Rheinpfalz Erlebnisurlaub in Oberstdorf im Allgäu: Alpenflair zum Abheben

Abheben und staunen: LEO-Redakteurin Carolin Keller erkundet mit Tandempilot Tobi Böck beim Gleitschirmfliegen die Allgäuer Berg
Abheben und staunen: LEO-Redakteurin Carolin Keller erkundet mit Tandempilot Tobi Böck beim Gleitschirmfliegen die Allgäuer Bergwelt bei Oberstdorf aus der Luft.

„3, 2, 1“, ich laufe auf den Abgrund zu – und falle weich, in den komfortablen Sitz meines Gleitschirmgeschirrs und in die Hände von Tobi Böck. Der Tandempilot und einer der vier Geschäftsführer des Tandemunternehmens „vogelfrei“ erfüllt gemeinsam mit 14 weiteren Gleitschirm-Tandempiloten im Allgäu seit vielen Jahren den Traum vom Fliegen.

Rund 4000 Gleitschirmflüge

Gute 1000 Höhenmeter unter mir ist das Treiben in und um Oberstdorf auf einmal weit weg. Mein Blick schweift entlang des beeindruckenden Alpen-Panoramas, über mir nur Wolken und die Sonne, himmlische Ruhe. Wie ein Adler gleiten wir in der Luft und nutzen die Thermikaufwinde, um uns immer wieder kreisförmig nach oben zu schrauben. Und dann darf ich den Gleitschirm sogar selbst steuern. Mein Fluggespür wird gelobt. Um meine Schwindelfreiheit ist es leider nicht so gut bestellt. Der Magen meldet sich. Meine Premiere ist Tobis rund 4000. Gleitschirmflug, bei seinem längsten Tandemflug schwebte er sechs Stunden von Oberstdorf bis an die italienische Grenze am Ende des Ötztals. Wir setzen nach gut 20 Minuten zum sanften Landeanflug an. Das mulmige Ziehen im Bauch weicht schnell absolutem Glücksgefühl. Nicht nur in der Luft, auch auf dem Boden hat die Urlaubsregion rund um Oberstdorf ihren Besuchern einiges zu bieten. Ob Jung oder Alt, Familien oder Kinderlose, Sportbegeisterte oder Erholungssuchende, Genießer der einfachen oder der gehobenen Küche – hier kommt jeder auf seine Kosten, sommers wie winters.

Gewaltige Bergpanoramen

Beschwingt vom Adrenalinkick in luftiger Höhe am Morgen, folge ich am Mittag zu Fuß dem Geläut der Kuhglocken durch das wildromantische Oytal (Start: Nebelhornbahn). Gewaltige Bergpanoramen verzaubern hier ebenso wie rauschende Bachläufe und atemberaubende Wasserfälle an steilen Felswänden. Malerische Promenaden führen zum idyllisch gelegenen Berggasthof Oytalhaus, in dem erst einmal eine zünftige Brotzeit auf mich wartet. Wer noch keine müden Beine hat, kann die Wanderung bis zur Käseralpe am Ende des Oytals verlängern. Die eindrucksvolle Höfats und der Stuibenfall entlohnen die Anstrengung. Ich entscheide mich für den bequemen Rückweg auf der Fahrstraße mit dem Tretroller, den man bei trockenem Wetter täglich ab 15 Uhr gegen eine Gebühr am Gasthof ausleihen kann. Genug geschont. Ausgeruht und gestärkt habe ich mir für den nächsten Tag den anspruchsvollen, alpinen Aufstieg zum Rubihorn vorgenommen. Die rund 14 Kilometer lange Tour mit knapp 800 Höhenmetern (etwa sechs Stunden) zu einem der Oberstdorfer Hausberge startet auf der 1260 Meter hoch gelegenen Mittelstation der Nebelhornbahn. Auf aussichts- und blumenreichen Bergwiesen des Roßbichls geht es über viele steile Kehren zum Grat hinauf – Stahlseile helfen beim Klettern. Steil ist auch der Abstieg, der nach einem beeindruckenden Ausblick über das obere Illertal und die Allgäuer Alpen über Hänge zum malerisch gelegenen, unteren Gaisalpsee führt. Die müden Füße werden im eiskalten Wasser erfrischt und tragen uns tapfer weiter den felsigen Abstieg zur bewirtschafteten Gaisalpe hinab. Der locker-luftige Kaiserschmarrn und der spritzige Almdudler sind verdient.

Reservierung fast überall Pflicht

Viele weitere Gaumenfreuden locken in Oberstdorf. Mit heimischen Produkten auch zum Mitnehmen (der aromatische Bergkäse schmeckte noch zuhause) und Abwechslungsreichtum punktet die Oberallgäuer Küche. Kulinarischer Höhepunkt ist das Wiener Schnitzel vom Allgäuer Milchkalb ganz traditionell mit Wildpreiselbeeren und lauwarmem Kartoffel-Gurkensalat in der Löwenwirtschaft. Gourmets empfiehlt sich ein Besuch des dazugehörigen Ess-Ateliers Strauss mit Sterneküche. Reservierung ist wie fast überall in Oberstdorf gerade zur Hochsaison Pflicht. Auf der Suche nach einem genussreichen „Absacker“ werden wir in der Spezerei fündig. Die internationale Auswahl an Weinen lässt das Pfälzerinnen-Herz höher schlagen. Beim spritzigen Viertel Weißwein fliegen die Gedanken zurück zu den schier endlosen Weiten der Allgäuer Bergwelt, aus der Luft und am Boden – zum Abheben schön! | Carolin Keller

Malerisch: der Ausblick vom 1957 Meter hohen Rubihorn.
Malerisch: der Ausblick vom 1957 Meter hohen Rubihorn.
Willkommene Erholung für müde Füße: Nach der mühsamen Tour ins Oytal geht es mit dem Tretroller zurück ins Dorf.
Willkommene Erholung für müde Füße: Nach der mühsamen Tour ins Oytal geht es mit dem Tretroller zurück ins Dorf.
Berauschend: Der Wanderweg durch die Breitachklamm und das Schrattenkalkmassiv des Engenkopfes. Oben angekommen, wird es aussich
Berauschend: Der Wanderweg durch die Breitachklamm und das Schrattenkalkmassiv des Engenkopfes. Oben angekommen, wird es aussichtsreich.
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