Die Pfalz von oben Der Berwartstein: Wo einst der Ritter Hans Trapp sein Unwesen trieb
Der Berwartstein ist in seinen Grundmauern mindestens 871 Jahre alt. 1152 wurde das Gemäuer erstmals in einer Urkunde erwähnt, als Lehen des Kaisers Friedrich Barbarossa an den Bischof von Speyer. „Lehen“ heißt, dass der Bischof die Burg als sein Eigentum nutzen durfte, dem Kaiser aber zur Treue verpflichtet war.
Große Teile des Berwartsteins sind nicht als Mauern errichtet, sondern in den Felsen gehauen worden, was an den Wänden im Inneren deutlich zu sehen ist. Deshalb orientiert sich der Grundriss des Berwartsteins auch an der Form des langgestreckten natürlichen Felsens, auf dem er steht. Und deshalb sieht die Burg aus, als sei sie aus dem Felsen gewachsen.
Hans Trapp verbreitete Angst und Schrecken
Wer in der Geschichte der Pfalz einigermaßen sattelfest ist, denkt beim Berwartstein sofort an den Ritter Hans von Trotha, oder „Hans Trapp“, wie er in der Pfalz und im Elsass genannt wird. Von Trotha, Herr der Burg von 1480 bis zu seinem Tod 1503, war kein Pfälzer, sondern stammte aus dem heutigen Saalekreis in Sachsen-Anhalt. Er war schon als junger Mann Marschall der Kurfürsten der Pfalz geworden – ein Kriegsherr und hochbezahlter Söldner aus altem Adel.
Der Kurfürst gab ihm den Berwartstein und die etwas weiter westlich gelegene Burg Grafendahn zum Lehen. In den Ländereien rundum soll der Ritter fortan Angst und Schrecken verbreitet haben. Im Elsass ist von Trothas Ruf unverändert so schlecht, dass er als Hans Trapp den Rang eines dämonischen Kinderschrecks einnimmt, der wie der pfälzische „Belzenickel“ in der Vorweihnachtszeit die bösen Kinder besucht.
Für 300 Jahre eine Ruine
Ob von Trotha wirklich so ein schlimmer Finger war oder lediglich ein typischer Ritter seiner Zeit, der besonders schlechte Presse bekommen hat, lässt sich heute nicht mehr wirklich sagen. Nach seinem Tod war die große Zeit der Burg jedenfalls erst einmal vorbei. Ein Blitzschlag im Jahr 1591 löste einen Großbrand aus, danach verfiel der Berwartstein zur Ruine und blieb so für über 300 Jahre.
Wieder zum Leben erweckt und in seine heutige Form gebracht hat ihn Theodor von Baginski, der sich auch Theodor Hoffmann nannte. Der wohlhabende Geschäftsmann kaufte den Berwartstein im Jahr 1893 und ließ ihn nach seinen Vorstellungen zur bewohnbaren Burg ausbauen. Das Meiste, was das Gemäuer heute ausmacht, geht auf ihn zurück, inklusive einer Erhöhung der Wohngebäude um ein Stockwerk. Die Burg hat also vor 130 Jahren an Höhe zugelegt.
Heute befindet sich die Burg im Besitz einer örtlichen Familie, die sich um den Erhalt des Schmuckstücks bemüht, dort ein Restaurant betreibt und auch auf dem Berwartstein wohnt. Zudem wurden vor einigen Jahren Übernachtungsmöglichkeiten in Form zweier Suiten im Wehrturm geschaffen.
Die Burg
An der Durchfahrtsstraße in Erlenbach weisen Hinweisschilder zur Burg. Von März bis Oktober ist die Burg täglich geöffnet und kann mit Ausnahme der Privaträume gegen Eintritt ohne Führung besichtigt werden. Es finden auch Führungen statt. Mehr Infos im Internet: burgberwartstein.de.
Die Serie
Unsere Videos aus der Reihe „Die Pfalz von oben“ zeigen bekannte Orte der Pfalz aus der Drohnen-Perspektive. Hier finden Sie alle Videos der Reihe, darunter auch das vom Berwartstein.