Handball Der emotionale Kraftakt

Die Aufholjagd läuft: Alexander Falk verkürzt auf 22:25.
Die Aufholjagd läuft: Alexander Falk verkürzt auf 22:25.

«LUDWIGSHAFEN.» „In Minden wollen wir nachlegen!“ Minuten nach dem 31:29 (10:15) der Eulen Ludwigshafen gegen die HSG Wetzlar richtete Torhüter Kevin Klier den Blick – samt Kampfansage – auf die nächste Etappe im Kampf um den Klassenerhalt in der Handball-Bundesliga. Morgen (15 Uhr) geht’s in der Partie bei GWD Minden weiter.

Sie waren immer wieder nah dran. Und haben dann doch verloren. Viel Lob. Viel Schulterklopfen. Und am Ende gesenkten Hauptes aus den Hallen. Der Glaube aber war noch immer da. Schier unerschütterlich! So drehten die Eulen Ludwigshafen mit der besten zweiten Halbzeit, die sie wohl jemals spielten, das Spiel gegen die HSG Wetzlar und dürfen nach der unglaublichen Aufholjagd wieder auf den Klassenerhalt hoffen. „Wir sind noch da! Die Mannschaft lebt“, sagte Marcus Endlich, der Geschäftsführer, nach dem Kraftakt. „Weltklasse! Geil! Wahnsinn! Wenn du als Trainer ein halbes Jahr nur verlierst, das stumpft irgendwann ab“, sagte Trainer Ben Matschke nach dem grandiosen Auftritt vor völlig euphorisierten Fans. 2294 Zuschauer waren da, sie wurden von den Sitzen gerissen. „Man trainiert, um zu gewinnen…“, sagte Matschke, der in all den sieglosen Wochen immer wieder die Sequenzen herausstrich, in denen seine Mannschaft Verbesserungen erarbeitete. Detailversessen versuchte er Schwächen auszumerzen, zumal mit Patrick Weber, Jan Remmlinger und „Freddy“ Stüber drei Leistungsträger verletzt pausieren. Er wusste, irgendwann verlieren auch gute Jungs das Selbstvertrauen. Gunnar Dietrich schien nah dran, verzagte – und wurde dann mit vier Treffern, mit Wut im Bauch erzielt, zu einer Schlüsselfigur der Aufholjagd. Am Montag nach dem 24:30 gegen Flensburg sprach Kai Dippe. Der Vorsänger bei der fast vergessenen Humba als emotionaler Anführer. Kern der Botschaft des Kreisläufers: „Männer, es ist ja ganz gut, was wir hier machen. Aber ich hab’ keinen Bock mehr auf verlieren!“ Genau so begannen sie. Alle! Allen voran Alexander Feld, der spielte, als gebe es kein morgen. Und doch kamen sie vom Weg ab, als sie zwischen den 22. und 30. Minute siebenmal an Benjamin Buric, dem Weltklasse-Torhüter der HSG scheiterten, der in dieser Phase alles hielt. Dabei waren Maximilian Haider (22., 24.), Alexander Falk (27.) und Azat Valiullin gleich zweimal in der 28. Minute ganz frei vor des Gegners Tor. Aus dem 8:10 wurde ein 10:15. Was nach der Pause, was nach dem 18:24 (41.) geschah, kommt einem Handball-Wunder gleich. Kevin Klier kam nach 44 Minuten – und hielt wie einst im Mai! „Nach der Pause und der Einwechslung von Kevin ging noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft. Die zwei Punkte waren so wichtig für Mannschaft, Trainer, Verein und die Fans, die uns mit ihrer Euphorie angetrieben haben. Wenn wir am Sonntag in Minden gewinnen, sind wir wieder dran“, sagte Dippe. Unglaublich, wie Gunnar Dietrich, der lange als Zaudermann unterwegs war, auf einmal losballerte. Grandios die Leistung von David Schmidt, der bei zwölf Versuchen neunmal traf. „Solche Spiele braucht eine Mannschaft, um am Ende doch noch das Unmögliche wahr zu machen. Nach guten Leistungen haben wir zuletzt immer wieder den Kürzeren gezogen. Das war frustrierend. Diesmal haben wir mit einem Kraftakt am Ende auch das Glück erzwungen. Die Mannschaft ist über sich hinausgewachsen. Diesen Schwung nehmen wir mit für die nächsten Spiele“, sagte Kevin Klier, der Hexer. Er trägt die Nummer 1 – und er war die Nummer 1!

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