Im Garten Lavendelpracht wie in der Provence

Provence-Urlauber schwärmen von unendlich scheinenden, lilafarbenen Feldern voll duftendem Lavendel. Hier wird das kostbare Lavendelöl, Bestandteil von Kosmetik und Parfüms, gewonnen. Wer sich diese duftende Pracht im eigenen Garten wünscht, hat in der Pfalz gute Karten – Lavendel aller Art gedeiht hier bestens. Voraussetzungen: wenige.

Die wichtigste ist ein sonniger, warmer Standort mit ausreichend Platz. Die Erde muss unbedingt durchlässig sein und ohne Staunässe. Am besten kalkreich und sandig-steinig, wie Christine Rauch, Fachberaterin für essbare Wildpflanzen aus Erfurt, empfiehlt. Ideal ist es laut der Expertin, wenn der Boden ein leichtes Gefälle aufweist, damit Regenwasser gut abfließen kann. Der pH-Wert der Erde sollte zwischen 6,5 und 8,3 liegen. Dann steht einer Ernte der Blüten kaum noch etwas im Weg. Düngen muss man Lavendel nur in Ausnahmefällen oder wenn er im Topf gehalten wird.
Insektenwelt profitiert
„Jetzt ist eigentlich die beste Zeit für den Lavendel“, schwärmt Rauch, obwohl sie bei ihrem Besuch bei der Bundesgartenschau in Mannheim zugibt, dass das heiße, trockene Wetter in der Kurpfalz die Blüte dieses Jahr sehr beschleunigt hat. Normalerweise wird etwa ab Mitte Juli bis in den August geerntet, noch bevor die Blüten sich ganz geöffnet haben. Dann entwickelt Lavendel das meiste Aroma. Rauchs Empfehlung: rund um die Pflanzen mit weißem Sand mulchen. Das bringt mehr Blüten hervor. Davon profitieren auch die Insekten, die vom Lavendel zahlreich angelockt werden.

Seine Vorliebe für trockene, warme Gegenden bringt der zu den Lippenblütlern zählende Halbstrauch aus seiner vermutlichen Heimat Persien mit. Schon in der Antike verwendete man Blüten und Öl im Bereich der Kosmetik und der Hygiene. Das lateinische „lavare“ (für waschen) weist darauf hin.
Mönche brachten den Lavendel über die Alpen. In der Klostermedizin wurden schon damals die beruhigenden und desinfizierenden Wirkstoffe – rund 2000 sollen es sein – des ätherischen Öls wie Linalylacetat und Linalool genutzt. So überzeugt war man von der Wirkung, dass man im Mittelalter Lavendelöl auch gegen die Pest einsetzte.
Harmonisierendes Öl
„Das Öl harmonisiert, ist angstlösend, antimikrobiell, antiseptisch und Galle-fördernd“, fasst Christine Rauch zusammen. Außerdem löst es Krämpfe. Noch ein Vorteil gegenüber anderen ätherischen Ölen: „Lavendelöl ist das einzige ätherische Öl, das man unverdünnt auf die Haut auftragen kann“, so Rauch. Etwa, um kleinere Wunden zu desinfizieren. Es sei denn, man ist allergisch. Außerdem sollte man nur auf hochwertiges, biologisch gewonnenes Öl zurückgreifen.

Wer mit der Lavendel-Ausbeute aus dem eigenen Garten selbst Öl herstellen möchte, sollte wissen: Der Ölanteil frischer Blüten beträgt nur 0,1 bis ein Prozent, der getrockneter Blüten bis zu drei Prozent. In den Blättern ist das Öl in geringerem Umfang enthalten. Um eine hinreichende Menge mittels Wasserdampfdestillation zu produzieren, benötigt man eine große Menge Blüten sowie ein Gerät mit entsprechendem Volumen. In Deutschland sind für den meldefreien Privatbereich nur Kleindestillen erlaubt, mit denen sich die Ölausbeute pro Vorgang auf nur wenige Tropfen beläuft.
Christine Rauch greift bei den Kursen ihrer Firma „Wildrausch“ rund um Wildpflanzen aber auch auf Lavendelhydrolat, das beim Destilliervorgang in größerer Menge entsteht, zurück. Es wird hauptsächlich für kosmetische Produkte verwendet. Hier kann sich für experimentierfreudige Gärtnerinnen und Gärtner die Anschaffung einer kleinen Destille lohnen, die auch für Hydrolate anderer Heilpflanzen genutzt werden kann.
Außerdem lohnt sich ein Blick auf die verschiedenen Lavendelsorten, bevor man sie anpflanzt. Im Gartenmarkt und in Gärtnereien sind überwiegend Züchtungen von Lavandula angustifolia erhältlich. Sie unterscheiden sich vor allem hinsichtlich Größe und Blütenfarbe, die von weiß bis dunkel-violett reicht.
Keine Ernte nach Dauerregen
Will man Öl und Hydrolat herstellen, sollte man sich auf die Provence besinnen. Hier wird zum Großteil Lavandin (Lavandula x intermedia) angepflanzt, eine Kreuzung aus Lavandula angustifolia und Speicklavendel, die einen höheren Ölanteil entwickelt. Für alle Sorten gilt, dass sie am besten in der Mittagszeit geerntet werden sollten, um einen hohen Ölanteil zu erhalten. „Man sollte nicht direkt nach Dauerregen ernten, damit die Pflanze wieder ätherisches Öl bilden kann“, rät Rauch.
Die Lavendelstängel werden zu kleinen Sträußen gebunden und an einem trockenen Ort ohne direkte Sonne aufgehängt. Man kann die Blüten zum Trocknen auch auf sauberen Küchenhandtüchern auslegen. Danach werden sie in Duftsäckchen, als Badezusatz, als Tee oder als Zusatz beim Backen und Kochen verwendet. Frisch kann man abgezupfte Blüten auch in Salz oder Zucker einlegen, im Mixer zerkleinern und in verschlossenen Behältern zum Aromatisieren von Gerichten aufbewahren.
Ganze Lavendelähren werden in hochwertigen Essig gegeben, der nach einer gewissen Ziehzeit Salatsoßen bereichert oder auch verschenkt werden kann. Grobes Meersalz mit Lavendelblüten in einem hübschen Gefäß ist ein ebenfalls schönes Mitbringsel. Christine Rausch verweist auf die Vielfalt, mit der Lavendel in der Küche Gerichte verfeinern kann. „Lavendel ist ein Alleskönner, der so viele Facetten hat“, schwärmt sie.
Info
- www.wildrausch.de
- www.waschhaus-alach.de
- Marie Zotter: „Lavendel in seiner Vielfalt“. Freya-Verlag
Zur Sache
Als Rosenbegleitpflanze, wie oft empfohlen wird, ist Lavendel nur bedingt geeignet. Rosen brauchen humosen, nährstoffreichen Boden und vertragen keine anhaltende Trockenheit. Zum anderen kann sich ausbreitender Lavendel einer Rose zu dicht auf die Blätter rücken.