Weinköpfe Kellermeister David Golitko aus den Staaten
Seit 2013 setzt er die Tradition des Hauses fort, das Caroline Bergdolt in neunter Generation führt. An diesem Nachmittag ist der 47-jährige Familienvater gerade in den Weinbergen unterwegs, begutachtet die Rebstöcke, denn der Rebschnitt steht zu dieser Jahreszeit auf dem Plan. „Auch wenn mein Schwerpunkt im Keller liegt, unterstützen wir uns auch gegenseitig im Weinberg. Mir ist der Blick über den eigenen Bereich hinaus sehr wichtig“, erzählt der sympathische Weinfachmann. Sein Credo: „Bodenständiger Weinbau im Einklang mit der Natur“.
Verwandte in der Pfalz
Er ist ein Seiteneinsteiger in der Weinszene, der keine Möglichkeit auslässt, sich regelmäßig weiterzubilden. Die Pfalz ist ihm aber nicht fremd: Seine Mutter stammt von hier. Als Jugendlicher kam er in den Sommerferien bei seinem Onkel und seiner Tante in Duttweiler oft mit dem Weinbau in Berührung. Wolfgang und Christiane Geißler bewirtschaften ebenfalls ein Weingut. „Es machte mir schon Spaß, aber ich hatte damals nicht den Gedanken, mich beruflich mit dem Weinbau zu beschäftigen“, sagt Golitko. „In den Ferien, wo ich meine Verwandten immer wieder besucht habe, bin ich sehr gerne Traktor gefahren“, erinnert er sich. „Bei meinem Onkel hat es viel Spaß gemacht. Da er selbst zwei Töchter hat, hatte ich mir jedoch keine Gedanken über den Beruf des Winzers gemacht.“
2008 nach Neustadt-Duttweiler ausgewandert
Das hat sich geändert. Im Jahre 2008 beschloss Golitko, der zweisprachig aufgewachsen ist, mit seiner Frau Jamie, die aus New Jersey stammt, die Staaten zu verlassen und nach Duttweiler auszuwandern. Ein Schritt mit Folgen. Denn seine Frau, die Film- und Fernsehproduktion studiert hatte, und auch hinter der Kamera stand, musste nach der Auswanderung und Heirat in Duttweiler erst einmal Deutsch lernen, um sich in Deutschland zu integrieren.
Quereinsteiger vom Fernsehen ins Weinfach
Golitko selbst hatte von den Bedingungen in seinem Job als Toningenieur fürs Fernsehen „die Nase voll“, wie er sagt. Auch wollte er nicht mehr in den Großstädten wie New York oder Chicago leben. „Wenn ein Neustart, dann was ganz anderes“, sagte Golitko sich – und wechselte ins Weinfach.
Studium auf dem Campus in Neustadt-Mußbach
Zunächst startete der US-Amerikaner eine Lehre beim Staatsweingut in Neustadt-Mußbach, und als ein Jahr später der erste Studiengang am dortigen Campus aus der Taufe gehoben wurde, war er einer der ersten, der sich für den Studiengang Weinbau und Önologie einschrieb. „Das war schon eine sehr große Umstellung“, blickt Golitiko zurück.
Religionswissenschaftler mit musikalischer Ader
Der heute 47-jährige wurde in New York geboren und wuchs in Chicago auf. Nach seinem Abitur studierte er Religionswissenschaften und machte seinen Diplom-Abschluss. Seine Leidenschaft gehörte zu diesem Zeitpunkt aber auch der Musik. Deshalb habe er auch seinen Bachelor-Abschluss in Musik gemacht. Seine künstlerische Ader habe er von seiner Oma geerbt, die Pianistin war. „Mit den zwei Bands Marvelkind und Assassins bin ich mehrfach auf Tournee gewesen, wir haben auch Platten eingespielt“, erzählt der Rock-Gitarrist.
Neue Platte mit den Assassins geplant
Noch heute ist er Mitglied der Assassins, tauscht sich regelmäßig per Skype mit der Band aus. „Die Musik wird mich nicht loslassen, auch wenn ich beruflich meine Liebe zum Wein gefunden habe“, sagt Golitko. Tagtäglich zupft er noch nach Feierabend an seinen Instrumenten, und auch das Komponieren lässt ihn nicht los: „Wir freuen uns schon auf die zweite Platte, die demnächst auf den Markt kommt.“ Er habe die perfekte Mischung für sich gefunden: Tagsüber im Weinberg und im Keller und abends in seinem Musikzimmer zu sein. Und der Vater einer Tochter ist zudem stolz darauf, jetzt auch noch Kellermeister eines renommierten Weingutes, das dem Verband der Prädikatsweingüter (VDP) angehört, zu sein.
Burgunder und Sekt als Schaffensschwerpunkte
Seine liebste Herausforderung: Die Burgundersorten, die auf einem guten Drittel der 30 Hektar umfassenden Rebfläche wachsen, noch weiter im Ausbau zu forcieren. Daneben nennt er die Sektherstellung als einen der Schwerpunkte seines Schaffens in dem seit 1754 bestehenden Klostergut. Er ist eben der musizierende Rockmusiker, der sein Herz an den pfälzischen und deutschen Weinbau verloren hat.
Dürfen wir nachschenken?
Was sind die Trends der Weinszene? Welche Neuigkeiten gibt es von den Weingütern in der Region? Was ist Naturwein? Wie arbeitet ein Kellermeister? Und wo stehen Weinautomaten in der Pfalz? In unserem kostenlosen Newsletter „Entkorkt" liefern wir alle zwei Wochen Weinwissen für Pfälzer Weinliebhaber.
Wer nicht lesen will, kann hören: Sie wollten schon immer wissen, wie man die vielen Flaschen Wein, die man zu Hause hat, am besten lagert? Oder welche Unterschiede es zwischen verschiedenen Rebsorten gibt? Dann sind Sie hier genau richtig: In unserem kostenlosen Podcast "Wissensdurst" löchern Sonja Hoffmann und Rebecca Singer die Weinexpertin Janina Huber mit Fragen rund um das Thema Wein.