1. FC Kaiserslautern FCK: Abfangjäger Gino Fechner will offensiver werden
Gino Fechner hat sich bewusst für den FCK und die Dritte Liga entschieden – Vater Harry gibt Tipps
Aus den Gesichtern der Spieler sprach wenig Begeisterung, als sie gestern Morgen den Trainingsparcours auf dem Sportplatz in Zams erblickten. Bastian Becker, der Fitnesstrainer des Fußball-Drittligisten 1. FC Kaiserslautern, hatte mit seinen Helfern gutes altes Eisen auf die Wiese geschleppt. Das roch nach Schmerz. Kniebeugen, Sprints mit Zusatzgewichten – Übungen eben, die nicht jedermann behagen. Gino Fechner aber freut sich auf Schufterei dieser Art. „Ich mache das gerne“, sagt der 20-Jährige, „es kommt meinem Spiel auch entgegen. Ich lebe von meiner Dynamik, deshalb sind Schnellkraftübungen sehr, sehr wichtig.“
"Versuche, mehr offensive Akzente zu setzen"
Bei den Trainingsformen danach war Fechner keine Fitnesseinbuße anzumerken, sonst hätte er den Ball auch nicht unhaltbar für Lennart Grill unter die Latte „gezimmert“. Ein ordentliches Pfund war’s, das Grill vergebens hechten ließ. Bei seinen 17 Ligaeinsätzen in der Vorsaison ist dem defensiven Mittelfeldspieler Fechner kein Treffer gelungen. Das soll sich in der bald beginnenden Runde ändern. „Ich versuche schon die ganze Zeit, mehr offensive Akzente zu setzen“, sagt er. „Letzte Saison war das nicht so einfach. Ich hatte die Mehrzahl meiner Einsätze in der Hinrunde, da lief es bekanntermaßen nicht so super, man konnte vorne gar nicht so präsent sein, weil der Gegner einfach viel mehr Ballbesitz hatte. Jetzt wollen wir dominant spielen und dominant auftreten.“
"Habe ein sehr gutes Gefühl"
Fechner kam im Sommer 2017 von RB Leipzig nach Kaiserslautern. Als er zur Auftaktpartie in Nürnberg auf den Rasen lief, schmähte ein Teil der Fans ihn und Marius Müller mit einem Banner. Müller patzte. Was ging in Fechner vor? „Zum Glück bin ich ein Spieler, der das ganz schnell wegstecken kann. Links rein, rechts raus. Mittlerweile werde ich von keinem mehr ausgepfiffen. Alles ist gut.“ Bewusst wählt Fechner mit dem FCK den Weg über die Dritte Liga. Sein Arbeitspapier endet am 30. Juni 2020. „Mir war wichtig, dass wir eine gute Mannschaft bekommen, dass ich weiß, dass wir eine realistische Chance haben, unser Ziel zu erreichen“, sagt er. „Und ich habe ein sehr gutes Gefühl.“ Im defensiven Mittelfeld streitet Fechner mit Jan Löhmannsröben, Mads Albaek und Theodor Bergmann um zwei Positionen. Der Konkurrenzkampf sei „schon ordentlich“, nicht nur in der Zentrale, urteilt Fechner, aber das sei von Vorteil: „Das pusht einen. Nur so entwickelt man sich auch weiter.“
"Wir spielen nur Fußball"
Fechners Vater Harry war selbst Profi, er spielte in den Siebzigerjahren unter anderem für den VfL Bochum. Bei jedem Pflichtspiel sitzt der Senior im Stadion. „Wir reden danach immer“, sagt Gino Fechner. „Er hat eine ähnliche Position gespielt, kann sich in meine Lage versetzen und mir viele Tipps geben.“ Die Analyse sei stets konstruktiv. „Wenn es Kritik gibt, äußert er sie auch, er spricht die Dinge klar an.“ Und lobt, wenn es angemessen ist. Gino Fechner hat sich in einem Jahr FCK nach vorne entwickelt, das spürt und sieht man. Nun ist er gefordert. „Wir haben schon Druck, aber Druck ist immer so ein Wort. Ein Arzt, der Leben retten muss, der hat Druck. Wir spielen nur Fußball.“ Oder heben Gewichte. Manchmal zumindest.