Handball Einheizer und Kämpfer

Agil am Kreis – und noch mehr in der Abwehr: Kai Dippe.
Agil am Kreis – und noch mehr in der Abwehr: Kai Dippe.

Handball: Kai Dippe steht für Emotion und Leidenschaft. Der Kreisläufer des Bundesligisten Eulen Ludwigshafen entwickelt sich zusehends zu einem Führungsspieler. Diese Rolle soll er auch heute gegen die MT Melsungen ausfüllen.

«Ludwigshafen.» Kai Dippe ist das personifizierte Stimmungsbarometer bei den Eulen Ludwigshafen. Der 25 Jahre alte Kreisläufer des Handball-Bundesligisten ist nämlich nicht nur derjenige, der nach Siegen die „Humba“ mit den Fans anstimmt. Er ist auch derjenige, der von Trainer Ben Matschke die besondere Aufgabe bekommen hat, den Spielern vor der Partie einzuheizen, sie während des Spiels anzustacheln – und als Kämpfer voranzugehen. Das mit dem Kämpfen hat sich Dippe besonders zu Herzen genommen. Mit viel Emotion und Leidenschaft arbeitet er in der Defensive. Das bringt – notgedrungen – gewisse negative Begleiterscheinungen mit sich. Dippe ist nämlich der Spieler mit den meisten Zeitstrafen und Roten Karten in der Bundesliga. Mit 33 Zeitstrafen und fünf Platzverweisen – davon alle wegen der dritten Zeitstrafe – führt er die Statistik der Zeitstrafen an. „Immerhin ein Titel“, sagt Dippe humorvoll. „Er hat die Order von mir, mit einer gesunden Härte zu spielen“, sagt Matschke. Er weiß, dass er Dippe diese sensible Aufgabe erteilen kann. Denn Dippe weiß, wann er dann etwas behutsamer in die Zweikämpfe gehen muss. „Es ist in den vergangenen Wochen auch besser geworden“, betont er. Die Strafen wurden weniger. Dippe aber nun als einen Handball-Rambo abzustempeln, wäre falsch und unangemessen. Vielmehr ist Dippe ein humorvoller und hilfsbereiter Mensch. Vergangenes Jahr besuchte er Mitte Dezember eine Grundschule in Plankstadt, stellte sich den Fragen der Kinder und leitete dann im Anschluss noch den Sportunterricht. Dippe zögerte keine Sekunde, als die Anfrage kam. Schließlich war es ein Heimatbesuch: Dippe wuchs in Plankstadt auf, machte unter Ben Matschke Abitur in Schwetzingen. Matschke lotste denn auch den ehemaligen U21-Nationalspieler vor drei Jahren zu den Eulen. Seitdem entwickelt sich der 1,91 Meter lange und 93 Kilogramm schwere Kreisläufer immer mehr zu einer Führungspersönlichkeit. „Man muss sich sehr genau auf die Gegner vorbereiten, sich auf das Training fokussieren. Das schlägt sich im Kopf nieder. Auch die Matchpläne unseres Trainers bringen uns alle weiter“, sagt Dippe. Gegen Melsungen heute, Donnerstag, 19 Uhr, wird aber nur der Matchplan nicht reichen. „Es muss wieder alles stimmen, damit wir konkurrenzfähig sind“, sagt Matschke und hofft wieder auf eine grandiose Stimmung in der Friedrich-Ebert-Halle. Melsungen ist aktuell Siebter. Die Nordhessen sind aber mit höheren Erwartungen in die Saison gegangen. Sie haben viele Nationalspieler verpflichtet, um sich in der Spitzengruppe festzusetzen. Daraus wurde nichts. Deswegen musste Trainer Michael Roth im April gehen. Sein Assistent Heiko Grimm übernahm. Vorige Woche holte er gegen Erlangen den ersten Sieg. „Wir brauchen noch zwei Punkte“, betont Dippe, der bislang 48 Tore in dieser Saison erzielt hat: „Wir wollen es aber nicht im letzten Spiel gegen Erlangen darauf ankommen lassen.“ Soll heißen: Gegen Melsungen soll gepunktet werden. Dafür wird Dippe, derzeit Master-Student für Internationales Management, seinen Teil dazu beitragen. „Ich soll die Jungs emotional zusammenhalten, wenn es nicht so läuft“, sagt er. Das könnte gegen das Star-Ensemble heute durchaus der Fall sein. Dann wird Dippe als Kämpfer vorangehen.

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