1. FC Kaiserslautern Die unzufriedenen Zwerghasen
«Bremen.» Ein packendes Spiel, ein 2:2 (0:2), kein Sieger, aber zwei Verlierer – so stellt sich die Lage nach dem Unentschieden zwischen Werder Bremen und Borussia Dortmund am 32. Bundesliga-Spieltag dar.
Lucien Favre hat offenkundig einen Schnellkurs in angewandter Frustbewältigung absolviert. Der Trainer von Borussia Dortmund reagierte nach dem verschenkten Sieg seiner Mannschaft am Samstagabend in Bremen bei Weitem nicht so emotional wie nach der Derby-Niederlage gegen Schalke 04 eine Woche zuvor. „Wir müssen das nächste Spiel gewinnen und hoffen, dass Bayern in Leipzig verliert. Es sind noch zwei Spiele. Es ist noch nicht fertig, aber wir brauchen nicht weiterzudenken als bis zu dem nächsten Spiel“, sagte der BVB- Trainer und betonte – wie schon sein Sportdirektor Michael Zorc: „Wir sind keine Träumer.“ Zorc sieht die Bayern nun in der Pole Position. „Wenn du solche Spiele gewinnen willst, darfst du diese Fehler nicht machen. Das ist extrem ärgerlich“, unterstrich Zorc. Nach einer tollen ersten Halbzeit und den Toren von Christian Pulisic und Paco Alcácer gab der BVB das Spiel völlig aus der Hand und kassierte wegen der Fehler von Torhüter Roman Bürki und Manuel Akanji noch das 2:2. „Wir haben das dritte Tor nicht gemacht, kriegen zwei unnötige Tore, und am Ende steht es 2:2“, haderte Favre. Mittelfeldspieler Thomas Delaney war ernüchtert. „Wir haben durch das Unentschieden der Bayern in Nürnberg eine zweite Chance bekommen. Es fühlt sich an, als wäre es vorbei.“ Manuel Akanji mochte den Titel nach nun vier Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter FC Bayern München noch nicht abschreiben. „Es sind noch zwei Spiele, da sind mehr als vier Punkte zu vergeben“, erklärte der Abwehrspieler trotzig. Nach der Heimpartie gegen Fortuna Düsseldorf muss Dortmund – dann wieder mit dem derzeit gesperrten Kapitän Marco Reus – bei Borussia Mönchengladbach antreten. Und Werder? Das Unentschieden nützt den Bremern im Kampf um einen Europa-League-Platz ziemlich wenig. „Mental hilft uns der Spielverlauf, tabellarisch nicht. Der Abstand ist gleich geblieben, bei einem Spiel weniger“, erläuterte Werder-Trainer Florian Kohfeldt, der stolz auf seine Jungs war, aber sich nicht zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft zeigte. „Das ist heute kein Widerspruch“, sagte er. Kohfeldt freute sich über die Gegenwehr seiner Schützlinge nach dem 0:2-Rückstand, prangerte aber etliche Fehler im Gegenpressing an und gab zu, dass seine Mannschaft die beiden BVB-Sechser, Axel Witsel und Thomas Delaney, nicht habe aus dem Spiel nehmen können. „Wir glauben noch dran, wir haben die ganze Saison dran geglaubt“, beteuerte Mittelfeldspieler Maximilian Eggestein. Ein Ärgernis stellte für Kohfeldt der nicht gegebene Elfmeter dar, als Mario Götze den Ball mit der Hand touchierte. Kohfeldt ärgerte sich über die Aussage des TV-Experten Markus Merk, der meinte, dies sei mit Blick auf die vielen verwirrenden Hand-Entscheidungen in dieser Saison vielleicht ein Schritt zurück zur Normalität. „Zwei Wochen waren wir das Zwergkaninchen, das jeder streicheln will, weil es benachteiligt wird, und jetzt sind wir wieder diejenigen, die das aushalten sollen, dass der Weg zurück zur Normalität kommt? Es ist für uns alle schwer, dauerhaft die Beherrschung zu behalten“, sagte Kohfeldt in der Rückschau auf das unglücklich verlorene DFB-Pokalspiel gegen die Bayern. Für den VAR-Projektleiter Jochen Drees (Video Assistant Referee) hat Kohfeldt Äpfel mit Birnen verwechselt, betonte er am Samstag im ZDF-Sportstudio. Da war einer emotional!