1. FC Kaiserslautern Abpfiff – der Betzenberg-Krimi (12)

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In welchem der Feldkamp wieder einen genialen Einfall hat, aber die Frau Sandig nur an Zwiebelrostbraten denkt.

Unser Gehirn neigt ja manchmal zu den seltsamsten Verrenkungen. Und auch ihr habt bestimmt schon die Erfahrung gemacht, dass es plötzlich wieder Sachen aus der Versenkung holt, von denen ihr gar nicht mehr gewusst habt, dass sie noch da sind. Genauso, wie es dem Feldkamp gerade ergangen ist mit dem 5er BMW.

Wie viele schwarze 5er BMW wohl in Deutschland herumfahren, überlegt er, als er die Frau Sandig nach Hause fährt. Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass einem innerhalb von drei Tagen dasselbe Auto auffällt, wo doch ein schwarzer 5er BMW aussieht wie der andere? Und das auch noch an zwei völlig unterschiedlichen Orten, die über dreihundert Kilometer auseinanderliegen?

Das Gehirn vom Feldkamp beginnt zu rattern wie eine Nähmaschine: Gut, wenn der vielleicht ein besonderes Kennzeichen gehabt hätte, der BMW in der Hotelgarage. MM-ZZ 1000 zum Beispiel, oder einen Wackeldackel auf der Hutablage oder einen Aufkleber mit einem bekloppten Spruch?

Aber MM-PS 2583?

Wieso hat es in seinem Gehirn sofort klick gemacht, als er den BMW auf dem Hof des Autohauses gesehen hat?

Könnte es sein, dass er damals das „PS“ spontan mit „PS“ wie Peter Sandig gleichgesetzt hat? Er war ja auf der Suche nach einem Peter Sandig gewesen, und das machen ja viele, dass sie ihre Initialen auf ihrem Kennzeichen haben wollen. Besonders wenn sie so eitel sind, wie es der tote Schiedsrichter gewesen war.

MM-PS 2583.

Auch die vierstellige Zahlenkombination ist ihm damals sofort ins Auge gesprungen, meint er sich zu erinnern. Weil, das hat er bislang eigentlich nur von Großstädten gekannt, dass die inzwischen auch vier Ziffern auf dem Kennzeichen haben.

2583.

Hat der Sandig nicht auch eine vierstellige Nummer auf seinem Autokennzeichen gehabt?

Die Synapsen im Gehirn vom Feldkamp beginnen quietschvergnügt umeinanderzuspringen und Ringelreihen zu tanzen. Hier noch mal Händchen halten mit einer Nervenzelle, da noch einmal eine Verknüpfung herstellen – und dann ist er angekommen in seinem Kopf: der Geistesblitz.

Die eine Idee, nach der er so lange gesucht hat.

Oder die Intuition, wie andere vielleicht sagen würden.

„Wo ist denn hier die Sparkasse?“, fragt der Feldkamp die Frau Sandig, die neben ihm sitzt. Immer noch ein bisschen geistesabwesend und mit beiden Händen die Tasche auf ihrem Schoß umklammernd mit den 80000 Euro darin.

Man hat es fast hören können, wie der Frau Sandig ein Stein vom Herzen gefallen ist, als der Feldkamp sie nach der Sparkasse gefragt hat. So viel Geld im Haus, allein und ohne Mann. Da könne sie ja keine Nacht mehr ruhig schlafen. Und brauche sie jetzt eh nicht ein eigenes Konto, wo die Sache mit der Erbschaft ja noch gar nicht geregelt ist?

Der Feldkamp hat ein paar Schwierigkeiten gehabt, der Frau Sandig zu erklären, dass es nicht so einfach ist, mit 80 000 Euro in bar ein neues Konto zu eröffnen, ohne Misstrauen zu erwecken. Wegen des Geldwäschegesetzes und so. Und dass er ihr empfehlen würde, erst einmal mit einer kleinen Summe anzufangen und den Rest dann peu à peu einzuzahlen, aber ob sie das alles so richtig verstanden hat, ist ihm immer noch nicht klar, als sie vor der Bank ankommen.

Gott sei Dank hat die Sparkasse schon zu und das Problem, sich jetzt auch noch um ein Konto für die Frau Sandig kümmern zu müssen, ist erst einmal vertagt. Umso ratloser schaut die, als der Feldkamp sie trotzdem nach der EC-Karte ihres Mannes fragt.

„Die muss hier in meiner Tasche sein“, sagt sie und wühlt sich durch die Geldbündel. „Hier, in seiner Brieftasche.“

Wie merkt sich der Mensch von heute all die vielen PINs, ohne die es nicht mehr geht in seinem Leben? Besonders, wenn man all die Ratschläge einhalten will, den Code sicher aufzubewahren und vor den Augen fremder Leute zu schützen? Der Feldkamp ist irgendwann auf die Idee gekommen, seine PINs im Telefonbuch seines Handys zu verstecken – als Durchwahlnummer zu seiner Sparkassenfiliale etwa oder getarnt als Telefonnummer irgendwelcher fiktiven Freunde. Dass das natürlich Schwachsinn ist, weiß er selbst. Richtige Profis schauen wahrscheinlich genau da als Erstes nach. Außerdem, was ist, wenn du dein Handy verlierst? Oder du die Namen deiner Freunde vergessen hast? Das soll es ja auch schon mal geben im Leben.

