Fitness Ran an den Speck – mit professioneller Hilfe

Nach einem Jahr Sport und gesunder Ernährung kann Trainerin Anna Kemper ihrem Schützling Christian Treptow gratulieren: Rund 30
Nach einem Jahr Sport und gesunder Ernährung kann Trainerin Anna Kemper ihrem Schützling Christian Treptow gratulieren: Rund 30 Kilo hat er abgenommen. Heute gehört Sport zu seinem Alltag. Die Kosten für einen persönlichen Trainer variieren stark, mit etwa 50 bis 100 Euro pro Stunde muss man allerdings rechnen.

Kann ein Personal Trainer aus einem Sportmuffel einen fitten Menschen machen? Und bleibt man auch dran, wenn man wieder auf sich allein gestellt ist? Unser Autor hat es getestet.

Am Ende war es eine Mischung aus Neugier, journalistischem Interesse und körperlicher Notwendigkeit: Ich habe mich ein Jahr lang in die Obhut einer Personal Trainerin begeben. Als Sportredakteur in etwa so sportlich wie ein Amboss rüberkommen – das geht gar nicht. Also: Ran an den Speck.

Auch Stars wie Matthew McConaughey oder Heidi Klum schwören auf ihre persönlichen Fitnessbetreuer. Und was bei solchen Leuten funktioniert, kann für mich ja nicht verkehrt sein. Meine Wahl fiel auf Anna Kemper, die einzige Personal Trainerin, die ich damals kannte und mit der ich schon einige Male beruflich Kontakt hatte. Die Frankenthalerin ist Kampfsportlerin, verdient ihre Brötchen aber damit, dass sie andere Leute fit macht.

Unser erstes Gespräch fand zwar auf einem weichen Sofa statt, damit war das Thema Komfortzone aber auch erledigt. Sollten Sie sich auch dazu entschließen, mit einem Personal Trainer zu arbeiten, ein Rat: Seien Sie ehrlich. Zu sich und zum Trainer. Wenn der Coach nach dem Gewicht fragt – nicht mogeln oder „die schweren Hosen“ abziehen. Und: Stecken Sie sich realistische Ziele. Aus Otto Normalverbraucher muss nicht zwingend am Ende ein super Triathlet auf Hawaii werden. Es reicht, wenn man am Ende mit sich im Reinen ist.

Herzinfarkt mit Mitte 40? Nein, danke!

Bei mir waren es zwei Wörter, die schwer zu verdauen, aber zusätzlicher Ansporn waren: „leicht gesundheitsgefährdend“. Das war Annas Fazit, nachdem ich alle Karten in Sachen Gesundheit, Ernährung und Bewegung auf den Tisch gelegt hatte. Als ich Annas Worte hörte, wurde mir kurz anders. Herzinfarkt mit Mitte 40? Nein, danke. Lass uns anfangen, bitte! Sofort!

Mein Eifer war geweckt. Die Übungseinheiten waren das ganze Jahr über immer dem jeweiligen Leistungsstand angepasst. Heißt: Am Anfang waren Übungen dabei, die auch ein Couch-Potato bewältigen kann. Anna hat zunächst mal die einzelnen Muskelgruppen getestet, um zu sehen, wo genau die Defizite liegen.

Los ging’s jedes Mal – trainiert habe ich mit Anna zweimal pro Woche für jeweils 45 bis 60 Minuten – mit dem Aufwärmen. Klar, gerade als noch Ungeübter will man sich nicht gleich am Anfang mit einer Zerrung wieder auf die Wartebank setzen. Das Aufwärmen war ebenso obligatorisch wie das Dehnen zum Ende der Stunde, um beweglicher zu werden.

Die Trainerin führt Buch

Der Vorteil einer Personal Trainerin wird schon in der ersten Stunde deutlich, wenn es an die Geräte geht. Die Übungen werden genau erklärt und vorgemacht. Fehler in der Haltung, die beim Sporteln in der Gruppe vielleicht in der Masse untergehen, werden sofort korrigiert. Über das, was ich trainiert habe, hat Anna genau Buch geführt. Auf ihrem Plan hat sie notiert, welche Übung ich gemacht habe, mit wie vielen Wiederholungen oder wie lange. Ihr treuer Begleiter: ein Timer, dessen Piepstöne je nach Übung unterschiedliche Intervalle hatten. Und ja: Damit wurden auch die Pausen genau abgemessen.

Die ersten Erfolge haben sich schnell eingestellt. Nach zwei Monaten waren sagenhafte 13 Kilos drunten. Und je schneller sich der Zeiger der Waage dem zweistelligen Bereich näherte, desto mehr wuchs der Ehrgeiz, immer noch ein bisschen draufzusatteln bei den einzelnen Übungen. Motto: Mehr geht immer! Da hat die Trainerin mitgemacht. Aber da Übermut nur selten guttut, hat sie in den richtigen Momenten auch immer wieder gebremst. Bei den großen Muskelgruppen, zum Beispiel an den Beinen, merkt man auch relativ schnell, wenn man etwas tut.

Der Schützling auch – übers Essen

Auch in Sachen Ernährung hat meine Trainerin mich beraten. Da wurde mir schnell klar, warum es auf der Waage aufwärts, beim Fitnesslevel aber abwärts ging: zu viel Fertigpizza und zuckerhaltige Getränke, zu wenig Obst und Gemüse.

