Sportmedizin Schmerzen in der Achillessehne: Das ist passiert, das ist zu tun
Um zu verstehen, wie man eine Reizung der Achillessehne in den Griff bekommen kann, ist ein Blick auf die anatomische Struktur sinnvoll. Die Achillessehne ist Teil
Ein zweiter Faktor ist wichtig: Während Muskeln in der Regel gut durchblutet sind und auf angemessene Belastung mit Wachstum reagieren, sind Sehnen insgesamt schlechter durchblutet und mit Nährstoffen versorgt. Dies gilt zum Beispiel für den mittleren Bereich der Achillessehne. Die Medizin spricht hier vom „Gebiet der letzten Wiese“.
Ältere haben höheres Risiko für chronische Beschwerden
Chronische Beschwerden der Achillessehne entstehen schleichend und über einen längeren Zeitraum. Ältere Menschen haben hierfür ein höheres Risiko, Männer auch, und wer Sport treibt wie zum Beispiel Laufen, Tennis, Badminton oder Fußball, läuft ebenfalls Gefahr, sich eine Reizung der Achillessehne zuzuziehen. Ein erhöhtes Risiko geht auch von Sprungsportarten wie Volleyball oder Hochsprung aus.
Die Symptome sind belastungsabhängig, sie zeigen sich beispielsweise darin, dass es beim Joggen plötzlich zwickt oder die Sehne beim Treppensteigen zu spüren ist. Mit der Zeit bildet sich in der sogenannten Mid-Portion-Zone, dem mittleren Bereich der Achillessehne, eine kolbige Verdickung, die deutlich sicht- und fühlbar ist. Die Beschwerden können im schlimmsten Fall dazu führen, dass der Betroffene gar nicht mehr gehen kann.
Doch so weit muss es nicht kommen. Rechtzeitig behandelt, können Patienten ihre Beschwerden sehr gut in den Griff bekommen. Dies geht relativ einfach. Man benötigt lediglich etwas Geduld, denn Heilung braucht Zeit – und etwas Training (siehe „Zur Sache“).
Hilfreich können auch Fersenpolster aus Gel sein, die die Stöße beim Gehen abpuffern und eine leichte Erhöhung der Ferse zur Entlastung bewirken. Manche Patienten reagieren zudem positiv auf eine Stoßwellenbehandlung.
Kortison vergrößert die Gefahr eines Risses
Deutlich abzuraten ist von Kortisonspritzen in die Sehne. Es hat sich gezeigt, dass durch Kortison das Rupturrisiko deutlich steigt. Das heißt, die Behandlung vergrößert die Gefahr eines Risses, obwohl sie genau dieses Risiko ja eindämmen soll. Aus zwei Gründen sollte Kortison von Sehnen entfernt gehalten werden: Zum einen wirkt es wie ein Weichmacher auf das Sehnengewebe. Zum anderen bekämpft es zwar eine Entzündung, blockiert aber gleichzeitig die Selbstheilung des Körpers.
Eine optimale Alternative zu Kortison stellt plättchenreiches Plasma (zum Beispiel ACP) dar, die Behandlung mit Eigenblut, die bereits gründlich erforscht ist. ACP steht für Autologes Conditioniertes Plasma. Autolog heißt körpereigen, conditioniert steht für biologisch angereichert, und Plasma ist ein durch Zentrifugieren gewonnener Bestandteil des Blutes. Es handelt sich hierbei um ein konservatives Verfahren.
Schon länger ist bekannt, dass das Blut körpereigene Wirkstoffe enthält, die die Heilung in Gang setzen und beschleunigen. Treten im Körper Verletzungen auf, wandern umgehend Blutplättchen (Thrombozyten) in großer Anzahl an den Ort des Geschehens, um die Wunde zu verschließen. Die Blutplättchen setzen Proteine frei, die als Wachstumsfaktoren bei der Wundheilung helfen und den Prozess in verschiedener Hinsicht unterstützen. So werden weitere benötigte Zellen und biologische Bausteine zur Wunde transportiert. Außerdem wird die Bildung von Kollagen, Bindegewebe und sogar neuer Gefäße angeregt.
Eigenblutbehandlung mit spezieller Doppelspritze
Zu Beginn der Eigenblutbehandlung wird dem Patienten etwas Venenblut aus der Armbeuge entnommen (zehn bis zwölf Milliliter). Hierbei wird eine eigens entwickelte Doppelspritze verwendet. Das Blut wird danach in einer Zentrifuge für wenige Minuten aufbereitet. Dieses Trennverfahren dient der konzentrierten Gewinnung der Blutplättchen. Damit sie ihre oben beschriebene Aufgabe erfüllen können, werden sie in und um die die betroffene Achillessehne injiziert.
Bei diesem gesamten Vorgang wird nur eine einzige Doppelspritze verwendet. Dank des Doppelkammersystems der Spritze sind eine sterile Gewinnung und sterile Injektion der Wachstumsfaktoren gewährleistet. Dies garantiert eine optimale hygienische Sicherheit für die Patienten. Ein Wiederholen der Therapie in mindestens drei Behandlungen hat sich in Studien bewährt.
