Pfalz Weinmarkt in der Krise: Wenn die Gläser leer bleiben
Das deutsche Weininstitut veröffentlicht regelmäßig Übersichtsdaten zu den Weineinkäufen der privaten Haushalte. Demnach ging im ersten Halbjahr 2024 bei deutschen Weinen der Umsatz um 5,6 Prozent und die Verkaufsmenge um 4,8 Prozent zurück. Und schon in den beiden Vorjahren hatte es erhebliche Rückgänge gegeben. Das Ergebnis: Im ersten Halbjahr 2024 sind nur noch knapp 70 Prozent der Menge des ersten Halbjahres 2021 verkauft worden – ein gewaltiger Einbruch. Dass der Außer-Haus-Konsum von Wein, also der in der Gastronomie, für den es keine Statistik gibt, besser dasteht, ist unwahrscheinlich. Allgemeine Verunsicherung über die wirtschaftliche Zukunft und verändertes Konsumverhalten vor allem des jüngeren Publikums werden als Hauptursachen der Rückgänge genannt. Der Trend zu mehr Gesundheitsbewusstsein zum Beispiel bedeutet für den Weinmarkt: Viele Menschen trinken weniger Alkohol, andere wollen ganz verzichten. In anderen europäischen Weinbauländern ist die Lage derzeit ebenfalls nicht rosig, was dazu führt, dass auch aus dem Ausland mehr – vor allem billiger – Wein nach Deutschland kommt. Der Konkurrenzdruck steigt also an mehreren Fronten.
Die Pfalz hat strukturelle Stärken
Und die Pfalz? Hier geben die Daten der angestellten Mengen bei der Qualitätsweinprüfung gewisse Anhaltspunkte. Bis Ende August hat die Pfalz als einziges rheinland-pfälzisches Anbaugebiet gegenüber dem Vorjahr mit einem Plus abgeschnitten und lag auch im Gesamtjahr 2023 über dem deutschen Durchschnitt – immerhin.
Experten im Handel bestätigen das. „Bei Globus“, sagt Einkäufer Alexander Woll, „ist die Pfalz das stärkste deutsche Anbaugebiet, auch in Märkten, die nicht in Pfalznähe liegen.“ Aber das könne man nicht verallgemeinern: „Wir haben viel an unserem Pfalzsortiment gearbeitet. Das macht sich bemerkbar.“ Besonders wenn die Kunden ihre wirtschaftliche Zukunft als unsicher empfinden, schauen sie genauer hin. Daraus lässt sich ableiten: Wer gute Weinqualität, gutes Marketing und vernünftige Preispolitik verbindet, hat bessere Chancen.
Die Pfalz hat aber auch strukturelle Stärken. Holger Bracker vom Hamburger Weinhaus Gröhl erklärt es so: „Bei allgemein eher zähem Geschäft bleibt die Pfalz sehr solide, weil sie viele treue Stammkunden hat, die regelmäßig in die Pfalz fahren und die Qualitätspolitik der vergangenen Jahre zu schätzen wissen.“
Die touristische Infrastruktur und ihre langfristige Qualitätsarbeit verschafften der Pfalz also Vorteile im Handel, die sich im mittleren Preissegment zeigen – also bei den Weinen, die zwischen 5 und 10 Euro kosten. Auch der Direktverkauf im Weingut oder bei der Genossenschaft profitiert davon. Steven Kärgel berichtet für den Winzerverein Deidesheim sogar von steigenden Umsätzen mit Endverbrauchern, die ein Drittel der Verkäufe ausmachen. Der Handel dagegen bleibe vor allem durch verstärkten Verkauf von Literweinen einigermaßen stabil, allerdings bei stark erhöhtem Verkaufsaufwand. Gestiegene Direktverkäufe an Endverbraucher kann auch Bastian Klohr von der 350 Hektar großen Weinbiet eG melden, aber insgesamt sei ja für die ganze Branche die Marktlage sehr herausfordernd. Vor allem die Preissensibilität sei gestiegen: „Wir sind noch zufrieden, aber wir müssen uns mehr als bisher anstrengen.“
„Wir haben alle zu kämpfen“
Einen weiteren Vorteil haben Weingüter und Genossenschaften, die im Export den richtigen Riecher hatten. „Uns geht es gut“, freut sich beispielsweise Gerhard Brauer vom Ruppertsberger Weinkeller, der zu den 400 Hektar Rebfläche seiner Mitglieder noch von weiteren 200 Hektar Trauben zukauft. Die Ruppertsberger haben sich fast extrem auf Skandinavien spezialisiert. 90 Prozent des Exports, also etwa 55 Prozent der gesamten Erzeugung, gehen nach Skandinavien und ins Baltikum. „Bei unseren 60 Prozent Exportanteil haben wir in diesem Jahr 20 Prozent Zuwachs.“
„Wir haben alle zu kämpfen“, sagt Thomas Pfaffmann vom 59-Hektar-Weingut Wageck-Pfaffmann in Bissersheim. Auch ihm hilft der hohe Exportanteil, nicht zuletzt nach Skandinavien. „Deshalb geht es bei uns Null auf Null aus im laufenden Jahr, aber viele Kollegen sind um zehn Prozent eingebrochen“, sagt der Winzer.
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