Das Beste wäre, wenn du eine einzige Nummer hättest, mit der du überall weiterkommst, hat sich der Feldkamp schon oft überlegt. Technisch gesehen ist das kein Problem. Letztendlich kannst du dir deinen Code für das Handy selbst auswählen, und die PIN für deine EC-Karte, die selbst deine Bank nicht kennt, weil sie dir irgendwann mal von irgendeiner automatischen Zahlencodemaschine generiert und zugeschickt wurde, kannst du inzwischen an jedem Geldautomaten deiner Bank neu bestimmen.

Durch die geschlossene Glastür sieht er im Vorraum der Sparkasse drei Geldautomaten und zwei Kontodrucker. Da hineinzukommen ist kein Problem. Dafür braucht der Feldkamp nur die EC-Karte von dem Sandig in den Türöffner zu schieben.

Nur: Für welchen Geldautomaten soll er sich entscheiden?

Klassisch oder wieder einmal gegen den Strich? Antizyklisch sozusagen?

Der erste Geldautomat ganz links steht für eine Eins – der zweite für eine Null und der dritte für eine Zwei. Klassisch wie auf einem Toto-Tippschein. Eine Eins für einen Heimsieg, eine Null für ein Unentschieden und eine Zwei für einen Auswärtssieg. Und gegen den Strich wäre genau umgekehrt …

Für einen Moment ist er versucht, sich für den Geldautomaten in der Mitte zu entscheiden. Lieber einen Punkt als gar keinen, fleht er dabei zu dem Fußballgott da oben. Lieber zum Leben zu wenig als zum Sterben zu viel. Aber eigentlich müssen in Duisburg drei Punkte her, um wieder ein bisschen Luft im Abstiegskampf zu kriegen.

Der Feldkamp entscheidet sich für den Geldautomaten rechts.

Das Gute an einem Geldautomaten ist, hat er sich überlegt, dass man daran einen Code beliebig oft ausprobieren kann. Oder doch nicht? Gut, vielleicht nicht gerade hundertmal hintereinander. Irgendwann wird dann die Karte vermutlich doch einmal eingezogen. Aber auf jeden Fall nicht wie bei einem Handy, wo nach drei Fehlversuchen endgültig Schicht im Schacht ist. Und wenn das jetzt hier klappt, kann er zumindest einen Versuch auf dem Handy von dem Sandig riskieren. Aber zur Vorsicht fragt er noch einmal nach dem Kaufvertrag, den die Frau Sandig unter dem vielen Geld in ihrer Handtasche hat. Wie war noch einmal das Autokennzeichen von dem Audi des Sandig gewesen?

MM-JK 4795.

Die vier Ziffern auf einem Autokennzeichen. Besser geht es eigentlich nicht, ist es vorhin dem Feldkamp durch den Kopf gegangen. Da kannst du deine PIN gleich wieder verbrennen, wenn du ihn aktiviert hast, brauchst ihn nicht einmal irgendwo getrennt aufzubewahren oder sonst wo zu verstecken. Wenn du ihn einmal vergessen hast, brauchst du einfach nur zu deinem Auto zu gehen. Es sei denn, es wird dir geklaut. Aber wie hat schon der „Loddar“, der Lothar Matthäus, gesagt? „Wäre, wäre, Fahrradkette …“

4 … 7 … 9 … 5 …

Ein wenig schneller schlägt das Herz von dem Feldkamp schon, als er die Zahlenkombination eintippt.

Aber dann!

Bingo!

Bitte geben Sie die gewünschte Funktion ein.

Der Feldkamp entscheidet sich für Auszahlung.

„Wissen Sie was, Frau Sandig?“, sagt er, als aus dem Automaten 500 Euro kriechen. „Jetzt gehen wir erst einmal richtig chic essen!“

Die Frau Sandig schaut ihn immer noch verständnislos an.

„Essen gehen?“, sagt sie. „Aber das ist doch immer so teuer. Da drüben ist ein guter Metzger. Ich glaube, ich mache uns heute Abend einen schönen Zwiebelrostbraten. Oder mögen Sie den nicht?“

Jetzt ist es an dem Feldkamp, etwas ungläubig aus der Wäsche zu schauen.

Hat die Frau Sandig wirklich gerade „UNS“ gesagt?

Weiterlesen? Alle Teile des Betze-Krimis finden Sie hier.

Zur Person

Udo Röbel, geboren 1950 in Neustadt an der Weinstraße, ist Journalist und Autor. Der ehemalige RHEINPFALZ-Volontär wurde später in die Chefredaktion des Kölner „Express“ und an die Spitze der BILD-Zeitung berufen. Für seine Rolle in der sogenannten Kießling-Affäre wurde er mit dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse ausgezeichnet. 1988 stieg er bei der Geiselnahme von Gladbeck zu Entführern und Geiseln ins Auto. Das Verhalten der Medien während der Geiselnahme führte zu einer Erweiterung der Richtlinien im Pressekodex. Heute lebt Röbel in Hamburg und Berlin. Ein Interview mit dem Autor finden Sie hier.

Journalist und Autor Udo Röbel.
Journalist und Autor Udo Röbel.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via GlomexSport.

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