Rheinpfalz Wie staufischer Dienstadel wohnte: Ruine Hohenecken bei Kaiserslautern

Ruinen-Romantik: Hoheneckens Burghof mit Brunnen (erneuert) und Resten der Wohnbauten.
Ruinen-Romantik: Hoheneckens Burghof mit Brunnen (erneuert) und Resten der Wohnbauten.

Unsere Serie über Burgen in der Pfalz und im Nordelsass begleitet das LEO-Buch „Ritter, Räuber und Ruinen“. In Folge 11 geht es um eine Burg im Dunstkreis der Stauferpfalz in Kaiserslautern: um Hohenecken.

Anfangs hießen sie „de Lutra“, von Lautern, weil sie in der dortigen Pfalz als Verwaltungsbeamte im Dienst der Staufer wirkten. Später dann, als die Ministerialen eine unweit der Königspfalz gelegene Burg vom Reich zu Lehen hatten, nannten sie sich nach dem stolz aufragenden Gemäuer die Herren von Hohenecken. Unter den Ahnen brachte es Heinrich von Lautern (Henricus de Lutra) am weitesten auf der Karriereleiter. Spätestens ab 1184 gehörte er zum engeren Gefolge Barbarossas, von 1191 bis 1197 zum imperialen Beamtenapparat von Rotbarts Sohn und Nachfolger Heinrich VI. Dadurch kam der Mann ganz schön herum. Denn egal, wo die beiden Stauferkaiser urkundeten, in Speyer, Hagenau, Gelnhausen, Besançon, Pavia, Vicenza oder Palermo – Heinrich von Lautern war als Zeuge dabei. Mal als Marschall, mal als Kämmerer, mal als Schenke – die Amtsbezeichnungen wechseln.

Älteste Teile der Burg aus der Zeit um 1200

Heinrichs Bruder Reinhard amtierte derweil in Lautern als Schultheiß, als Rechtsvertreter des Reiches. Ein Pöstchen, das den Ausbau einer Burg sicher begünstigte. Jedenfalls sind Reinhards Söhne Siegfried und Reinhard II. die ersten, die sich ab etwa 1212 nach ihrem ritterlichen Wohnsitz „de Honecken“ nennen. Die Burg muss also in den Jahren zuvor entstanden sein, eine These, die sich mit dem baulichen Befund deckt: Hoheneckens älteste Teile, Schildmauer und Bergfriedrest, stammen aus der Zeit um 1200. Der soziale Aufstieg der Reichsministerialenfamilie setzte sich auch nach dem Untergang der Staufer fort, bis zum Ende des Interregnums. Siegfried von Hohenecken agierte um 1250 als Reichsschultheiß nicht nur in Kaiserslautern, sondern auch in der 100 Kilometer entfernten Königspfalz Hagenau. Sein Sohn Reinhard III. stand besonders gut mit Richard von Cornwall. Dieser Neffe des englischen Königs Richard Löwenherz wurde 1257 von einem Teil der Kurfürsten zum römisch-deutschen König gewählt, konnte seine Herrschaft aber letztlich ebenso wenig durchsetzen wie der Gegenkandidat Alfons X. von Kastilien. Immerhin aber brachte Richard von Cornwall wieder etwas Glanz in die Lauterer Kaiserpfalz, indem er dort 1269 seine dritte Gemahlin ehelichte, Beatrix von Falkenburg. Reinhard III. von Hohenecken avancierte in dieser Zeit zum Prokurator, zum Reichsverweser. In dieser Funktion verwaltete der Hohenecker den Reichsgutbezirk Lautern, den Trifels und die Reichskleinodien. Letztere übergab er 1273 an Richards Nachfolger, den frisch gewählten König Rudolf von Habsburg. Damit endeten nicht nur das Interregnum, sondern auch die Machtfülle und die wirtschaftliche Blüte der Herren von Hohenecken.

Zersplitterter Besitz

Wohl weil Reinhard III. Schulden angehäuft hatte, war die Familie ab 1274 gezwungen, diverse Wiesen, Äcker und Güter an das benachbarte Kloster Otterberg zu verkaufen. Der politische Einfluss der Hohenecker schwand, ihre Burg wurde durch Einheirat der Scharfenecker und der Kämmerer von Worms im 14. Jahrhundert zur Ganerbenburg, der Besitz zersplitterte. Dennoch gelang es den Rittern, den Zugriff auf ihren Stammsitz zu behalten. Und das über Jahrhunderte hinweg und trotz mächtiger Miteigentümer wie der Kurpfalz, die zu Beginn des 15. Jahrhunderts als Rechtsnachfolgerin früherer Anteilseigner auf den Plan trat. Mit den Pfalzgrafen gingen die Herren von Hohenecken eine zwar langlebige, aber ziemlich ambivalente Partnerschaft ein, derer sie im 17. Jahrhundert offenbar müde wurden: 1631, mitten im Dreißigjährigen Krieg, versuchten sie unter Nutzung der konfessionellen Verwerfungen, den Pfälzer Kurfürsten als Lehensherrn auszubooten. Mit fatalen Folgen. Denn der daraus resultierende langwierige Streit mit der Kurpfalz zwang die Hohenecker schließlich in die Knie: 1668 verkauften sie ihren Stammsitz an den Herzog von Lothringen. Kurfürst Karl Ludwig ließ die Burg daraufhin belagern und beschießen. Was dabei nicht kaputt ging, erledigten 20 Jahre später französische Soldaten: 1689, im Pfälzischen Erbfolgekrieg, wurde Hohenecken besetzt, gesprengt und niedergebrannt.

Idealtypische Stauferburg

Dafür, dass die Burg so lange genutzt wurde und bis ins späte 17. Jahrhundert Spielball der Politik blieb, tritt ihr hochmittelalterlicher Ursprung noch immer erstaunlich klar zu Tage. Sicher, manches stammt eindeutig nicht aus staufischer Zeit und ist spätere Zutat, zum Beispiel das Burgtor mit dem Wappen der Hohenecker und der Jahreszahl 1560. Im Kern aber bewahrt die Anlage das stauferzeitliche Grundkonzept einer Burg in geradezu idealtypischer Weise: Der Grundriss der Oberburg, die auf einem knapp fünf Meter hohen Felssockel thront, entspricht einem Oval, das zur Angriffsseite hin zur Schildmauer begradigt ist. In die Rückseite dieser massiven, 25 Meter breiten, 11 Meter hohen, heute von einer Brandnarbe gezeichneten Mauer schob sich die spitze Kante eines fünfeckigen Bergfrieds. Diese ragt, wie eine dicke steinerne Nadel, noch immer empor, während der Rest des Turms 1689 bei der Sprengung durch die Franzosen kollabierte. Im Schutz dieser Verteidigungsfront lagen Wohnbauten und ein Burghof mit Brunnen. Mit dieser Grundstruktur entspricht die Burg der Reichsministerialen von Lautern genau jenem bestechend rationalen Architekturprinzip, das an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert Standard und Vorbild im Burgenbau wurde. So klar und impressiv wie Hohenecken haben in unserer Region allerdings nur noch die Burgen Landeck und Gräfenstein diesen staufischen Idealplan konserviert.

Imposante Front: Schildmauer mit Bergfried-Fragment.
Imposante Front: Schildmauer mit Bergfried-Fragment.
Gehobene Bauzier: romanisches Doppelfenster.
Gehobene Bauzier: romanisches Doppelfenster.
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