Gesundheit Gefürchtete Blutsauger: Wie man sich vor Zecken schützen kann

Die Gefahr von Zeckenstichen lauert in hohem Gras und auch im Wald.
Die Gefahr von Zeckenstichen lauert in hohem Gras und auch im Wald.

In der Corona-Krise haben viele Menschen mehr Freizeit, die sie häufig draußen in der Natur verbringen. Damit einher geht eine höhere Wahrscheinlichkeit, an einem Zeckenstich zu erkranken. Mit den steigenden Temperaturen werden die Krabbeltiere zudem vermehrt aktiv. Doch wie kann man sich davor schützen?

Von Johannes Treib

Ab dem Frühsommer klettern Zecken besonders gerne auf Gräser und Büsche. Bei Geruchsreizen, Lichtveränderungen oder Erschütterungen wechseln sie von der Warte- in die Lauerstellung und streifen sich an einem vorbeigehenden Wirt, an einem Menschen oder Tier, ab.

Die Wahrscheinlichkeit eines Zeckenstichs kann deutlich reduziert werden, wenn man auf festen Wegen bleibt und geeignete Kleidung trägt. Am besten sind feste Schuhe und lange Hosen. Besonders achtsame Zeitgenossen stecken ihre Hosenbeine in die Socken und benutzen zeckenabweisende Mittel. Dabei handelt es sich um synthetische oder natürliche Stoffe, die durch ihren Geruch Zecken fernhalten. Diese sogenannten Repellentien werden auf die Haut aufgetragen und können für einige Stunden einen gewissen Schutz bieten.

Regelmäßig Rasen mähen hält Garten zeckenarm

Wer den eigenen Garten zeckenarm halten will, sollte regelmäßig seinen Rasen mähen, seinem Hund oder seiner Katze ein Zeckenhalsband spendieren und Mäusen keine Nahrung bieten, da Kleinsäuger die Hauptwirte der Zecken sind.

Die Zecke sucht zunächst eine passende Einstichstelle, an der sie möglichst unbemerkt mehrere Tage lang Blut saugen kann. Als Einstichstelle bevorzugt sie dünne, feucht-warme Haut – beim Menschen sind dies Kniekehle, Leistenbeuge, Genitalbereich, Haaransatz und der Bereich hinter den Ohren. Beim Saugvorgang sondert das Tier einen speziellen Speichel ab, um zu verhindern, dass das Blut gerinnt. Dieses Sekret wirkt auch schmerzhemmend, damit der Wirt die Zecke nicht bemerkt.

Die vollgesogenen Zecken lassen sich schließlich fallen. Die Weibchen legen mehrere Tausend Eier bevor sie sterben. Aus den Eiern entstehen zunächst 0,5 Millimeter kleine Larven, die sich nach einer Blutmahlzeit zu einer etwa 1,2 Millimeter großen Nymphe weiterentwickeln. Nach einer weiteren Blutmahlzeit werden daraus die knapp vier Millimeter großen erwachsenen Zecken, die vollgesogenen Weibchen werden mehr als einen Zentimeter groß.

Im Südwesten ist die häufigste durch Zecken übertragene bakterielle Erkrankung die Borreliose, die häufigste Virenerkrankung ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die zu einer Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns führt. Coronaviren können übrigens nicht durch Zecken übertragen werden.

Borreliose-Infektion überall möglich

An der um ein Vielfaches häufigeren Borreliose kann man sich hingegen praktisch überall infizieren, wo es Zecken gibt. In unserer Region können bis zu einem Drittel der Zecken Borrelien in sich tragen. Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Zeckenstich Krankheitssymptome zu entwickeln, liegt jedoch nur bei knapp einem Prozent. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Borrelien meist länger als einen Tag benötigen, um von der Zecke in den Menschen zu gelangen. Daher ist es empfehlenswert, sich beziehungsweise seine Kinder nach einem Aufenthalt im Freien abzusuchen und insbesondere auf die oben aufgeführten Körperstellen zu achten. Dabei ist es wichtig, auch an die kleinen Larven und Nymphen zu denken. Diese sind zwar weniger ansteckend aber weitaus häufiger zu finden.

Wenn Zecken schnell entfernt werden, wird das Risiko einer späteren Borreliose-Erkrankung massiv reduziert. Am besten versucht man, mit einer spitzen Pinzette die Zecke möglichst am Kopf zu greifen und leicht wackelnd herauszuziehen. Notfalls kann man dies auch mit spitzen Fingernägeln versuchen oder die Zecke mit einem Messer oder einer Plastikkarte abstreifen. Wenn ein Teil des Stechapparates in der Haut stecken bleiben sollte, so kann man wie bei einem Holzsplitter vorgehen. Die Wunde sollte anschließend desinfiziert und eine bis zwei Wochen lang beobachtet werden. Ein Arztbesuch ist erforderlich, wenn eine mehr als fünf Zentimeter große Hautrötung auftritt.

Zum Glück kommt es bei rund 90 Prozent der Erkrankten lediglich zu Hautveränderungen mit einer relativ charakteristischen Rötung, die auch als Wanderröte bezeichnet wird und sehr gut mit Antibiotika behandelt werden kann. Diese Wanderröte darf nicht mit einer mückenstichähnlichen Hautrötung verwechselt werden, die im Bereich der Einstichstelle nach fast allen Zeckenstichen zu beobachten ist. Im Gegensatz zu der mückenstichähnlichen Hautrötung tritt die Wanderröte erst mit mehreren Tagen Verzögerung auf und hat einen Durchmesser von mehr als fünf Zentimetern.

Neuroborreliose tritt mit großer Verzögerung auf

Die Symptome der weitaus selteneren aber gefährlichen Neuroborreliose treten hingegen erst mit einer Verzögerung von mehreren Wochen oder sogar Monaten auf. Oft kommt es zu Nervenschmerzen, die manchmal mit Bandscheibenvorfällen verwechselt werden, oder zu einer Gesichtslähmung. Unbehandelt kann es zu einer chronischen Neuroborreliose kommen, die eine Multiple Sklerose-ähnliche Symptomatik aufweisen kann.

Die Wahrscheinlichkeit, sich zeitlebens mit Borreliose zu infizieren, ist in unserer Region relativ hoch und steigt mit dem Lebensalter. Bei Jugendlichen findet man bei etwa sieben Prozent Antikörper gegen Borrelien, bei Senioren sind rund 20 Prozent positiv. Bei Risikogruppen wie zum Beispiel Forstarbeitern kann die Rate sogar doppelt so hoch liegen. Früh erkannt lässt sich die Erkrankung sehr gut mit Antibiotika behandeln.

Zum Autor

Professor Dr. Johannes Treib ist Chefarzt der Klinik für Neurologie des Westpfalz-Klinikums in Kaiserslautern.

FSME-Gebiete

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) tritt nur in bestimmten Regionen, vor allem in Süddeutschland auf. Bundesweit gab es im vergangenen Jahr nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) 444 FSME-Erkrankungen. Dies entsprach einer Abnahme von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr (584 FSME-Erkrankungen). In Rheinland-Pfalz kam es in den vergangenen Jahren nur zu vereinzelten Infektionen im Landkreis Birkenfeld.

Eine Zeckenimpfung schützt nur vor der FSME und ist daher lediglich für Personen empfehlenswert, die in FSME-Risikogebieten einem Zeckenstichrisiko ausgesetzt sind.

Eine Karte der FSME-Risikogebiete und weitere Informationen zu der von Zecken ausgehenden Gefahr gibt es beim Robert-Koch-Institut (RKI) unter www.rki.de/fsme.

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