Die Achillessehne kann durch chronische Falsch- und Fehlbelastung über einen längeren Zeitraum gereizt werden – oder sie kann auf einen Schlag reißen. Verantwortlich hierfür ist eine unvorbereitete Muskelkontraktion, etwa beim Sport durch einen schnellen Richtungswechsel oder durch plötzliches Abstoppen mit nach hinten ausgestrecktem Bein. Reißt die Achillessehne, klingt das wie ein Peitschenknall, und in der Turnhalle können dies alle deutlich hören. Wo die Achillessehne üblicherweise verläuft, ist plötzlich eine Delle, die Wadenmuskeln sind deutlich verdickt und die Betroffenen können von einer Sekunde auf die andere nicht mehr laufen. Es tritt ein sofortiger Funktionsverlust ein. Dann heißt es, so schnell wie möglich zum Arzt, der sich mit einem einfachen mechanischen Test sowie einer Ultraschalluntersuchung letzte Klarheit verschafft.
Eine gerissene Achillessehne kann entweder konservativ oder chirurgisch behandelt werden. Das konservative Verfahren ist nur dann sinnvoll, wenn der entstandene Zwischenraum nicht zu groß ist, schließlich müssen die abgerissenen Sehnenenden wieder zusammenfinden. Der Patient trägt rund sechs Wochen lang einen Spezialschuh, der den Fuß in einer Spitzfußstellung hält. In dieser Zeit soll die Achillessehne wieder zusammenwachsen.
Zwei Risiken sind besonders erwähnenswert: Die Sehne kann bei der nächsten größeren Belastung wieder reißen. Und es besteht die Gefahr, dass die Sehne zu lang bleibt und nicht mehr die volle Zugkraft entfalten kann.
Minimal-invasive Operation nach Riss der Achillessehne
Entscheiden sich Arzt und Patient für eine Operation, dann werden die beiden ausgefransten Enden der Sehne mithilfe von Fadendurchzugssystemen aneinandergeführt. Die Fäden werden perkutan, also unter der Haut, im Fersenbein verankert. Das Ganze geschieht minimal-invasiv und führt zu einem geringen OP-Trauma. Der Körper selbst hat durch den Riss schon reagiert und an der Stelle des Risses diverse Substanzen ausgeschüttet, die als „Heilungssee“ bezeichnet werden. Hier finden sich wertvolle Wachstumsfaktoren, die das Zusammenwachsen der Sehnenenden beschleunigen. Entsprechende Reha-Maßnahmen vorausgesetzt, können Patienten drei bis fünf Monate nach einem Achillessehnenriss zurück auf den Sportplatz.
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Zur Sache: Training für eine gesunde Achillessehne
Mit dem richtigen Training kann es gelingen, die Beschwerden an der Achillessehne in den Griff zu bekommen. Zwei Beispiele: die Treppenstufenübung und die Faszientherapie.
Die Treppenstufen-Übung sollte man jeden Tag über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten einplanen. Die Ausgangsstellung sieht wie folgt aus: Man hält sich mit einer Hand am Geländer fest und steht barfuß oder in rutschfesten Socken mit dem betroffenen Fuß auf einer Treppenstufe. Und zwar so, dass lediglich der Fußballen und die Zehenspitzen aufliegen. Dieses Bein ist gestreckt, das andere Bein angewinkelt. Nun wird die Ferse, die frei in der Luft schwebt, ganz langsam nach unten abgesenkt, bis es nicht mehr weitergeht. In dieser Position sollte man für drei Sekunden verharren und sich danach zügig in die Ausgangsstellung zurückdrücken. Das Ganze sollte 15 Mal wiederholt werden. Insgesamt drei Durchgänge werden empfohlen. Wer sich sicher fühlt, kann die Belastung mit einem Rucksack steigern.
Bei dieser besonders exzentrischen Treppenstufen-Übung wird mit abbremsenden Bewegungsabläufen gearbeitet. Das exzentrische Training zählt in der Fachliteratur zu den wirksamsten Therapien überhaupt. So konnte nachgewiesen werden, dass sich mit der Treppenstufenübung die Textur der Achillessehne nachweislich verbessert, sie wieder ausreichend mit Nährstoffen versorgt und damit auch wieder reißfester wird.
Eine weitere Möglichkeit der Selbstbehandlung ist die Faszientherapie. Hiermit lassen sich verkürzte und verspannte Muskeln und Sehnen entlang des Beins wieder geschmeidig machen, so dass der erhöhte Zug auf die Achillessehne reduziert wird. Bei den Übungen mit der Faszienrolle ist darauf zu achten, nie über die Achillessehne selbst zu rollen, sondern immer nur über die Muskeln, von der Mitte der Waden bis zur Mitte des Oberschenkels. Es verstärkt den gewünschten Effekt, wenn man langsam rollt und an den Stellen, die sich besonders verhärtet anfühlen, mit dem Gewicht einige Sekunden verweilt. Ein zusätzliches Abrollen der Fußsohle als „Endstrecke“ der Sehne, zum Beispiel mit einem gewöhnlichen Tennisball bringt das letzte Quäntchen.