1. FC Kaiserslautern FCK: Interview mit Aufsichtsratschef Patrick Banf

Patrick Banf (52), Geschäftsführender Gesellschafter der Banf Werbung GmbH in Kaiserslautern, führt den Aufsichtsrat des 1. FC K
Patrick Banf (52), Geschäftsführender Gesellschafter der Banf Werbung GmbH in Kaiserslautern, führt den Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern seit dem 7. Dezember. Seit dem 3. Dezember gehört er dem Gremium an. Er will mit aller Kraft helfen, die Roten Teufel vor dem Untergang zu bewahren. Die Bilder zeigen Banf bei der Jahreshauptversammlung und im Büro in der Gasstraße 12.

Patrick Banf steht seit drei Wochen an der Spitze des neuen Aufsichtsrates des 1. FC Kaiserslautern und setzt auf die Geschlossenheit im Verein und auf die Fans.

Herr Banf, Sie sind seit dem 3. Dezember 2017 Mitglied im Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern, seit dem 7. Dezember 2017 sind Sie Vorsitzender des Kontrollgremiums. Ist das Amt für Sie mehr Ehre oder Bürde?

Gute Frage. Beides. Das Ergebnis für mich war sensationell. Der Zuspruch, nicht nur bei der Wahl, sondern was ich in den Tagen danach erlebt habe, an SMS, Telefonaten, in vielen Gesprächen. Die Bürde ist, dass so viele Menschen Angst haben, dass der Verein in der Versenkung verschwinden könnte. Man merkt, wie tief der Verein bei den Menschen verankert ist. Das geht von Jung bis Alt. Ich bin hier geboren, ich lebe hier. Ich bin mir sicher, dass ich von hier aus mehr bewirken kann als jemand von außerhalb. Ich wusste und weiß, dass es eine Ehre ist. Die Bürde ist die Erwartungshaltung. Ich habe nach meiner Wahl eine Karte von Norbert Thines bekommen – das ist Gänsehaut pur. Wenn man das liest, dann weiß man: Das muss man schaffen! Haben Sie sich in den vier Wochen seit der Jahreshauptversammlung einen Überblick verschaffen können, um die Lage des Vereins, die Probleme wirklich beurteilen zu können? Das ist im Moment schwierig zu sagen. Es kann noch Tage dauern. Wo ich auch hingreife, läuft irgendwas schief. Ich sehe nirgends eine Linie und ein Konzept. Es wird lange dauern, bis man wieder eine Linie, neue Strukturen geschaffen hat. In dem Verein wurde immer wieder der Kurs gewechselt. Ging es vor der Ära Kuntz nach links, dann bei Kuntz nach rechts, jetzt mehr in die Mitte. Das muss in der Gesamtheit verzahnt werden. Bis jetzt habe ich mich sehr viel informiert. Nach der Übergabe durch den alten Aufsichtsrat haben wir viele Gespräche mit dem Vorstand geführt, den Vorständen verdeutlicht, wie wir als Aufsichtsrat arbeiten wollen. Der Vorstand mit Stefan Kuntz und Fritz Grünewalt behauptete, den Verein 2016 ordentlich übergeben zu haben. Nach Ihrer ersten Analyse klingt das so, als sei das nicht wahr? Was ist ordentlich? Da kann ich persönlich noch nicht drauf eingehen, weil ich im Moment andere Themen im Vordergrund sehe, beispielsweise die fehlende sportliche Kompetenz im Vorstand. Einen Sportvorstand zu finden, sehe ich neben der Verstärkung der Mannschaft als erstes Thema. Dann die Lizenzierung. Wir sprechen mit der Sportlichen Leitung, mit Sportdirektor Boris Notzon und Trainer Jeff Strasser, über die Vorstellungen und Wünsche. Wir müssen sehen, was machbar, was finanzierbar ist. Wir tun im Moment alles, um den Klassenerhalt noch zu schaffen. Wir glauben in jedem Fall noch daran. Trotzdem muss man sich – auch wegen der Lizenzierung – genauso mit der Dritten Liga beschäftigen. Was