Also wurde der Speiseplan von einem Tag auf den anderen komplett umgestellt. Das war ein radikaler Schritt, der, zugegeben, am Anfang auch wehgetan hat. Am Ende hat er sich aber ausgezahlt. Sehr geholfen hat mir dabei – man mag es kaum glauben – mein leichter Hang zur Bequemlichkeit. Denn Anna ließ mich in den ersten Monaten ein Ernährungstagebuch führen. Dabei müssen in eine Tabelle alle Mahlzeiten mit Uhrzeit eingetragen werden. Da ich aber keine Lust hatte, jedes Mal den Computer hochzufahren oder das Programm zu wechseln, hab ich die kleinen Schnäkereien zwischendurch, die vorher an der Tagesordnung waren, schlicht weggelassen.

Außerdem gibt es einem auch ein besseres Gefühl, wenn man das Tagebuch der Trainerin vorlegt und pro Tag stehen nur vier bis fünf Posten drauf statt acht oder neun. So war die Faulheit endlich mal zu etwas nutze. Auch hier ganz wichtig: Seien Sie ehrlich. Zu sich und zum Trainer. Wenn man mal Lust auf ein Stück Schokolade hat, dann ist das eben so. Aber aufschreiben muss man es trotzdem, sonst wird am Ende das Ergebnis verfälscht.

Abschied von der geliebten Fertigpizza

Einer der größten Dickmacher sind weiterverarbeitete Lebensmittel, also die schon erwähnte Fertigpizza, fertige Soßen im Glas und so weiter. Das alles wurde durch frische Sachen ersetzt, weshalb mich der Obst- und Gemüsehändler meines Vertrauens bald sehr viel häufiger sah als gewöhnlich und sich womöglich auch verwundert die Augen gerieben hat, was ich auf einmal alles benötigte.

Paprika, Zucchini, Auberginen, Zwiebeln und Co. wollten selbstverständlich auch zubereitet werden. Aber meine Kochkünste waren bis dahin eher im rudimentären Bereich angesiedelt. Das hat sich geändert. Zwar bin ich auch heute noch nicht so weit wie ein Bekannter, für den zwei, drei Stunden am Herd abends die reinste Entspannung sind. Aber ich komme zurecht und kann Rezepte mehr oder weniger gelungen umsetzen. Auch hier hat mir Anna sehr geholfen und mir Vorschläge aus ihrem reichhaltigen Fundus zukommen lassen.

Es ist aber auch nicht so, dass man sich dann nur noch selbst kasteien muss. Einmal pro Woche darf man einen Cheat Day einlegen, also einen Schummel-Tag, an dem man sich auch mal bei seinem Lieblingsrestaurant eine Pizza oder einen Burger genehmigen darf.

Bald auf eigene Faust trainiert

Natürlich gab es auch Momente, vor denen ich echt Bammel hatte. Zum Beispiel, als Anna mal drei Wochen in Urlaub war – klappt es auch ohne ihr wachsames Auge? Aber alles kein Problem. Meine Trainerin nahm vor ihrem Abflug ein auf meinen Leistungsstand zugeschnittenes Video mit Übungen mit ihr als „Vorturnerin“ auf. So wurde das Wohnzimmer schnell zu einem Fitnessraum.

Auch eine Woche Trainingspause (krank) oder ein ganzer Monat (kleiner operativer Eingriff) haben mich am Ende nicht aus der Bahn geworfen. Im Gegenteil. Ich habe, während ich so auf der Couch lag, wirklich gemerkt, wie mir die Bewegung mehr und mehr gefehlt hat. Übungen wie Fallschirmspringer, Alligator, Mountainclimber, Klappmesser, Pistol Squats oder Krabbengang waren genauso schnell Teil des Alltags geworden wie das Theraband, Kettlebellgewichte, Strickleiter und Battlerope. Zusätzlich zu den Stunden mit Anna habe ich auch bald angefangen, einmal pro Woche auf eigene Faust zu trainieren.

Mehr Platz in Schrank und Koffer

Ein Jahr unter der Ägide einer Personal Trainerin – das geht natürlich nicht spurlos an einem vorbei. Man muss, je nachdem, was man am Anfang auf die Waage gebracht hat, das eine oder andere Mal neue Klamotten kaufen. Das gefällt dem Konto zwar nicht, dafür machen andere Begleitumstände das wieder wett. Man hat zum Beispiel mehr Platz im Kleiderschrank, weil die T-Shirts und Hosen kleiner sind. Das merkt man auch, wenn man den Koffer für den Urlaub packt oder die Klamotten zum Trocknen auf den Wäscheständer hängt.

Was am Ende davon geblieben ist? Nun, zunächst mal ein unbändiger Drang, sich bewegen zu wollen, sich irgendwie sportlich zu betätigen. Ich habe mir zum Beispiel nach dem Jahr ein paar Hanteln und Kettlebells zugelegt. Damit wird das Wohnzimmer immer noch regelmäßig zum Fitnessraum umfunktioniert. Bevorzugt in den frühen Morgenstunden, noch vor dem Frühstück, weil das die Fettverbrennung fördert. Aber auch beim Training macht es die Mischung. Und so gehe ich weiter regelmäßig in den Wald zum Wandern und treffe mich mit einem Freund zum Fahrradfahren. Das Training mit Anna hat nachhaltige Wirkung gezeigt – genau das hatte ich mir zu Beginn gewünscht.

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