Rheinland-Pfalz Haft für Beutezug in Kliniken in Rheinland-Pfalz

«Trier». Zwei Männer aus Kolumbien sind gestern vom Trierer Landgericht zu Haftstrafen von sechs beziehungsweise fünf Jahren verurteilt worden. Sie hatten aus Kliniken vor allem in Rheinland-Pfalz wertvolle medizinische Geräte gestohlen und nach Südamerika verschickt. Das Gericht geht davon aus, dass die Täter zu einer größeren Bande zählen.
Am 1. November 2017 sind zwei Männer aus Kolumbien in Ludwigshafen-Oggersheim unterwegs. Der eine ist 45 Jahre alt, der andere 30. In ihrem Peugeot nähern sie sich dem Krankenhaus „Zum guten Hirten“. Dort wollen sie, wie schon in andern Kliniken zuvor, medizinische Geräte stehlen, vor allem Endoskope, die für Darm - und Magenspiegelungen verwendet werden. Die relativ kleinen Geräte passen gut in die mitgebrachten Sporttaschen und lassen sich in Südamerika teuer verhökern. Ein einzelnes Exemplar kann bis zu 150.000 Euro wert sein. Was die beiden Männer nicht wissen: Die Polizei beobachtet sie schon lange und ist ihnen an diesem Tag dicht auf den Fersen. Die Beamten registrieren, wie einer der beiden Männer in der Klinik verschwindet und kurz darauf eine Seitentür öffnet, durch die sein Kollege hereinkommt. Doch diesmal haben die Kolumbianer doppeltes Pech. Der Schrank mit den Endoskopen ist fest verschlossen und gesichert. Und als sie erfolglos das Krankenhaus verlassen, wartet die Polizei auf sie. Die kriminelle Karriere ist vorerst beendet. Schon einige Tage zuvor in Speyer hatte die Täter das Glück verlassen. Im Diakonissen-Krankenhaus befand sich der Schrank mit den Endoskopen nicht an der vermuteten Stelle. Dafür waren die Männer in Hermeskeil und Lampertheim durchaus erfolgreich und machten reiche Beute. Anschließend fuhren sie nach Amsterdam, verpackten dort die wertvolle Fracht in großen Paketen und schickten sie mit der Post nach Kolumbien. Von dort aus verteilten andere Bandenmitglieder die Geräte in ganz Südamerika und strichen enorme Gewinne ein. Soweit die Fälle, die das Trierer Landgericht für erwiesen hält. Angeklagt hatte die Staatsanwaltschaft wesentlich mehr. Doch trotz des hohen Ermittlungsaufwands ist es schwer, in jedem einzelnen Fall den Nachweis zu führen, dass die Angeklagten wirklich die Täter waren. In neun Fällen wurde das Duo deshalb freigesprochen: Dies betraf unter anderem auch die Endoskope-Diebstähle aus den Krankenhäusern in Landstuhl im Juli 2017 und Bad Dürkheim im August 2017, bei denen Geräte im Wert von 900.000 Euro entwendet worden waren. Dem Gericht genügten aber für die Verurteilung die vier Fälle in Hermeskeil, Lampertheim, Ludwigshafen und Speyer, um die empfindlichen Haftstrafen auszusprechen. Immerhin haben die Täter nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft bei ihren Raubzügen einen Schaden in Höhe von drei Millionen Euro angerichtet. Die Staatsanwaltschaft hatte Haftstrafen von sechs und acht Jahren gefordert, die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. Zugunsten der Angeklagten sprach für das Gericht, dass sie aus ärmlichen Verhältnissen kommen und nicht vorbestraft sind. Außerdem, so vermutet das Gericht, wurden die beiden wohl mit ein paar tausend Euro abgespeist. Den wahren Reibach machen wohl die Hintermänner in Südamerika. Deren Geschäftsmodell ist mit den Verurteilungen in Trier keineswegs erledigt. Die Ermittlungsbehörden fahnden zur Zeit nach weiteren sieben Kolumbianern, die im Verdacht stehen, in Deutschland medizinische Geräte zu stehlen. Und auch osteuropäische Banden haben verstanden, dass man mit Einbrüchen in Krankenhäusern für wenig Aufwand viel Ertrag erzielt. Kliniken sind öffentlich zugänglich, der Weg in die Abteilung mit den wertvollen Geräten ist sogar ausgeschildert. Und da die Geräte ständig in Gebrauch sind, werden sie auch nicht besonders gesichert. Da haben kriminelle Täter leichtes Spiel. In Deutschland wurden in den vergangenen vier Jahren Dutzende von Einbrüchen registriert. Und die Serie reißt nicht ab.