stimmt Sie denn optimistisch, dass der FCK trotz des Rückstandes von sieben Punkten auf Darmstadt 98 auf dem Relegationsplatz, trotz der zehn Punkte Rückstand auf Heidenheim auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz, zweitklassig bleibt? Zuversichtlich stimmen mich die Leistungen unserer Mannschaft in den Spielen gegen Spitzenmannschaften wie Ingolstadt und Nürnberg. Nach der Winterpause werden auch die Verletzten zurückkommen. Jeff Strasser sagt, er kann weder mit Albaek, Halfar oder Przybylko rechnen, nur Marcel Correia kehrt von den Verletzten zur Vorbereitung zurück … Bei den Langzeitverletzten ist das richtig. Aus diesem Grund werden wir uns in der Winterpause gezielt verstärken. Ganz entscheidend für mich ist, wie unser Trainer die Mannschaft erreicht. Ich glaube, dass wir durch die Art und Weise wie unser Trainer arbeitet, das Letzte aus der Mannschaft herausholen werden. Ich sehe, dass Jeff die Mannschaft weiterbringt. Ich stehe absolut hinter unserem Trainer! Stehen Sie auch hinter Boris Notzon, dem Sportdirektor? So wie ich hinter dem Trainer und dem Trainerteam stehe, stehe ich auch hinter der kompletten Sportlichen Leitung. Trotzdem brauchen wir meiner Meinung nach einen Sportvorstand, der den gesamten Bereich von den Profis bis zum Nachwuchsleistungszentrum zu verantworten hat. Im Sommer war Hans-Peter Briegel bereit, seine Persönlichkeit und Erfahrung im FCK-Vorstand einzubringen. Herr Briegel machte dann namentlich Ihren Vorgänger Riesenkampff und den Vorstandsvorsitzenden Thomas Gries verantwortlich, dass das scheiterte. Ist Briegel für Sie ein Thema? Ich habe definitiv nicht mit ihm gesprochen, aber soweit ich weiß, steht er auch nicht zur Verfügung. Sie haben einen im deutschen Profifußball neuen Trainer, einen jungen Co-Trainer, einen jungen Sportdirektor. Was soll der Sportvorstand in spe mitbringen? Vor allem sollte er zum Verein und der Region passen. Es geht nicht nur darum, schnell jemand zu finden, sondern eine nachhaltige Lösung zu finden, einen, der auch bereit ist, im worst case die Dritte Liga mitzumachen. Wie weit sind Sie? Wie viele Gespräche haben Sie geführt? Wann werden Sie die Lösung X präsentieren? Wie schwierig das ist, hat man in den letzten zwei Jahren gesehen. Letztendlich sind unsere Vorgänger mitunter an dieser Aufgabe gescheitert. Die Leute erwarten große Namen aus dem Profifußball. Eventuell sollte der Neue auch noch auf dem „Betze“ gespielt haben. Die Gespräche haben gezeigt, dass Kandidaten nur für die Zweite Liga sozusagen als Feuerwehrmann zur Verfügung stehen oder nicht bezahlbar sind. Des Weiteren fehlt mir oft ein schlüssiges Konzept für die Lizenzspielerabteilung und das Nachwuchsleistungszentrum. Wir brauchen eine Langzeit-Lösung. Nur so schaffen wir es auch, eine Struktur in unseren Kader zu bekommen. Um konkret zu werden: Wir hoffen, in den nächsten zwei Monaten eine Lösung zu finden. Sie haben gesagt, der Aufsichtsrat will eine Einheit mit den Vorständen bilden, mit dem Vorstand eine Zielvereinbarung treffen. Der aktuelle Vorstand reklamiert für sich, wieder Vertrauen bei Partnern, sprich Banken, geschaffen zu haben, mehr Klicks auf der Homepage, ein Plus im letzten Geschäftsjahr. Fakten sind aber auch – Klicks bringen keine Punkte, das Plus kam nur durch Spielerverkäufe. Sportlich ging es noch weiter nach unten, der FCK ist so schlecht wie nie, die angestrebte Kontinuität wurde