Handball Der Feld-Herr räumt das Feld

Vor ziemlich genau einem Jahr: Alexander Feld und Trainer Ben Matschke bejubeln auf ihre ganz eigene Weise das Wunder von Ludwig
Vor ziemlich genau einem Jahr: Alexander Feld und Trainer Ben Matschke bejubeln auf ihre ganz eigene Weise das Wunder von Ludwigshafen, den Klassenverbleib. Ob sich Geschichte morgen wiederholt?

«Ludwigshafen.»Plötzlich wird es ganz still in der Friedrich-Ebert-Halle. Alexander Feld, Spielmacher der Eulen, hat sich ohne gegnerische Einwirkung im Spiel gegen den SC Magdeburg am 11. Oktober 2018 verletzt. Schwer verletzt. Ludwigshafen verliert das Spiel und einen ganz wichtigen Spieler – Achillessehnenriss. Der 25 Jahre alte Feld wird operiert. Feld fragt sich, warum er, warum jetzt? „Der Zeitpunkt meiner Verletzung war das Schlimmste“, sagt Feld. Er wollte mithelfen, dass die Eulen wieder den Klassenverbleib packen. Doch er muss von außen zuschauen, wie seine Mannschaft Spiel für Spiel verliert. Feld rafft sich auf. Seine Familie, seine Freundin und Trainer Ben Matschke sprechen ihm Mut zu. Auch Felds Golden Retriever Janosch hat großen Anteil an seiner mentalen Ausgeglichenheit. „Er lenkt mich gut ab vom Sport. Als ich aber den Fuß nicht belasten durfte, war es hart für mich, nicht mit Janosch rausgehen zu können“, erzählt Feld. Feld lernt in dieser Zeit, in Schritten zu denken. „Der größte Fehler, den man machen kann, ist, sich ein fixes Datum für seine Rückkehr zu setzen.“ Im Heimspiel gegen Stuttgart am 15. Mai kehrt er wieder zurück. Und wie. Er spielt, als wäre er nie weg gewesen. Bei den Siegen gegen den Bergischen HC und gegen die Rhein-Neckar Löwen trumpft Feld groß auf. Nun wird mehr als augenscheinlich, wie hart sein Ausfall für die Eulen war. „Wenn die Saison doch bloß sechs Spiele länger dauern würde“, sinniert Feld. Sie endet aber morgen. Wie, weiß niemand. Die Eulen müssen morgen (15 Uhr) gegen GWD Minden gewinnen und hoffen, dass Bietigheim und Gummersbach im direkten Duell unentschieden spielen. „Mich würde es nicht wundern, wenn wir am Sonntag doch noch den Klassenverbleib schaffen“, sagt Feld, „ich dachte, ich hatte alles erlebt hier, aber immer wieder wurde eins draufgesetzt.“ Deshalb könnte morgen die verkorkste Saison noch mit dem sensationellen Klassenverbleib beendet werden. Für Feld wäre es die Krönung von vier bewegenden Jahren in Ludwigshafen. Er hat sich zu einer Führungspersönlichkeit entwickelt. Das war so nicht zu erwarten. Denn Feld war nicht immer ein einfach zu handhabender Spieler. Er selbst bezeichnet sich als Hitzkopf. Das wusste Matschke, als er Feld verpflichtete. Er machte es sich zur Aufgabe, den Heißsporn zu läutern – ein langwieriges Projekt. Mittlerweile hat Feld sein Temperament unter Kontrolle. „Ich rede immer gerne von Mentalität. Alex ist ein Spieler mit einem großen Charakter, der außerdem den Unterschied ausmachen kann“, betont Matschke. Er und Feld haben ein besonders enges Verhältnis. Matschke riet Feld auch, nach Wetzlar zu wechseln. Er gab ihm diesen Rat als Freund, als Mensch. „Ich will dort den nächsten Schritt gehen“, sagt Feld. In Ludwigshafen wird sein Kapitel morgen enden. Dankbarkeit, Entwicklung und Freundschaft – mit diesen drei Schlagworten beschreibt Feld seine Zeit hier. Er hat Freundschaften fürs Leben bei den Eulen gefunden. Er will sie pflegen.

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