Ludwigshafen Vorbereitung ist alles

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Schifferstadt. Eigentlich wollte Tobias Faulhaber beim großen Frankenthaler Weihnachtsopen kurz vor dem Jahreswechsel nur keine Partie verlieren. Am Ende sprang für den jungen Schachspieler vom SC Schifferstadt gar der Sieg im B-Turnier heraus – mehr als 75 Konkurrenten ließ er dabei hinter sich. Für den 23 Jahre alten Iggelheimer, der nebenbei auch die Jugendarbeit der Schifferstadter leitet, ist es zweifellos der bislang größte Erfolg seiner Schachlaufbahn.

Kurz vor dem großen Ziel stellte sich dann doch etwas Nervosität ein. „Am Morgen des letzten Turniertages konnte ich keinen Bissen frühstücken“, berichtet Faulhaber, „das erste Mal übrigens seit meiner Zeit als Jugendspieler, dass ich dieses nervöse Kribbeln wieder verspürt habe“. In den Tagen vor Silvester hatte der Schifferstadter die Grundlagen für seinen Erfolg beim Internationalen Open in Frankenthal-Studernheim gelegt. Nach einem Pflichtsieg zum Auftakt gewann Faulhaber auch am zweiten von vier Turniertagen seine beiden Partien, obwohl er in beiden Spielen zwischenzeitlich bedenklich gewackelt hatte. Mit 4,5 Punkten aus fünf Runden ging es schließlich in den Finaltag, den Faulhaber mit einem relativ schnellen Remis eröffnete. „Mit den schwarzen Figuren wollte ich kein unnötiges Risiko eingehen und meine Kräfte für die Schlussrunde schonen“, erinnert er sich. Die Rechnung sollte aufgehen: In der siebten Runde bekam Tobias Faulhaber einen schwächer eingeschätzten Jugendspieler zugelost, der allerdings bis dahin ein starkes Turnier geboten hatte. Auf ihn bereitete sich Faulhaber noch mit einem erfahrenen Mannschaftskameraden vor. Prompt kam auch die zuvor geprobte Variante aufs Brett, sodass Faulhaber leichtes Spiel hatte und seinen Gegner mustergültig zur Aufgabe zwang. In der Endabrechnung gab schließlich die Feinwertung den Ausschlag für Faulhaber, der sich vor zwei punktgleichen Konkurrenten durchsetzen und die 500 Euro Preisgeld einstreichen konnte. Den Grund des Erfolgs sieht Faulhaber in der gezielten Vorbereitung auf die jeweils nächsten Gegner. „Nachdem ich mit drei Punkten gestartet war, habe ich mich jeweils intensiv auf die nächsten Gegner eingestellt“, sagt Faulhaber, „glücklicherweise kam auch fast jedes Mal die Vorbereitung eins zu eins aufs Brett.“ Unterstützung bekam der Spieler vom SC Schifferstadt dabei von zwei Schachfreunden aus Mainz, die während der Turniertage bei ihm zu Hause übernachteten. „Geholfen hat mir auch, dass ein Großteil unserer Jugendspieler dabei war, daher gab es zwischen den Runden immer eine Menge moralischer Unterstützung“, meint der junge Iggelheimer, der fünf seiner Schützlinge vom SC Schifferstadt mitgebracht hatte. Vor zwei Jahren nämlich hatte Faulhaber – kaum selbst dem Jugendalter entwachsen – die Nachwuchsarbeit beim SC Schifferstadt von Wolfgang Appel übernommen und trainiert seitdem jeden Freitag knapp ein Dutzend Kinder und Jugendliche. Zugute kommt ihm dabei, dass er als Jugendbetreuer in seiner Iggelheimer Kirchengemeinde schon auf eine mehrjährige Erfahrung zurückblicken kann. Beim Training setzt der 23-Jährige, der gerade eine Ausbildung zum Chemielaboranten in Karlsruhe absolviert, vor allem auf den Lerneffekt durch viel Spielpraxis. „Auch ich habe als Jugendspieler so viele Turniere wie möglich mitgenommen“, berichtet Tobias Faulhaber, „deshalb begleite ich auch meine Schachschüler zu allen möglichen Wettbewerben.“ Nach Turnierende steht dann die ausführliche Partieanalyse auf dem Programm – dabei werden Fehler gesucht, ebenso taktische Motive und mögliche Alternativen bei der Eröffnungsbehandlung besprochen. Auch Faulhabers persönlicher Turnierkalender ist im Jahr 2016 schon gut gefüllt: Nach den Neustadter Pfalz Open im Februar möchte er am Schachkongress in Ramstein teilnehmen, danach noch an den Haßlocher Schachtagen an Pfingsten. Nebenbei spielt er noch in der laufenden Saison als Mannschaftsführer des SC Schifferstadt in der Zweiten Pfalzliga Ost, wo er es an Brett eins mit sehr starken Gegnern zu tun hat. „Mein Fernziel ist es, vielleicht irgendwann die Marke von 2000 DWZ-Punkten zu knacken“, meint Faulhaber, der sich durch das herausragende Turnier in Frankenthal wieder auf knapp 1800 Punkte herangekämpft hat. Ende 2014 waren es schon mal 1900 Punkte, doch nach einem privat etwas turbulenten Jahr war er binnen weniger Monate um 130 Zähler abgesackt. „Jetzt habe ich den Kopf wieder frei“, sagt Faulhaber, „trotzdem bleiben meine Leistungen meist ziemlich wechselhaft.“ Den notwendigen Ausgleich zum Denksport verschafft sich der Schifferstadter beim Schwimmen, Laufen und Radfahren. Dieses Jahr möchte der ausgebildete Rettungsschwimmer zum ersten Mal beim Schifferstadter Triathlon antreten. Bringt er dort eine ähnliche Leistung wie jüngst am Schachbrett, dürfte er so einige Konkurrenten abhängen.

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