Essay RHEINPFALZ Plus Artikel Bericht zur Lage der Kultur: Kein Himmel voller Geigen

Streichkonzert: Für die deutschen Kulturschaffenden sind die Zeiten schwer. Das Publikum ist seit der Pandemie noch wählerischer
Streichkonzert: Für die deutschen Kulturschaffenden sind die Zeiten schwer. Das Publikum ist seit der Pandemie noch wählerischer geworden.

Die Corona-Pandemie ist nur noch eine ferne Erinnerung an zwei Lockdowns, in denen die Kultur für nicht systemrelevant erklärt wurde. Ist also jetzt wieder alles gut für Museen, Musikhäuser und Theater in diesem Land? Mitnichten.

Es war der Nackenschlag für die Kultur nicht nur in diesem Land. Theater, Kinos, Konzerthäuser oder Museen wurden in einem Atemzug mit Schwimmbädern, Bordellen oder Diskotheken genannt. Was sie gemeinsam hatten in den beiden Lockdowns während der Pandemie? Sie wurden als nicht systemrelevant eingestuft. Man konnte sie also einfach schließen.

So etwas kratzt am Selbstbewusstsein und Selbstverständnis. In einem Land, das über eine Theaterdichte wie kein zweites weltweit verfügt, wollten die Musentempel immer schon viel mehr sein als nur Unterhaltungsetablissements. Man sieht sich als Erben Friedrich Schillers, der einst die „Schaubühne als moralische Anstalt“ betrachtet hat. Man ist zutiefst von einem gesellschaftlichen Auftrag überzeugt, glaubt an seine Relevanz. Und wurde einfach abgeschaltet. Der Traum von der Kultur als geistigem Grundnahrungsmittel schien ausgeträumt. Manche Institutionen zogen ihre Konsequenzen aus dieser bitteren Erfahrung, andere machten nach der Pandemie einfach so weiter wie vor Corona, ohne zu bemerken, dass eben nichts mehr so ist für die Kultur in diesem Land, wie es noch 2019 war. Zum einen ist da immer noch die Angst vor Ansteckung, die gerade ältere Menschen oder chronisch Kranke davon abhält, Kulturveranstaltungen zu besuchen. Zum anderen haben zwei Jahre mit Absagen, Schließungen und Terminverlegungen ihre Spuren hinterlassen.

Es fehlt der feste Stamm

Das Freizeitverhalten – und trotz aller behaupteter oder tatsächlicher Systemrelevanz, Kultur ist eben auch eine Freizeitbeschäftigung für die Menschen – hat sich durch Corona komplett verändert. Man möchte spontan entscheiden, kurzfristig ins Theater gehen und sich nicht durch ein Abonnement langfristig binden. Das trifft die Theater und Orchester ziemlich hart, denn so fehlt der feste Stamm an Besuchern, auf die man sich verlassen konnte und für die vor allem man auch seine Programme angeboten hat. Hinzu kommen die drastisch gestiegenen Energiepreise als Folge des Ukrainekrieges.

Nun war ein Theater- oder Konzertabo auch schon vor Corona längst keine bildungsbürgerliche Selbstverständlichkeit mehr – nicht zuletzt deshalb, weil auch der Bildungsbürger zu einer aussterbenden Art gehört. Aber die Pandemie hat diesen Prozess noch erheblich beschleunigt. Etwas vereinfacht ausgedrückt: Die Menschen kommen nicht mehr nur von sich aus ins Theater, Konzert oder Museum, die Kulturinstitutionen müssen auf sie zugehen und vielleicht auch ihre Angebote an sie anpassen. Vermittlung heißt das Zauberwort.

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