keine endgültigen Zahlen. Aber das freut uns sehr, dass immer mehr Zuschauer kommen. Wir werden aber zur neuen Saison die Preise um zwei bis vier Euro erhöhen. Die teuerste Karte wird dann 23 Euro kosten. Wir liegen dann immer noch unter dem Schnitt anderer Klubs. Unsere Fans haben in anderen Hallen mehr für eine Karte der unteren Kategorie bezahlt als Zuschauer bei uns für die gehobenen Plätze. Wie viele Tickets haben Sie für die kommende Saison schon abgesetzt? Rund 700. Ihre Geschäftsstelle ist im Vergleich zu anderen Vereinen doch eher unterbesetzt. Werden Sie auch da investieren? Wir arbeiten aktuell mit zwei Festangestellten, einer Ehrenamtlichen und einem Praktikanten. Zur neuen Saison bekommen wir zwei Praktikanten und wollen unseren derzeitigen Praktikanten Max Haas einstellen. Der junge Mann hat tolle Ideen und großes Potenzial. Das will ich unbedingt hinbekommen. Sie arbeiten seit Monaten wieder enger mit den Rhein-Neckar-Löwen zusammen. Wird das intensiviert? Die Zusammenarbeit mit den Löwen ist für uns eine gute Lösung. Es ist ein fairer Austausch. Wenn die Löwen Spieler haben, die noch nicht die Klasse für ihre Ansprüche haben, dann können sie diese an uns ausleihen. Ein anderes Beispiel wäre, dass die Löwen einen Spieler im Blick haben, ihn verpflichten und bei uns parken, damit kein anderer Verein ihnen diesen Spieler wegschnappt. Das muss man aber Fall für Fall klären. Trainer Ben Matschke ist nicht nur Fanliebling. Er genießt als Fachmann und Persönlichkeit bundesweit höchstes Ansehen. Sein Vertrag läuft bis 2020. Haben Sie nicht dennoch Angst, dass ihn ein Top-Klub holt? Ben fühlt sich absolut wohl und geht den Weg mit. Wir versuchen so viel wie möglich zu verbessern, ihn zu entlasten. Er will eine Entwicklung sehen – in der Mannschaft, im Verein. Wenn es die nicht gäbe ... Nach dem Abstiegskampf ist vor dem Abstiegskampf ... Wir müssen zwei Mannschaften hinter uns lassen. Für uns wird es wieder ein Kampf bis zum letzten Spieltag. Aber wir werden es wieder schaffen! 

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