nicht erreicht. Es gab schon beim ersten Stadionfest rund um den Auftritt Mark Forsters schwerwiegende Pannen, dann die Posse um Ablösung und Rückholaktion des Leiters Ticketing, die Peinlichkeiten um den Ärmelsponsor. Dann gibt es Klagen nicht unwichtiger Sponsoren. Bei der Jahreshauptversammlung wurde schon deutlich, dass der Vorstand, speziell Herr Gries, stark in der Kritik steht. Wie sehen Sie das? Bevor ich gewählt wurde, waren mir all diese Dinge bekannt, wurden mir diese Dinge zugetragen. Im Moment sind wir in Gesprächen mit den Vorständen, wir führen diese Gespräche, um diese Fragen zu klären. Wir wollen Wege finden, um voranzukommen. Die Nahziele sind die nächsten fünf Monate – da müssen wir vom Aufsichtsrat, der Vorstand, die Sportliche Leitung, die Mannschaft, alle, auch die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle, ihr Bestes und fünf Prozent mehr geben. Die FCK-Familie ist so stark, dass wir jeden schlagen können, wenn wir es schaffen, alle in ein Boot zu holen. Das muss von oben nach unten gelebt werden. Wenn das gelingt, dann werden wir auch die Fans mitnehmen, dann haben wir eine gute Chance, es wirklich zu schaffen. Wie sehen Sie nach vier Wochen den neuen Aufsichtsrat des FCK? Es sind fünf ganz verschiedene Charaktere mit grundverschiedenen Kernkompetenzen. Das macht die Arbeit hoch interessant. Wir können dadurch auch viel Kraft schöpfen, die uns stark macht. Was kann der neue Aufsichtsrat aus Fehlern des alten lernen? Ich kann und möchte den alten Aufsichtsrat nicht beurteilen. Wichtig ist die Zukunft. Die Aufgaben und Probleme sind bekannt. Wir müssen jetzt an den Lösungen arbeiten. Herr Banf, Sie haben bei der Weihnachtsfeier eine kämpferische Rede gehalten. Was war die Botschaft? Dass wir alle gemeinsam die Zweite Liga schaffen können. Der FCK hat immer wieder Unmögliches möglich gemacht. Die Mannschaft muss sich nicht mit den großen Namen der Vergangenheit messen. Das braucht und kann sie auch nicht. Als Beispiele habe ich ihr Marcel Ziemer und Josh Simpson genannt. Beide Spieler sind zu Helden der Region geworden, obwohl sie kaum oder gar nicht in der Bundesliga gespielt haben. In der Westkurve tragen viele Fans ihren Namen auf dem Trikot. Sie haben 2008 gegen den 1. FC Köln den Abstieg in die Dritte Liga verhindert. Sie sind mit Ihrem Unternehmen ja auch Vermarkter von sportlichen FCK-Konkurrenten. Kann es da nicht zu Interessenkollisionen kommen oder auch zu geschäftlichen Nachteilen für Sie? Gut, dass Sie diese Frage stellen. Selbstverständlich habe ich mir, bevor ich mich für die Kandidatur zum Aufsichtsrat entschlossen habe, genau über diesen Punkt Gedanken gemacht. Aus diesem Grund kann ich Ihnen diese Frage mit einem klaren Nein beantworten. Die Banf-Werbung steht für einen Vermarkter-Vertrag nicht zur Verfügung. Sie haben sich als Vermarkter 2011 mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz überworfen. Wie beurteilen Sie heute seine Arbeit als Chef des 1. FC Kaiserslautern, zum Beispiel auch den laufenden Vermarkter-Vertrag? Über dieses Thema wurde schon so viel geredet und geschrieben, dass es keiner weiteren Äußerung mehr bedarf. Wichtig ist das Jetzt und Heute. Wir sollten alle unsere Kraft dazu nutzen, die große Herausforderung beim 1. FC Kaiserslautern zu lösen.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via GlomexSport.

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