Gesundheit Auch junge Meschen ohne Vorerkrankungen können an Corona sterben

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Mehr als 4,5 Millionen Menschen sind nach Zahlen der Johns-Hopkins-Universität im Zusammenhang mit Sars-CoV-2 verstorben. Doch gibt es lediglich bei „klar definierten Risikogruppen“ schwere Corona-Verläufe oder Corona-Tote, wie in einem Facebook-Post (archiviert) behauptet wird? Der Post unterstellt auch, dass die Corona-Politik in Deutschland nur an den bestätigten Corona-Fällen festgemacht sei und alle Genesenen ignoriere.

Nicht nur Risikogruppen, auch junge Menschen ohne Vorerkrankung können schwer an Covid-19 erkranken oder daran sterben. Neben der Zahl der positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Personen wurden bei politischen Entscheidungen seit Beginn der Pandemie weitere Indikatoren wie die Intensivbettenauslastung berücksichtigt.

Zwar erkranken Risikogruppen wie ältere Menschen oder Personen mit Asthma, Diabetes oder Übergewicht deutlich häufiger schwer an Covid-19. Aber auch junge gesunde Menschen können schwere Covid-Verläufe durchmachen oder sogar infolge der Infektion sterben, wie ein 26-Jährige Mann aus Essen ohne Vorerkrankungen.

Dass auch Menschen außerhalb der Risikogruppe an Corona sterben, belegen auch verschiedene Studien. Eine Untersuchung der Stanford-University zeigt etwa, dass in Frankreich zwei Prozent der Menschen, die infolge einer Corona-Infektion starben, jünger als 65 waren und keine Grunderkrankungen hatten.

Anders als bei einer Erkältung klagen einige Corona-Patientinnen über Langzeitfolgen, das sogenannte Long-Covid-Syndrom. Eine chinesische Studie zeigt etwa, dass von über 1200 Personen, die sich mit Corona infiziert hatten, fast jede dritte noch ein Jahr nach der Infektion an Kurzatmigkeit litt.

Die 7-Tages-Inzidenz, also die innerhalb einer Woche gemeldeten Corona-Fälle pro 100 000 Einwohner, ist zwar ein wichtiger Indikator und beeinflusst die Infektionsschutzmaßnahmen. Doch schon seit Beginn der Pandemie werden weitere Faktoren berücksichtigt, wie etwa die Belegung der Intensivbetten. Deren Entwicklung war bereits im April 2020 als wichtige Kennziffer im Maßnahmenpapier der Bundesregierung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie aufgeführt.

Ende August 2021 forderte der Bundestag die Regierung auf, das Infektionsschutzgesetz „aufgrund des Impffortschritts“ anzupassen und die 7-Tages-Inzidenz nicht mehr als alleinigen Indikator für die verordneten Schutzmaßnahmen aufzuführen.

Das Bundeskabinett billigte am 31. August die Neuregelung: Zukünftig soll als wesentlicher Maßstab die sogenannte Hospitalisierungsrate zur Bewertung des Infektionsgeschehens berücksichtigt werden, also die Zahlen der in regionalen Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen.

Mit der Behauptung, Genesene seien die „eigentliche Lösung“ der Pandemie, wird im Facebook-Post gegen das Ziel einer möglichst hohen Impfquote argumentiert. Eine Durchseuchung der Bevölkerung würde jedoch viele zusätzliche Tote und Langzeitgeschädigte nach sich ziehen. So würden bei sehr hohen Neuinfektionszahlen mehr geimpfte Personen aus Risikogruppen angesteckt werden, da die Impfung nicht zu 100 Prozent schützt.

Laut Divi-Register sind zurzeit etwa 3500 von 22 400 Intensivbetten in Deutschland frei. Je mehr dieser Plätze wegen einer erneuten Corona-Welle mit Patienten mit schweren Verläufen belegt wären, desto weniger andere Patienten mit intensivmedizinischem Bedarf könnten direkt behandelt werden.

Zudem bedeutet eine Durchseuchung der Bevölkerung nicht das Ende der Pandemie, wie beispielsweise Zahlen aus Brasilien zeigen: Obgleich zwei Drittel der Bewohner und Bewohnerinnen von Manaus durch Infektionen Antikörper gegen das Coronavirus gebildet hatten, kam es im vergangenen Winter zu einem erneuten starken Ausbruch. Dieser traf die Stadt sogar härter als die erste Welle.

(Stand: 31.8.2021)

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