Ukraine-Konflikt Melnik: Merkel als Vermittlerin?

Die damalige Kanzlerin Angela Merkel bei einem Treffen mit Putin auf Schloss Meseberg, dem Gästehaus der Bundesregierung, im Aug
Die damalige Kanzlerin Angela Merkel bei einem Treffen mit Putin auf Schloss Meseberg, dem Gästehaus der Bundesregierung, im August 2018.

Der scheidende ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hält eine Vermittlerrolle der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel im weiteren Verlauf des Ukraine-Krieges für sinnvoll. „Ich glaube, Frau Merkel könnte, wenn sie nur wollte, an einem bestimmten Punkt des Krieges – noch nicht jetzt – irgendwann eine bestimmte Rolle spielen“, sagte der Diplomat dem „Spiegel“. Sein Eindruck sei, dass Russlands Präsident Wladimir Putin die frühere Kanzlerin noch immer respektiere. „Deshalb könnte Frau Merkel durchaus ihren Beitrag leisten in dem Augenblick, wo Putin nach einer Exitstrategie sucht“, sagte Melnyk am Mittwoch dem Nachrichtenmagazin. Er hoffe, dass Merkel das auch so sehe und fände es schade, wenn sie sich völlig aus dem Politischen zurückzöge.

Eine Vermittlerrolle von Altkanzler Gerhard Schröder, der Wladimir Putin nahesteht, lehnte der Botschafter hingegen ab. „Schröder hatte bereits seine Chance, hat sie aber vertan“, sagte Melnyk.

Merkel hatte Mitte Juni in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) auf die Frage, ob sie als Vermittlerin für eine Lösung in dem Konflikt zur Verfügung stehen würde, gesagt: „Diese Frage stellt sich derzeit nicht.“ Die Ex-Kanzlerin hatte zugleich eingeräumt, dass ihr Einfluss auf Putin kurz vor Amtsende geschwunden sei.

Bei einem Auftritt im Berliner Ensemble hatte sie wenige Tage zuvor zu dem Thema gesagt: „Ich habe nicht den Eindruck, dass das im Augenblick etwas nützt.“ Es gebe aus ihrer Sicht „wenig zu besprechen“. Damals hatte Botschafter Melnyk die frühere Kanzlerin scharf kritisiert. In ihrem ersten Interview seit dem Regierungswechsel sei „kein Hauch von Selbstkritik“ zu spüren gewesen, klagte der Diplomat gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Merkel hatte in dem Gespräch mit dem Journalisten Alexander Osang zu ihrem Russland-Kurs gesagt: „Also ich sehe nicht, dass ich da jetzt sagen müsste, das war falsch, und werde mich deshalb auch nicht entschuldigen.“

Unser Foto zeigt die damalige Kanzlerin bei einem Treffen mit Putin auf Schloss Meseberg, dem Gästehaus der Bundesregierung, im August 2018.

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