Rheinland-Pfalz Personal-Engpässe bei Kitas

MAINZ (nob). Nach dem Ausbau des Kindergartenangebots will Familienministerin Irene Alt (Grüne) nun die Qualität der Kita-Erziehung in den Mittelpunkt rücken. Die CDU-Opposition hat der Ministerin gestern im Landtag vorgeworfen, schlechten Rahmenbedingungen und Fachkräftemangel in den Kitas hilflos gegenüberzustehen.

„Kinder verbringen immer mehr Lebenszeit in der Kita, und daher ergeben sich durch die Erwartungen der Eltern andere Anforderungen an die Einrichtungen“, sagte Alt. Sie kündigte einen Kongress an, bei dem sich Kita-Träger und Fachkräfte mit dem Thema beschäftigen sollen. Die CDU indes stellte Alts Kita-Politik ein verheerendes Zeugnis aus. Das Landesamt für Jugend, Soziales und Versorgung war zu dem Ergebnis gekommen, in vielen Kitas werde auch über längere Zeiträume hinweg mit zu wenig Personal gearbeitet. Alt hatte sich am Dienstag von diesem Ergebnis überrascht gezeigt. Sie appellierte an die Kita-Träger, bei längeren Ausfällen von Personal zur Not auch einmal Öffnungszeiten zu kürzen oder als Vertretung fachfremdes Betreuungspersonal „wie Köche oder Schreiner“ einzusetzen. Schon 2010 habe ein von der damaligen Landesregierung beauftragtes Gutachten davor gewarnt, 2013 würden landesweit mindestens 2000 Erzieherinnen fehlen, kritisierte die CDU-Abgeordnete Simone Huth-Haage. Die Landesregierung habe die Gewinnung von Erzieherinnennachwuchs zu lange vernachlässigt. Zusätzlich zum Personalmangel seien auch noch andere Rahmenbedingungen schlechter geworden. So werde der Ausbau der frühkindlichen Betreuung bewusst über große Kindergartengruppen und nicht über kleine Krippengruppen bewerkstelligt. Ministerin Alt hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Das Land gebe 2014 und 2015 zusammen eine Milliarde Euro für die Kitas aus. Die Ausbildungskapazitäten seien in den zurückliegenden Jahren um 2000 auf 5000 Fachschulplätze erhöht worden, die Anzahl der angestellten Erziehungskräfte von 19.000 auf 27.000 geklettert. Rheinland-Pfalz habe im Ländervergleich die drittbeste Relation zwischen Fachkraft und Kind. Die SPD-Abgeordnete Bettina Brück nannte die Kita-Politik der rot-grünen Koalition „eine einzige Erfolgsgeschichte“ und „Ausdruck sozialer Gerechtigkeit“. Die CDU hingegen wolle den Kita-Besuch mit einer „Klöckner-Steuer“ in Höhe von bis zu 1000 Euro pro Kind und Jahr belegen. Brück spielte damit auf die Forderung der CDU an, für den Kita-Besuch wieder eine nach Elterneinkommen gestaffelte Gebühr zu verlangen. Vergangene Woche hatten sich Landesregierung und kommunale Spitzenverbände darauf verständigt, dass die Kommunen 25 Millionen Euro zusätzlich bekommen sollen als Ausgleich für die Investitionen, die sie in den Ausbau des Kita-Angebots gesteckt haben. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) lobte dies als fairen Interessenausgleich. Die CDU-Abgeordnete Anke Beilstein hingegen kritisierte, in den Kommunen seien rund 600 Millionen Euro investiert worden. Das Land solle mindestens 70 Millionen Euro locker machen. Kritik gab es gestern auch von der Landeselternvertretung der Kitas. Alt hat befristet erlaubt, dass unter bestimmten Voraussetzungen in Kitas zusätzliche Kinder aufgenommen werden dürfen. Damit soll vor allem der Mehrbedarf durch den Anstieg der Flüchtlingszahlen kurzfristig abgedeckt werden. Die Elternvertretung lehnt die Neuerung ab.

x